Stagflation im Detail und die Folgen

14.06.2022

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Dieses Phänomen ist keineswegs neu, sondern trat erstmalig in den 1970er Jahren auf, wurde erneut 2006 festgestellt und trat letztmalig als Folge der Coronakrise auf. Wir gehen dieser wirtschaftlichen Situation auf den Grund und versuchen zu klären, wie sich die Goldpreisentwicklung während einer Stagflation verhält.

Der Begriff setzt sich aus den Wörtern Inflation und Stagnation zusammen und auch die Definition setzt sich aus beiden Begriffserklärungen zusammen. Dabei treffen steigende Preise für Energie und Lebensmittel (Inflation) auf wirtschaftliche Leistungsschwäche (Konjunkturphase, Stagnation).

Der World Gold Council definiert wie folgt: Liegen innerhalb von zwei oder mehr Quartalen die Inflation über 3 % und das Wirtschaftswachstum unter 1,0 % kann von Stagflation gesprochen werden.

Ausgelöst wird Stagflation durch den Mangel eines Produktionsfaktors, also ein maßgeblicher Bestandteil eines Produktionsprozesses, z. B. Öl. Alle Fakten auf einem Blick.

  • Wortkombination aus Stagnation und Inflation
  • Verlangsamtes bzw. verringertes oder sogar negatives Wirtschaftswachstum trifft auf hohe Inflation
  • Auslöser u. a. steigende Energiepreise -> Folge: geringere Produktion -> sinkendes Wirtschaftswachstum
  • Vieles spricht dafür: Goldpreis profitiert von Stagflation

Was kann gegen Stagflation unternommen werden?

Leider nur sehr wenig. Ein allgemeines, wirtschaftspolitisches Konzept, um der Stagflation entgegenzuwirken gibt es nicht. Als empfehlenswert gilt die sogenannte angebotsorientierte Wirtschaftspolitik (Nachfragepolitik), eine Methode zur Stabilisierung eines schwächelnden Wirtschaftsraums. Um mittels Nachfragepolitik die Stagflation einzudämmen bzw. zu bekämpfen, muss der Staat wirtschaftspolitisch eingreifen und die gesamtwirtschaftliche Nachfrage regulieren und somit verbessern. Dies kann durch hohe staatliche Investitionen oder Beschäftigungsprogramme (staatlich finanzierte Jobs) geschehen.

Was hat die Stagflation zur Folge? Im aktuellen Stagflationsszenario kommt es zu hohen, staatlichen Verschuldungen und infolgedessen zur Neuorientierung internationaler Währungen (Währungsreform).

Wie macht sich die Stagflation 2022 in Deutschland bemerkbar?

Es geht das Gespenst der Stagflation um. Die Kombination aus Kriegssanktionen, Lieferkettenproblemen und der stetig steigenden Inflation üben Druck auf die deutsche Wirtschaft aus.

Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH) analysierte die Situation und prognostiziert für das restliche Jahr 2022 spürbare, wirtschaftliche Folgen und eine andauernde Stagnation. Die daraus entstandene, mit Vorsicht zu genießende Vorhersage besagt, dass die deutsche Wirtschaft zunächst um 0,1 % abflaut und danach, im dritten Quartal, wieder um 0,2 % ansteigt. Im ersten Quartal 2022 blieb eine Erholung der Wirtschaft noch aus, da die Corona-Regeln und die damit verbundenen Exund Import-Einschränkungen erst zum Quartalsende gelockert wurden und zum Erholen der Wirtschaft beigetragen haben. Das bisher noch schwache, deutsche Auslandgeschäft ist also ein enormer Faktor für das Wirtschaftswachstum.

Kurz und knapp lässt sich sagen, dass eine Stagflation in Deutschland zu verhindern ist, wenn die Außenwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Sobald beispielsweise die Lieferkettenprobleme gelöst werden, wird die Produktion in Deutschland und daraufhin der Export ansteigen – so zumindest die Theorie. Aber auch die Inflation und die Kriegssanktionen sind entscheidende Faktoren auf dem Weg zurück zu wirtschaftlicher Stabilität. Können diese Probleme angegangen werden, lässt sich die Stagflation abwenden.

Kann der Goldpreis von Stagflation profitieren?

Ob nun die Inflation steigt oder Stagflation droht, finanzpolitische Ereignisse ziehen auch immer Spekulationen über die Auswirkungen auf den Goldpreis nach sich. Der „In Gold We Trust Report 2022“ hat sich dieser spekulativen Frage angenommen. Die Organisation World Gold Council beauftrage hierzu eine Studie, welche wiederrum die Goldpreisentwicklung, während stagflationärer Phasen 1970 – 1983 untersuchte.

In diesem Zeitraum legte der Goldpreis um 32,2 % zu und das gelbglänzende Edelmetall entwickelte sich deutlich positiver als z. B. der US-Dollar oder Aktien. Allerdings – und so betont es auch die Studie – sei die positive Entwicklung von damals nicht mit dem heutigen Szenario zu vergleichen. So können Goldanleger zwar von einer Stagflation profitieren, aber eine Wertsteigerung von über 30 % ist sehr unwahrscheinlich. Vielmehr geht der Report davon aus, dass Gold noch mehr an Akzeptanz gewinnt und sich als Kaufkraft-Anker weiter etabliert als ohnehin schon, einhergehend mit einer positiven Wertentwicklung.

Zu guter Letzt geben die Analysten eine Goldprognose für das restliche Jahr 2022 ab: Durch die anhaltende Inflation schwankt der Goldpreis bis zum Jahresende zwischen 1.700 und 2.120 $/Feinunze. Bis 2030 spekulieren die Analysten mit einem Goldpreisanstieg in Richtung 5.000 $.

Fazit: Der Goldpreis kann von der Stagflation profitieren

„Alle Wege führen zu Gold.“ (Kiril Sokoloff, Vorsitz 13D Research) heißt es im Report, eine unmissverständliche Tendenz für die Zukunft und für interessierte Anleger. Auch wenn dem Goldpreis innerhalb der stagflationären Phase keine großen Sprünge gemäß den über 30 % in den 1970er Jahren prognostiziert werden, so darf man dennoch auf eine positive Goldentwicklung gespannt sein. Der Goldpreis wird auch bis Jahresende weiterhin oberhalb der 1.700 $-Marke angesiedelt sein und womöglich noch eine neue Jahresbestmarke aufstellen. Alles wird vom Verlauf der geo- und finanzpolitischen Krisen abhängen.

Eines scheint noch sicher: Der Trend zum Goldkauf wird auf Grund dieser anhaltenden Krisensituationen anhalten und Gold wird somit seine Funktion als Inflationsschutz in schwierigen Zeiten weiterhin untermauern.

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