Bergauf, bergab

07.04.2015

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**Wann geht es mit den Renditen für Staatsanleihen wieder bergauf? Das Umfeld lässt derzeit nicht erahnen, wann die Renditen ansteigen könnten. Die EZB hat mit dem Kauf von Staatsanleihen in einem breiten Umfang begonnen – in der Absicht, die europäische Wirtschaft flott zu machen. Der Ausgang dieses Experiments ist ungewiss. Für Anleihen-Investoren wahrlich alles andere als einfache Zeiten. Flexibles Handeln ist gefordert.

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Die Wirtschaft in der Eurozone dümpelt vor sich hin. Auch hierzulande deuten wichtige Stimmungsindikatoren insgesamt höchstens auf ein moderates Jahr hin. Das findet seinen Niederschlag in der Geldpolitik. Die US-Notenbank will nicht mehr geduldig agieren, wie sie Mitte März verkündete. Durch den Abschied von dem Grundsatz gibt die Fed den Weg für eine baldige Leitzinserhöhung frei. Experten gehen davon aus, dass im Juni das historisch niedrige Zinsniveau angehoben wird und weitere Erhöhungen zeitnah folgen könnten. Fed-Präsidentin Janet Yellen will die Rückkehr zur Normalität aber von einer weiteren Erholung des Arbeitsmarkts abhängig machen. Ein anderes Bild ist in Europa auszumachen.

Seit die EZB jüngst damit begonnen hat, Staatsanleihen zu kaufen,

bewegt die Rentenmärkte ein zentrales Thema:

Ist der Markt ausreichend liquide, dass die EZB ihre Bilanzsumme wie geplant um 60 Mrd. Euro pro Monat ausweiten kann? Und was passiert, wenn das Angebot austrocknet? Entscheidendes Kriterium dafür werden die Inflationsaussichten sein. Sollte die EZB zu dem Schluss kommen, dass die Inflation mittelfristig doch höher ist als bislang geschätzt, dann könnte sie das Anleihenkaufprogramm auch drosseln. Der schwache Euro ist ein Indiz dafür, dass die Inflationsprognosen im Juni angehoben werden.

Insgesamt gilt, dass die Zinsen für Staatsanleihen guter Bonität

im historischen Vergleich nach wie vor sehr niedrig bleiben werden.

Auf der Suche nach interessanten Renditen am Anleihenmarkt müssen anderes Segmente verstärkt in den Fokus rücken, die eine entsprechende Risikobereitschaft verlangen. Die Herausforderungen werden demnach zunehmen. Zum einen gilt es, flexibel auf etwaige Zinsänderungen reagieren zu können. Zum anderen, weltweit die für das Portfolio passenden Investments zu finden. Die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen ist zuletzt auf 0,19 % gesunken. Der Bund-Future legte zu auf 158,44 %. Bei den US-Treasuries gleicher Laufzeit zeigte sich ein ähnliches Bild. Die Rendite bewegt sich um die 2 %. „Angesichts der Bonitätsveränderungen am Anleihenmarkt und dem Wunsch, Renditen am Anleihenmarkt zu erwirtschaften, kommt man an High Yield Anleihen nicht vorbei, die aufgrund ihres höheren Risikos bei einem Zahlungsausfall auch eine höhere Verzinsung aufweisen. Nichtsdestotrotz sollten Anleger sich nicht dazu verleiten lassen, aufgrund der Alternativlosigkeit ohne eingehende Prüfung Anleihen niedriger Bonität zu kaufen, da sich weiterhin Chancen am Anleihenmarkt bieten können, ohne an der Bonität Abstriche zu machen“, sagt Oliver Lang, Vorstand BCA AG und BfV Bank für Vermögen AG.

