bAV: Führt weniger zu mehr?

30.09.2021

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Nach der Bundestagswahl am Sonntag ist derzeit noch völlig offen, wie die künftige Regierung aussehen wird. An diese gibt es aber bereits Forderungen bezüglich der bAV. Vor allem die Komplexität des Themas soll reduziert werden, wie aus der jährlichen bAV-Konferenz von Willis Towers Watson hervorgeht.

Angesichts des sinkenden Rentenniveaus gewinnen die anderen beiden Säulen der Altersvorsorge immer mehr an Bedeutung. Bezüglich der bAV gibt es aber noch deutliches Steigerungspotenzial. Nach Ansicht von 44 % der Befragten in der bAV-Konferenz von Willis Tower Watson ließe sich eine verstärkte Nutzung der bAV am besten erreichen, wenn die neue Bundesregierung die Komplexität des Themas reduzieren würde. Opting-out-Lösungen wären nach Ansicht von 23 % der Befragten eine geeignete Lösung für eine weitere Verbreitung der bAV. „Diese Lösung führt erfahrungsgemäß dazu, dass deutlich mehr Mitarbeiter für ihr Alter sparen. Studien belegen, dass die Mitarbeiter mit solchen Modellen auch sehr zufrieden sind“, berichtet Dr. Heike Conrads, Leiterin Retirement Deutschland und Österreich bei Willis Towers Watson. „Opting-out Lösungen wurden durch das Betriebsrentenstärkungsgesetz auf tariflicher Basis eröffnet – sinnvoll wären sie auch auf betrieblicher Basis.“ Auch dieser Weg stellt eine Reduktion der Komplexität dar. „Mit einem solchen Modell wissen Mitarbeiter: Der Arbeitgeber bietet eine gute Lösung und kümmert sich um alles Weitere. Das vereinfacht die Entscheidung für die Altersvorsorge spürbar“, so Conrads. Die immer wieder ins Spiel gebrachten Staatsfondsmodelle werden von den Befragten hingegen deutlich kritischer gesehen: Gerade einmal 8 % sprachen sich dafür aus.

Um eine weitere Verbreitung der bAV zu fördern, sollte die neue Bundesregierung neben der hohen Komplexität weitere wesentliche Themen angehen. Dazu zählen laut Conrads etwa der überhöhte steuerliche Rechnungszins oder die Doppelverbeitragung von Betriebsrenten: „Diese Baustellen sollten endlich angepackt werden – hier ist schon viel zu lange nichts passiert.“ Der Expertin zufolge müssen die Unternehmen auch die aktuelle Lage an den Kapitalmärkten berücksichtigen. „Die langanhaltende Niedrigzinsphase erzwingt ein Umdenken im Vorsorge-Sparen. Klassische Sparbuchmodelle funktionieren nicht mehr“, so Conrads. „Eine Beteiligung am Produktivvermögen ist unerlässlich für eine nachhaltige Altersvorsorge. Die bAV kann hier gute Strukturen anbieten und Türen öffnen.“ Diesem Grundgedanken folgen auch die reine Beitragszusage sowie neue bAV-Versicherungsprodukte. Beide ermöglichen durch den Wegfall sowie die Verminderung von Garantien höhere Renditechancen.

„Die bAV ist ein bewährter und effektiver Weg zur Altersvorsorge – zum Vorteil von Unternehmen und Mitarbeitern“, so Conrads. „Damit dieses Erfolgsmodell weiter wachsen kann, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein. Erstens: Ein stabiler und nicht zu komplexer rechtlichen Rahmen. Zweitens: Raum für unternehmerische Freiheit, denn die besten Lösungen entstehen im Wettbewerb und nicht durch zentrale Vorgaben.“ (ahu)