Aon-Prognose für den deutschen Versicherungsmarkt: Komplexe Risiken
08.03.2024
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Cyberkriminalität, Terrorangriffe und ESG-Kriterien prägen die Risikolandschaft von Morgen, wie aus der deutschen Marktprognose 2024 für Versicherungen von Aon hervorgeht. „Diese Risiken betreffen Unternehmen jeder Größenordnung und stellen diese vor neue Herausforderungen“, so Hartmuth Kremer-Jensen, Deputy CEO Germany und Chief Broking Officer DACH bei Aon. „Nach Inflation und Marktverhärtung sorgen geopolitische Verwerfungen für komplexe Verkettungen von Risiken. Gleichzeitig erfordern neue Regularien und Gesetzesänderungen von vielen Unternehmen einen veränderten Umgang mit Risiken sowie eine fundierte ESG-Strategie.“
Reifegrad der Cybersicherheit
Einer Studie zufolge hat mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland im vergangenen Jahr einen Cyberangriff erlebt. Dennoch haben sich die Ergebnisse der Cyberversicherer verbessert, der Cyber-Versicherungsmarkt entwickelte sich dynamisch. Es ist davon auszugehen, dass der Reifegrad der Cybersicherheit auch 2024 im Fokus der Versicherer stehen wird.
Terrorversicherungen unter Druck
Extrem unter Druck steht der Markt der Terrorversicherungen. Damit direkt verbunden sind Gefahren wie Materialknappheit und Ausfälle von Lieferketten. Versicherer rechnen hier zudem mit einem weiteren Gefahrenanstieg. In der Konsequenz ist mit Territorialausschlüssen ebenso zu rechnen wie mit Sonderkündigungen in Bezug auf diverse Risiken. Zukünftig sind steigende Kosten bei der Schadenabwicklung abzusehen. Kunden müssen sich vor allem bei politischen Risiken auf Anpassungen der Versicherungssumme einstellen.
ESG: Haftungs- und Reputationsrisiken
Die Einhaltung der ESG-Kriterien gewinnt in allen Sparten an Relevanz. Durch vielfältige neue Regularien und Gesetzesänderungen stehen für Unternehmen 2024 wichtige Herausforderungen an. Damit verbunden sind neue Versicherungsszenarien, die etwa bei Haftungs- und Reputationsrisiken oder ESG-Bußgeldern greifen. In 2024 wird die ESG-Relevanz für Unternehmen zunehmend durch behördliche Maßnahmen spürbar werden.
„Bei ESG geht es einerseits um moderne Versicherungs- und Risikotransferlösungen, die den neuen Rahmenbedingungen gerecht werden“, konkretisiert Kremer-Jensen. „Fast noch wichtiger aber ist es, Unternehmen zielgerichtet zu beraten, wie sie sich mit ESG qualifiziert und zukunftsorientiert aufstellen und im Wettbewerb positionieren können.“
Entwicklung in den klassischen Industriesparten
Im Bereich der Sachversicherung fallen die Erwartungen der Marktteilnehmer ernüchternd aus. Bei einer Schadenkostenquote von 103 Prozent (Vorjahr: 98 Prozent) werden sich die Erträge in Grenzen halten. Während die inflatorischen Einflüsse deutlich zurückgehen, bleiben Mehrprämienforderungen der Versicherer bei erhöhtem Wettbewerb bestehen. Daraus resultiert ein stabiles Prämienniveau. Auch die anhaltende Risikodynamik des Vorjahres bestimmt die Prämiengestaltung. Unternehmen sind angehalten, individuelle Risikoszenarien konsequent zu dokumentieren, um Restriktionen zu vermeiden.
Haftpflichtversicherungen
Bei den Haftpflichtversicherungen hat sich der Markt beruhigt, Prämienerhöhungen lassen für Versicherer bessere Erträge erwarten. Die EU arbeitet derzeit an neuen Richtlinien und Verordnungen bei den Themen Produkthaftung und KI, hier wird mit Änderungen bei den Bedingungen zu rechnen sein.
Warentransportversicherung
In der Warentransportversicherung verzeichnet Aon zunehmend interessante Angebote der Versicherer, bei denen jedoch die konkreten Bedingungen genau geprüft werden müssen. Die Lage in den politischen Krisenherden spielt auch hier eine große Rolle. So haben zum Beispiel Versicherer damit begonnen, politische Risiken für das Seegebiet „Rotes Meer” zu kündigen.
D&O Versicherungen
Den Markt der D&O Versicherungen sieht Aon in einer käuferfreundlichen Phase. Für Kunden ergibt sich daraus die Chance, den Managerschutz zu optimieren. Die Risiken für Unternehmenslenker sind nach wie vor hoch. Angebote konkurrierender Versicherer sorgten dennoch für stabile Preise und auch Budgetsicherheit bei mehrjähriger Vertragsbindung.
Technische Versicherung und Construction
Stabile Preise sind auch im Bereich der Technischen Versicherung und Construction zu erwarten. Hier stehen generell ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. Versicherer würden jedoch im Rahmen ihrer Risikoprüfung immer detailliertere Informationen zum Standort inklusive der Geodaten verlangen. Für Bau- und Montageprojekte sei unverändert hochwertiger Versicherungsschutz in Form von kombinierten Projektversicherungen realisierbar.
Kremer-Jensen: „Unternehmen sollten sich den veränderten Bedingungen pragmatisch und lösungsorientiert stellen. Der dynamischen Lage kann sich so gut wie kein Unternehmen entziehen. Flexibel und umsichtig zu bleiben, ist das Gebot der Stunde. Die besten Lösungen werden dort zu finden sein, wo ein Team von Spezialisten gemeinsam die optimalen Konzepte entwickelt.“ (mho)