Die Robos auf dem Vormarsch

31.07.2017

Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital / Foto: © Scalable Capital

Der Markt für Robo-Advisor wächst. Ganz weit vorne steht die in München beheimatete Scalable Capital Vermögensverwaltung GmbH. Mit dem Einstieg von BlackRock hat das Unternehmen zusätzlichen Auftrieb erhalten. finanzwelt sprach hierzu und zu den Geschäftsaussichten mit Erik Podzuweit, Gründer und Geschäftsführer von Scalable Capital.

finanzwelt: Wie ist Ihr Geschäft im ersten Halbjahr verlaufen?

Podzuweit: Wahnsinnig rasant. Unser verwaltetes Vermögen hat sich im ersten Halbjahr auf über 300 Millionen Euro verdreifacht, jeden Tag werden es ein bis zwei Millionen Euro mehr. Im Januar haben wir Siemens als Kooperationspartner gewonnen, seit März zählt uns CNBC als einziges europäisches zu den vielversprechendsten Start-ups weltweit und im Juni haben wir eine Finanzierungsrunde von 30 Millionen Euro abgeschlossen – mit BlackRock als neuem Minderheitsanteilseigner. Damit haben wir jetzt auch die finanzielle Ausstattung, um in neue Märkte zu expandieren. Die operative Umsetzung geht dann vergleichsweise schnell, weil wir von Beginn an eine skalierbare technische Infrastruktur gebaut haben. Unsere Plattform ist bereits auf mehrere Sprachen und Währungen ausgerichtet und kann diverse steuerliche und aufsichtsrechtliche Systeme abbilden.

finanzwelt: Im vergangenen Jahr sind Sie in den britischen Markt eingetreten. Welches Zwischenfazit ziehen Sie aus der Expansion?

Podzuweit: Der Marktstart in Großbritannien war ein wichtiger Meilenstein für uns. Schließlich ist Großbritannien neben Deutschland der wichtigste Markt für Finanzdienstleistungen in Europa. Die Briten haben unseren Service sehr gut angenommen.

finanzwelt: Jüngst wurden Sie Test-Sieger bei einem Vergleich unter Robo-Advisorn (Capital). Wie heben Sie sich von Wettbewerbern ab?

Podzuweit: Der Test-Sieg hat uns wirklich sehr gefreut, vor allem die hohe Punktzahl für den Kundenservice. Damit räumt der Test endgültig mit dem Gerücht auf, dass Robo-Advisor dem Kunden kein Service-Erlebnis bieten können. Der Test zeigt, dass ein guter digitaler Vermögensverwalter sogar einen besseren Kundenservice liefern kann als ein Bankberater.

Aus Kundenperspektive ist das größte Unterscheidungsmerkmal sicher unsere Risikomanagement-Technologie, die wir gemeinsam mit Prof. Dr. Stefan Mittnik entwickelt haben. Damit geben wir Privatanlegern erstmals Zugang zu einer risikobasierten Anlagestrategie. Und die erzielt laut einer Yale-University-Studie vom Februar 2016 bessere risikoadjustierte Renditen als eine Buy-and-Hold-Strategie. Wir sorgen dafür, dass die Risiken im Portfolio unserer Kunden konstant bleiben. Droht eine Verletzung der individuellen Risikovorgabe eines Anlegers, wird das Portfolio automatisch umgeschichtet. Je nachdem, in welche Richtung eine Verletzung der Risikovorgabe droht, wird in risikoreichere oder risikoärmere Anlageklassen umgeschichtet. So erzielen wir für unsere Anleger bessere risikoadjustierte Renditen – und schonen dabei ihre Nerven. Schließlich wissen sie immer, wie viel für sie auf dem Spiel steht.

finanzwelt: Der Vermögensverwalter BlackRock hat sich an Ihrem Unternehmen beteiligt. Was bedeutet dieses Engagement?

Podzuweit: Der Einstieg von BlackRock ist eine großartige Bestätigung unserer bisherigen Arbeit. Im B2C-Bereich stehen wir mit über 7.000 Kunden und täglichen AuM-Zuflüssen von ein bis zwei Millionen Euro bereits in der Pole Position. Mit BlackRock bieten sich für uns noch einmal ganz neue Wachstumschancen. Als Anteilseigner bringt BlackRock das notwendige Kapital für eine Expansion in Europa mit. Zudem öffnet uns BlackRock viele Türen für das B2B2C-Geschäft mit Finanzinstituten und Unternehmen. BlackRock hat das Netzwerk, wir die Technologie, jetzt bringen wir beides zusammen.