Knacken Datensammler Krankheits- und Gesundheitsdaten?

07.09.2015

Das Thema Sicherheit und Privatsphäre im Internet habe einen wachsenden Einfluss auf die Zukunft der Versicherungswirtschaft. Das diesjährige Conti-PKV-Forum in Köln hatte Sascha Lobo zu Gast.

2015-09-08 (fw/db) Das Internet ist längst zum festen Bestandteil des Alltags von Menschen geworden. Neben vielen Vorteilen und Erleichterungen gibt es Risiken – gerade im Umgang mit persönlichen Daten. Diese Daten müssen nicht einmal selbst eingegeben worden sein, es reicht schon wenn andere das tun oder durch Nutzungsbestimmungen fortlaufend einsammeln. Vor allem Gesundheitsdaten sind im Visier der Datensammler. Das diesjährige PKV-Forum der Continentale Krankenversicherung auf Gegenseitigkeit in Köln bot Aufklärung. Der Experte war Sascha Lobo und der fand klare Worte.

„In erster Linie geht es um Daten-Zusammenhänge und deren Kombination, die Frage des Warum spiele keine Rolle“, warnte Sascha Lobo. „Kurz gesagt: Es gehe um die Korrelation versus Kausalität.

Die Assekuranz muss in digitaler Zeit neu denken

Im Mittelpunkt der Datensammler stehen Themenbereiche wie Gesundheitsdaten, Finanzdaten, Einkaufsverhalten und soziales Umfeld. Gesammelt wird in sozialen Netzwerken, Mobile und Apps, Suchmaschinen. Ein heimlicher Weg sind legal über Nutzungsbestimmungen benutzte Apps bzw. illegal in die Hardware eingefügte Apps (zumeist bei über das Internet nicht vom Hersteller gekaufte Smartphone, Tablet und anderer Hardware.

Die Nutzer wissen zumeist nicht einmal, wie sie die Privatsphäre-Einstellungen bei Netzwerken wie Facebook verändern oder online sicher mit der Kreditkarte einkaufen.

Laut Internet-Experte Lobo gilt der Grundsatz: „Die Menschen lieben es Daten über sich und andere ins Netz einzustellen – sie tun das wie die Bekloppten“. Diese Datenbegeisterung greife massiv in das Gesundheitssystem ein.

Selbst die Allgemeine Ortskrankenkassen (AOK) – nach eigener Werbung ‚die Gesundheitskasse‘ – wirbt und sponsert einen Datensammler für das Handgelenk.

„Wer Köder auslegt wird Beute machen“, sagte Professor Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer in der Podiumsdiskussion zum Thema „Digitalisierung – der Weg zum gläsernen Versicherten?“

Datenschutz-Experte Peter Schaar sagte: „Sich von diesem Datenschatten zu befreien, wird zukünftig immer schwerer sein. Bestimmte mobile Geräte sind nur nutzbar, wenn sie gleichzeitig im Internet sind und Daten liefern – an wen auch immer. Dem informellen Selbstbestimmungsrecht stehe die ‚gläserne Voreinstellung‘ in diesen Geräten gegenüber, die vom Nutzer nicht abwählbar sind.“

Neue und alte soziale Netzwerke

„Die Gnade des Nichtwissens sei die Grundlage jeder Versicherung“, sagte Sascha Lobo. Gleichzeitig forderte der Netzexperte und Blogger die Assekuranz zu mehr Verantwortung in der digitalen Welt auf. „Was passiert bei einem Ungleichgewicht eigener berechneter Daten der Versicherer zu einem Datenpaket das Google habe“, fragte Lobo.

Dr. Pablo Mentzinis, Bereichsleiter des Public Sector Bitkom, erinnerte daran, das sein früheres soziales Netzwerk als Jugendlicher sein Freundeskreis gewesen sei.

Darauf antworte Lobo: „Ihr Freundeskreis war nicht für Milliarden an der Börse notiert, wie heutige Vernetzungen. Die sammeln heute Daten, von denen sie hoffen, dies mal in der Zukunft verwenden zu können, die wichtigsten dieser Daten sind Gesundheits- und Finanzdaten.“

Weiterbildung ist in der digitalen Zeit wichtig

Eindeutig war die Empfehlung von Lobo an die Adresse der Vermittlungsunternehmer und den Vertrieb: „Sie müssen sich weiterbilden, um informierten Interessenten zu erläutern was die Versicherungslösung über Produkt A von Produkt B unterscheidet. Das müssen Sie tun, in einer Form die dem Anspruch einer digitalen Welt gerecht wird.“

Dietmar Braun