Der Immobilienmarkt in neuer Balance
20.10.2023
Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft der Interhyp AG
Der erhöhte Leitzins tut den Eigenheimträumen der Deutschen derzeit keinen Gefallen. Geopolitisch und ökonomisch ist der Weg dahin gerade mehr als holprig. Wer jetzt bereits um seine Pläne für eine ruhige, angenehme Rente in gewohntem Lebensstil fürchtet, braucht jedoch nicht zu verzweifeln: Mirjam Mohr, Vorständin für das Privatkundengeschäft der Interhyp AG spricht im Interview mit finanzwelt über das Thema Baufinanzierung, wie der Traum vom Eigenheim dennoch in Erfüllung gehen kann und warum gerade jüngere Generationen – Millennials und Gen Z – ihr festes Lebensziel, beziehungsweise ihre Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden nicht aufgeben müssen.
finanzwelt: Frau Mohr, auch am Thema Baufinanzierung zieht die derzeitige geopolitische Lage nicht unbemerkt vorbei – wie kann es jetzt seine Stabilität beweisen?
Mirjam Mohr» Wir sehen bereits, dass der Immobilienmarkt eine neue Balance findet. Sowohl die Immobilienpreise als auch die Zinsen haben sich in den vergangenen Monaten stabilisiert. Der Wunsch nach einem eigenen Zuhause ist ungebrochen groß, und entsprechend groß ist auch der Bedarf nach einer entsprechenden Finanzierung.
» Wir sehen bereits, dass der Immobilienmarkt eine neue Balance findet. Sowohl die Immobilienpreise als auch die Zinsen haben sich in den vergangenen Monaten stabilisiert. «
finanzwelt: Wie sähe eine solche Finanzierung aus?
Mohr» Eine Finanzierung ist stets individuell. Besonders wichtig ist dabei immer: Die Finanzierung muss zum Leben passen und nicht andersherum. Daher ist eine Beratung auch so wichtig, in der alle Optionen durchgespielt werden: Mit welcher monatlichen Rate fühlt man sich wohl? Welche Zinsbindung passt optimal? Welche Förderungen gibt es für mich? Kann man Kompromisse bei der Lage oder Größe des Objekts machen?
finanzwelt: Der Traum vom Eigenheim ist für viele Deutsche Motivation und Belohnung zugleich. Bleibt das Eigenheim weiter eine beliebte Form der Altersvorsorge?
Mohr» Ob als Kapitalanlage oder zur Eigennutzung: Wer in eine Immobilie investiert, investiert in seine Altersvorsorge. Als Kapitalanleger profitiere ich von den Mieteinnahmen, als Eigennutzer lebe ich mietfrei. Eine Immobilie ist außerdem noch immer und gerade jetzt ein guter Inflationsschutz. Deshalb arbeiten wir unermüdlich dafür, dass sich möglichst viele Menschen den Traum vom Eigenheim erfüllen können.
finanzwelt: Die sogenannten Babyboomer verlassen nach und nach die Arbeitswelt – wie wirkt sich der demografische Wandel im Vergleich zwischen Jung und Alt aus? Ist Baufinanzierung für Millennials und Gen Z ein Thema?
Mohr» Gerade der jüngeren Generation möchte ich zurufen: Befasst Euch mit dem Thema Finanzen im Allgemeinen und dem Thema Immobilien im Speziellen! Im Rahmen unserer Wohntraumstudie hatten wir herausgefunden, dass das Eigenheim auch bei der Gen Z zu den festen Lebenszielen gehört. Die Sehnsucht nach den eigenen vier Wänden ist also auch in der jüngeren Generation da.
finanzwelt: Bei Immobilieninteressenten ist die Stimmung aktuell ein wenig gedämpft – welchen Lichtblick gibt es da?
Mohr» Die aktuelle Situation auf dem Immobilienmarkt ist für viele Kundinnen und Kunden herausfordernd, keine Frage. Gleichzeitig stellen wir in den Beratungen immer wieder fest: Für die meisten Menschen ist mehr möglich, als sie anfangs noch denken. Das kann auch bedeuten, dass der Traum anders verwirklicht wird als zunächst angenommen: Kleineres Objekt, Stadtrand statt Stadtzentrum, vielleicht eine Kapitalanlage statt Eigennutzung – solche Fragen klären wir in der Beratung.
finanzwelt: Wie sehen Sie die Zinsprognose für das 2. Halbjahr 2023, bzw. das Jahr 2024?
Mohr» Nach den jüngsten Zinsschritten der Notenbanken scheint der Zinsgipfel in Sicht. In den kommenden Monaten müssen Immobilieninteressierte mit einem ähnlichen Zinsniveau rechnen wie aktuell – es gibt also keinen Grund zu warten. Wir rechnen damit, dass sich die Zinsen weiterhin in einem Korridor zwischen 3,5 % und 4 % bewegen.
finanzwelt: Die Veränderungen am Markt scheinen unausweichlich. Wie meistert Interhyp hohen Leitzins, Bauträger-Insolvenzen und verunsicherte Kunden?
Mohr» Der Markt hat sich stark verändert, was Käufer wie Verkäufer zunächst verunsichert hat – inzwischen finden beide Seiten aber immer häufiger zueinander. Gleichzeitig bietet dieser Markt neue Chancen: Es gibt ein größeres Angebot an Immobilien und Preise können wieder verhandelt werden – und diese Chancen zeigen wir unseren Kundinnen und Kunden auf.
finanzwelt: Welche Aufgabe haben Berater derzeit?
Mohr» Unsere Beraterinnen und Berater sind heute noch mehr in der Rolle des Navigators für unsere Kundinnen und Kunden gefragt. Gerade beim Thema energetische Sanierung stellen wir häufig eine Verunsicherung fest. Dazu hat auch die Hängepartie rund um das GEG beigetragen. Hier geben wir den Menschen Sicherheit, führen Sie durch den gesamten Prozess der Finanzierung und erklären ihnen im Detail, welche Optionen sie haben und was das konkret bedeuten würde.
finanzwelt: Abschließend: Was würden Sie unseren Lesern mit auf den Weg geben?
Mohr» Lassen Sie sich beraten! Unsere aktuelle Leistbarkeitsstudie hat ergeben, dass sich nur 37 % die Finanzierungskosten wirklich im Detail durchgerechnet haben. Der Rest verlässt sich auf das Bauchgefühl. Nur wer sich beraten lässt, kennt alle Optionen. Und häufig ist mehr möglich, als man zunächst denkt. (ml)