Auf entspanntem Kurs?

12.11.2024

Foto: KI / fw

Der Ausgang der US-Präsidentschaftswahl hat für deutliche Reaktionen in der Politik und auf den Finanzmärkten gesorgt, und die Verbraucherpreise sind im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Zins- und Anleihemärkte entwickeln sich währenddessen vergleichsweise ruhig.

Die Inflationsraten in Deutschland und der Eurozone haben im Oktober zugelegt – jeweils etwas deutlicher als prognostiziert. Mit plus 2,0 % auf Jahresbasis in Deutschland und einer Teuerungsrate von ebenfalls 2,0 % zum Vorjahr in der Eurozone zeigen die aktuellen Daten einen leichten Trendwechsel.

Bisher ändert dies aber nichts am zinspolitischen Kurs: Die EZB hatte zuvor die dritte Leitzinssenkung seit dem Sommer bekannt gegeben und den Einlagenzinssatz auf 3,25 % sowie den Hauptrefinanzierungssatz auf 3,40 % reduziert. „Die Analysten der Banken erwarten für die kommende Zeit weitere Reduzierungen des Einlagensatzes, teilweise bis auf 1,5 % bzw. 1,75 %“, bemerkt dazu Antonio Skoro, Geschäftsführer der Qualitypool GmbH.

In den USA hat die Federal Reserve einen kleinen Zinsschritt unternommen und den Leitzins kurz nach der Präsidentschaftswahl um 0,25 Prozentpunkte auf eine Spanne von 4,50 bis 4,75 % gesenkt. Die Auswirkungen von Donald Trumps Wahlsieg auf die Zinspolitik der Fed bleiben vorerst ungewiss, da noch unklar ist, inwieweit sich die wirtschaftspolitischen Maßnahmen der neuen US-Regierung auswirken werden. Fed-Chef Jerome Powell bestätigte im Rahmen der jüngsten Zinssitzung, dass er im Amt bleiben wird.

Aktuelle Entwicklung der Baufinanzierungszinsen

Die durchschnittlichen Bestzinsen für Baufinanzierungen entwickelten sich trotz steigender Inflationsraten und politischer Unsicherheiten recht konstant: Die 10-jährigen Zinsbindungen erreichten Anfang November 2,97 %, nach 2,96 % im Monat zuvor, Baufinanzierungen mit 15-jähriger Zinsbindung pendelten um 3,16 %.

„Bisher reagieren die Bauzinsen demnach kaum auf die veränderte Ausgangslage“, ordnet Skoro ein. „Leicht steigende Verbraucherpreise zum Jahresende waren am Markt einkalkuliert und lassen niemanden aufschrecken. Die neue US-Regierung könnte einen stärkeren Einfluss auf die Konjunktur und zumindest indirekt auch auf die Anleihen- und Zinsmärkte haben – eine klare Tendenz wird voraussichtlich erst nach der Amtseinführung des neuen Präsidenten im Januar sichtbar. Möglich wäre beispielsweise aus Sicht der Commerzbank eine aktiv herbeigeführte Stärkung des Dollars, der Importe in den Euro-Raum verteuert. Ein Teil der Experten rechnet entsprechend mit steigenden Inflationsrisiken für die Eurozone. Gleichzeitig verstärken die jüngsten Entwicklungen in der hiesigen Politik die Unsicherheiten am Markt.“

Für Finanzierungskunden und Immobilieninvestoren bedeuten die jüngsten Ereignisse, dass eine genaue Marktbeobachtung und flexible Anpassung der Finanzierungsstrategie wichtiger denn je geworden sind: „Wir empfehlen, die Entwicklungen genau zu verfolgen und professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um von sich ändernden Bedingungen profitieren zu können“, ergänzt der Qualitypool-Geschäftsführer. (fw)