Ein fast perfekter Versicherungsbetrug

18.05.2020

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Eine Bootstour auf der Ostsee endet vermeintlich tödlich und die Hinterbliebenen kassieren die Summe aus der Lebensversicherung. Dieser Plan ging aber nicht auf – weil der „Verschwundene“ die Bindung zu seiner vermeintlichen Witwe weiterhin nach außen trug.

Am 7. Oktober bricht ein Mann von Kiel aus mit einem kleinen Motorboot zu einer Tour Richtung Dänemark auf. Nachdem ihn drei Tage später seine Ehefrau als vermisst meldete, wurde eine großangelegte Suche gestartet, die allerdings ohne Erfolg blieb. Am 11. Oktober fand dann ein Zeuge in Schönberg nordöstlich von Kiel das gekenterte Boot, bei dem der Bug noch aus dem Wasser ragte und das vom Strand aus zu sehen war. Allerdings gab es keine offensichtlichen Schäden und sowohl Schwimmwesten als auch Schlauchboot fehlten. Bei ihren Ermittlungen stieß die Kieler Polizei schnell auf Ungereimtheiten und wurde entsprechend skeptisch. Schließlich stelle ein Gutachter Manipulationen am Boot fest und konnte damit einen Unfall ausschließen. Die Skepsis der Ermittler wurde durch das Verhalten der Ehefrau noch weiter erhöht: So wusste diese angeblich nichts von den alltäglichen Dingen ihres Mannes und hatte auch erst recht spät eine Vermisstenmeldung erstattet. Mehre Versicherung beantragten zudem Akteneinsicht.

Genau sieben Monate nach seinem Verschwinden tauchte der Mann aber wieder auf -  auf dem Dachboden einer alten Stadtvilla im niedersächsischen Schwarmstedt. Überführt hatte den 52-jährigen sein Ehering, den einer der Beamten aufblitzen sah, als er mit der Taschenlampe herumleuchtete.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Mann gemeinsam mit seiner gleichaltrigen Ehefrau und seiner 86-jährigen Mutter das Geld aus der Lebensversicherung kassieren wollte. So sei bereits eine Auszahlung des Geldes bereit gestellt worden. Dass der Mann ausgerechnet bei einer Bootstour vermeintlich verschwand, ist alles andere als Zufall: So kann eine bei einem Seeunfall verschwundene Person bereits nach sechs Monaten für tot erklärt werden, normalerweise sind es fünf Jahre.

Die Ehefrau sitzt bereits seit Ende April in Untersuchungshaft. Sowohl der „Verschwundene“ selbst als auch seine Mutter schweigen zu den Vorwürfen. (ahu)