AfW-Hauptstadtgipfel der Entscheider

02.12.2024

Hauptstadtgipfel der AfW. Foto: AfW

Der Bundesverband Finanzdienstleistungen AfW bewies auch beim 21. Hauptstadtgipfel am 6. November 2024 ein feines Gespür für Timing: Während in Sichtweite des Kanzleramts und des Bundestags die Ampel-Koalition zerbrach, diskutierten rund 50 Fördermitglieder und Kooperationspartner des Verbands mit politischen Entscheidern über Zukunftsthemen.

Dabei standen Themen im Fokus, die sowohl die scheidende Regierung als auch die kommende Bundesregierung beschäftigen werden: die geplante Reform der geförderten Altersvorsorge, eine mögliche verpflichtende Altersvorsorge für Geringverdiener, Maßnahmen zur Verbesserung der finanziellen Bildung insbesondere junger Menschen, sowie die EU-Kleinanlegerstrategie.

Als hochkarätige Gäste hatten Dr. Carsten Brodesser (Finanzexperte der CDU/CSU Bundestagsfraktion), Frauke Heiligenstadt (stellvertretende Sprecherin der AG Finanzen der SPD-Bundestagsfraktion) und Katharina Beck (finanzpolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen) zugesagt. Alle drei Abgeordneten sind Mitglieder des Finanzausschusses und beschäftigen sich intensiv mit den Themen Rente und private Altersvorsorge. Doch die politische Brisanz des Tages sorgte für dynamische Entwicklungen: So wurde Frau Heiligenstadt während Ihrer Rede in den Bundestag zurück gerufen. Diese Anwesenheitspflicht galt später auch für Frau Katharina Beck.

Spannende Einblicke und vertrauliche Gespräche

„Unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer erlebten hautnah, wie Politik gemacht wird – mittendrin in den Entwicklungen des Tages. Ein Teilnehmer postete sogar auf LinkedIn >>Was hast du am 06.11.2024 gemacht?<<" beschreibt AfW-Vorstand Frank Rottenbacher die besondere Atmosphäre des Gipfels, die sich sicher in das Gedächtnis aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingebrannt hat.

Aufgrund der politischen Unsicherheit wurde Vertraulichkeit zu den genauen Aussagen der anwesenden Politikerinnen und Politiker vereinbart. Klar ist jedoch: Die kommende Bundesregierung wird nicht bei Null starten. Die Union betonte, dass die notwendige Förderung der privaten Altersvorsorge nicht durch einen politischen Umbruch behindert werden sollte.

Dr. Carsten Brodesser sprach sich zudem deutlich für eine verpflichtende Altersvorsorge für Geringverdiener aus, die zunächst allein von den Arbeitgebern finanziert werden soll. Sobald ein gewisses Einkommen erreicht wird, soll diese Vorsorge in eine regulär geförderte Altersvorsorge überführt werden. „Damit würden wir auf einen Schlag sieben bis acht Millionen Menschen mit einer Altersvorsorge ausstatten, die bislang keine haben“, so Brodesser. Diese Initiative könnte helfen, Versorgungslücken in großem Umfang zu schließen.

Keine Angst vor dem Provisionsverbot: Entwarnung aus Brüssel

Markus Ferber (CSU), wirtschaftspolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europaparlament und wichtiger Dialogpartner des AfW, gab in einem Onlinegespräch mit AfW-Vorstand Frank Rottenbacher Entwarnung: Das Provisionsverbot, das im Rahmen der EU-Kleinanlegerstrategie noch vor einem Jahr drohte, sei praktisch vom Tisch. Nach Ferbers derzeitiger Einschätzung wird der zur Retail Investment Strategy laufende Trilog gegen Ende des ersten Halbjahres 2025 abgeschlossen werden, sodass die neuen Regeln, nach Umsetzung in nationales Recht, voraussichtlich zum 1. Januar 2028 in Kraft treten könnten.

Was bedeutet der Koalitionsbruch für die Vermittlerinnen und Vermittler?

„Vermittlerinnen und Vermittler brauchen stabile gesetzliche Rahmenbedingungen, auf deren Basis sie ihre Kunden beraten können“, betonte Frank Rottenbacher. Der Verband begrüßt, dass zumindest erste Schritte unternommen wurden, um die private Altersversorgung hin zum Kapitalmarkt zu öffnen und flexibler zu gestalten. „Wir hoffen sehr, dass die neue Bundesregierung, sollte sie von der CDU geführt werden, diesen Gedanken weiterverfolgt. Nach der gescheiterten Reform der Riester-Rente brauchen wir dringend neue, zielführende Sparformen mit weniger bürokratischem Aufwand", fasst Rottenbacher zusammen.

Ein weiteres wichtiges Thema des Hauptstadtgipfels war die finanzielle Bildung, insbesondere von jungen Menschen. Die Diskussionen machten deutlich, dass frische Ideen und nachhaltige Konzepte zur Verbesserung der finanziellen Bildung nach wie vor dringend benötigt werden. Der AfW wird dieses Thema weiterhin mit Priorität vorantreiben.

Der 21. AfW-Hauptstadtgipfel fand im Hotel Steigenberger am Kanzleramt in Berlin statt. Rund 50 AfW-Fördermitglieder und Kooperationspartner bereicherten die Diskussion mit wertvollen Beiträgen aus ihrer beruflichen Praxis. Insgesamt zählt der AfW 102 Fördermitglieder und Kooperationspartner, die den Berufsverband unterstützen. (fw)