Tatsächlich investieren Anleger zunehmend in

**hochverzinsliche Wertpapiere (High Yield Anleihen).

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Vor allem die Nachfrage aus Europa und Asien nimmt aufgrund des Niedrigzinsumfelds in diesen Regionen stark zu. Insgesamt liegt das Marktvolumen von US-High Yields bei rund 1,7 Bil. Dollar. Mit einem Emissionsvolumen von 356 Mrd. US-Dollar ist 2014 das viertbeste Jahr aller Zeiten gewesen. Die Renditeerwartungen liegen für US-High Yields mit kurzer Duration zwischen 3 bis 5 %, für US-Core High Yields zwischen 4 bis 6 %. Die Ausfallrate hochverzinslicher US-Anleihen lag 2014 bei moderaten 2 %. Für das laufende Jahr gehen Experten von einer leicht höheren Ausfallrate von bis zu 3 % aus. Viele Energieunternehmen leiden derzeit unter den niedrigen Ölpreisen und zählen mit einem Anteil von 13 % zu den größten Sektoren im US-High Yield Markt. „Investoren müssen sich bewusst sein, dass bei High Yield Anleihen in Extremphasen höhere Verluste möglich sind“, bemerkt Lang an dieser Stelle.

Für viele institutionelle Investoren sind auch Unternehmensanleihen

aus den Emerging Markets inzwischen zu einem wichtigen

Instrument der Portfoliodiversifikation geworden.

Nach Experteneinschätzungen liegen die mittelfristigen Renditeerwartungen bei einem Portfolio, das zu 70 % aus Investment Grade Anleihen und zu 30 % aus High Yield Anleihen besteht, bei 5 %. Das ist mit Rentenpapieren aus den Industrienationen wohl kaum erreichbar. Und das Segment hat sich in der jüngeren Vergangenheit stark entwickelt. In 2015 soll die Marke von 2 Bil. US-Dollar im Hartwährungssegment geknackt werden. Ein Indiz, dass diese Anlageklasse längst aus den Kinderschuhen entwachsen ist. Immer mehr langfristig orientierte institutionelle Anleger wie Versicherer und Pensionskassen setzen Emerging Markets Unternehmensanleihen ein. Gründe hierfür sind zum einen der Mangel an Alternativen in den entwickelten Märkten mit Blick auf die Renditen im aktuellen Niedrigzinsumfeld, aber auch die relativ geringe Korrelation zu anderen Assetklassen. Investoren betrachten diese Anlageklasse mittlerweile durchaus differenziert. Diese Entwicklung sorgt für deutlich mehr Stabilität, verbessert die Liquidität und mindert die Schwankungen. Letztlich auch ein Beleg dafür, welche Bedeutung der Flexibilität und dem Durationsmanagement als den Haupttreibern für die Performance beigemessen wird. „In einer Welt mit niedrigen Zinsen ist die Flexibilität in Anleihenmärkten wichtiger denn je. Das aktive Durationsmanagement ermöglicht den Fondsmanagern, aus der Zinsentwicklung positive Erträge zu erzielen“, betont Lang. Daneben rückt auch das Thema Liquidität bei Unternehmensanleihen verstärkt in den Fokus. Die überwiegende Mehrheit der Investment Professionals bewertet derzeit die Liquiditätssituation an den Märkten für Unternehmensanleihen als problematisch oder sehr problematisch, wie eine Umfrage der DVFA e.V. (Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management) belegt. Ein knappes Drittel schätzt die Lage neutral ein, unproblematisch oder sehr unproblematisch ist die Situation laut 12,5 % der Befragten. Viel diskutiert wird momentan die Wirkung des EZB Ankaufprogramms. Einen negativen Effekt auf die Liquidität am Markt für Unternehmensanleihen befürchten 40,6 % der Investment Professionals. Etwa jeder Fünfte rechnet damit, dass das Programm die Liquidität verbessern kann. Kritiker wenden ein, dass insbesondere im Sekundärmarkt die Liquidität zuletzt stark zurückgegangen ist.

Fazit

Trotz heftiger Schwankungen im vergangenen Jahr gibt es für Investoren an den globalen Anleihemärkten noch etwas zu holen. Insbesondere US-Hochzinsanleihen und Schwellenländerbonds bieten einträgliche Renditechancen. Um dieses Potenzial auszuschöpfen, ist ein flexibler Investment-Ansatz notwendig. Das Thema Liquidität hat im Kontext des EZB-Ankaufprogramms stark an Bedeutung gewonnen. (ah)

Multi Asset Fonds – Fondspolicen | Anleihen | finanzwelt Special 02/2015