Der Erfolgsfaktor ist der Vertriebspartner

07.04.2020

Herbert Behr, Dr. Hendrik Müller-Lankow, Hans-Peter Hierse (v. l. n. r.)

finanzwelt: Ja, aber auch in den C-Lagen werden mittlerweile Preise aufgerufen, die vor zwei bis drei Jahren dort noch undenkbar waren. Ist das ein nachhaltiges Geschäftsmodell? Oder wird hier der Markt zuerst einbrechen? Hierse: Einbrüche passieren in Einzelfällen nur dann, wenn man eine Wohnung zu Höchstpreisen vermietet, die keinen Standard hat, also die Mietwohnung nicht renoviert wurde. Da sind die Mieter dann nicht mehr bereit, die Miete zu bezahlen. Wenn Sie aber heute Immobilien im Speckgürtel erwerben, und diese zu hohen Preisen vermieten wollen, ist eine umfassende Renovierung eine Grundvoraussetzung. Letztendlich lassen sich die Mieten durch solche Maßnahmen auch in diesen Lagen, also in den Speckgürteln, enorm steigern.

finanzwelt: Der ausländische Immobilienmarkt bietet je nach Land und Zugang weit größere Chancen als der Deutsche. Was sind die Faktoren, die dafür verantwortlich sind? Geringere Steuern und Kosten? Höhere Ertragsmöglichkeiten? Müller-Lankow: Afrika ist gerade sehr interessant. Die afrikanischen Staaten haben einen gemeinsamen Weg gefunden. Das jüngste Beispiel ist der Beschluss der afrikanischen Freihandelszone, was zu einer starken Zunahme des Handels führen wird. Dann wurde jüngst eine afrikanische Eingreiftruppe in die westliche Sahelzone entsandt, um Terroristen zu bekämpfen. Das ist auch ein Zeichen dafür, dass Afrikaner gelernt haben, sich selbst um ihre Probleme zu kümmern. Das schweißt alle Afrikaner zusammen. Dennoch muss man bei 55 Einzelstaaten genau hinschauen, wo man investieren möchte.

finanzwelt: Wo investieren Sie denn? Müller-Lankow: Ruanda und Tansania stechen unter den afrikanischen Staaten besonders hervor. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmen: Es gibt ein gutes Wirtschaftsklima, gute Bildungschancen, sehr stabile Inflations- und Wechselkursdaten und seit über 20 Jahren ein sehr konstant hohes Wirtschaftswachstum. Gerade in den Großstädten, also in Dar es Salaam oder Dodoma in Tansania oder in Kigali in Ruanda ist der Wohlstand recht hoch. Was dort gerade Investitionen im Immobilienbereich interessant macht, ist, dass es dort noch viele Marktineffizienzen gibt, die man beseitigen kann: Mangel an Wohnraum in bestimmten Lagen, Büroflächen, die auch so ausgestaltet sind, wie der Markt sie nachfragt, Einzelhandelszentren an den Hotspots. Im Einzelhandelssegment gibt es eine interessante Entwicklung: Internationale Marken und Ketten gehen in diesen Markt, große Einzelhandelszentren verdrängen den kleinen Handel. Auch diese Entwicklung werden wir ausnutzen.

finanzwelt: Man muss sich eben auskennen am Markt. Wie sehen eine gute Marktkenntnis und ein guter Marktzugang aus? Müller-Lankow: Wir analysieren den Markt fortlaufend und haben einen engen Kontakt zu den Behörden vor Ort. Zusätzlich konnten wir jüngst den Tansanier Heri Bomani für MLC Properties gewinnen. Er ist seit über 20 Jahren in der Immobilienbranche tätig und bringt sein gesamtes Know-how und Netzwerk mit zu MLC.

finanzwelt: Wo sind die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen gleichwertig oder besser als bei uns? Hierse: Andere Länder kommen für uns als Investition nicht in Frage. Müller-Lankow: Afrika wird generell als eher unsicher empfunden, weil die einzelnen Staaten über einen Kamm geschert werden. Ich habe den Konflikt in der Westhandelszone angesprochen, dann ist der Südsudan sehr problematisch – so etwas prägt eben die Wahrnehmung von Investoren. Es ist aber auch eine enorme Chance, weil man dort Renditen erzielt, wo andere Investoren noch zurückschrecken, weil sie sich nicht gut mit den Märkten auseinandergesetzt haben. Dies ist das Glück derer, die sich für gezielte Afrika-Investments entscheiden. Behr: Kann es sein, dass die Chinesen dort auch eine Rolle spielen, wegen der Neuen Seidenstraße? Das ist dann der Vorteil von solchen Investments, weil dort die Rechtssicherheit dann wesentlich besser umgesetzt wird. Müller-Lankow: Tansania und Ruanda sind Rechtsstaaten: Es gibt Verfassungen, es gibt Parlamente, es gibt Behörden, die sich genauso an die Gesetze halten, wie deutsche Behörden. Beispielsweise ist beim Eigentumserwerb von Grundstücken alles klar geregelt; es bleibt auch kein Raum für Willkür. Das System funktioniert sehr gut – auch für ausländische Investoren. Die afrikanischen Staaten haben erkannt, so Paul Kagame, dass Investitionen, nicht Finanzhilfen, die Quelle von Wohlstand und Wachstum sind.

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