Eine Million Assekuranz-Arbeitsplätze in Gefahr

06.04.2015

Jeder Immobilienmakler erhält mindestens 3,5 Prozent Provision. Bei Versicherungsvermittlern halbierte die Bundesregierung den Satz per Gesetz von fünf auf 2,5 Prozent, das bleibt nicht ohne Auswirkungen.

2015-04-07 (fw/db) Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) veröffentlicht pro Quartal die Anzahl der im öffentlichen Vermittler-Register eingetragenen Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler. Die Zahl der Versicherungsvermittler sinkt weiter. Ausnahme sind die deutschen Versicherungsmakler, die als einzige registrierte Vermittlungsunternehmer nicht auf private Haushalte angewiesen sind, sondern günstigen Versicherungsschutz für gewerblichen Betriebe und gutverdienende Firmenkunden einkaufen.

Tausende Versicherungsvermittler geben auf

Im ersten Quartal 2015 ist die Zahl der Versicherungsvermittler von 240.287 im Vorjahr auf aktuell 237.813 Vermittler zum 31.3.2015 gesunken. Am deutlichsten war der Rückgang bei gebundenen Versicherungsvertretern ohne Erlaubnis. Die Meldungen der Versicherer an das Register sanken hier von 159.357 auf 157.104. Diese Vermittlergruppe ist ohne bei den Industrie- und Handelskammern nachgewiesene Sachkunde tätig und an den an das Vermittlerregister meldenden Versicherer gebunden. Die Zahl der Versicherungsvertreter mit Erlaubnis, als mit einer erfolgreichen IHK-Sachkundeprüfung, liegt zum 31.3.2015 bei 30.387.

Versicherungsmakler zeigen sich noch stabil

Die Anzahl der Vermittlungsunternehmer im Status von Versicherungsmaklern entwickelt sich stabil. Die Zahl der registrierten Versicherungsmakler blieb mit einem geringen Rückgang von 46.769 auf aktuell 46.693 Versicherungsmakler-Betriebe nahezu stabil. Die Zahl der Versicherungsmakler könnte aber auch in naher Zukunft sinken. Ursachen hierfür sind Fusionen von Maklerunternehmen zu größeren Betrieben, Mangel an Nachfolgern bei kleineren Maklern und das LVRG (siehe finanzwelt-Fazit am Ende der Meldung).

Mehr als jeder zehnte Finanzanlagenvermittler gibt auf

Alarmierende Signale gibt es jetzt bei den Finanzanlagenvermittlern. Deren Anzahl sank um satte 12 Prozent von 40.662 auf 35.917 registrierte Finanzanlagenvermittler. Zu vermuten ist, dass hier die bei einigen Industrie- und Handelskammern (IHK) eingeforderten Wirtschaftsprüfberichte und Nachweise zu Löschungen oder Betriebsaufgabe führten.

Ein Honorarberater für eine Million Verbraucher

Die Anzahl der Honorarberater stieg zwar an, aber insgesamt kommen auf einen Honorarberater etwa eine Million zu beratende Verbraucher. Die Lobby der deutschen Verbraucherschützer und deren früherer Chef Gerd Billen, heute Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz- und Verbraucherschutz, haben auf Honorarberatung alle Hoffnungen gesetzt.

Die Anzahl der auf Honorarbasis arbeitenden Finanzanlagenberater stieg auf niedrigem Niveau von 65 auf 94 Honorarberater an. In dem von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) geführten Honoraranlagenberater-Register gab es ganze 15 Unternehmenseintragungen, wobei eine Neueintragung vom 1. Januar 2015 datiert.

Die Zahl der Versicherungsberater, denen die Vermittlung von Versicherungen untersagt ist, hat sich auf 288 stabilisiert.

finanzwelt-Fazit: Deutliche Wirkung könnte in naher Zukunft das Lebensversicherungs-Reformgesetz (LVRG) auf die Zahl der Versicherungsvermittler zeigen. Das Gesetz senkt indirekt die Courtagen der Versicherungsmakler und die Abschlussprovisionen der Versicherungsvertreter mit/ohne Erlaubnis von 4,5 bis 5,0 Prozentpunkte auf existenzgefährdende 2,5 Prozent.

Die Bundesregierung könnte, vor allem von der SPD eingefordert und von der CDU/CSU geduldet, auf diese Weise 100.000 bis 150.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland vernichten. Da in jedem Betrieb im Durchschnitt etwa fünf bis zehn Arbeitnehmer beschäftigt sind werden so 500.000 bis eine Million Arbeitsplätze vernichtet.

Dies würde das größte Programm dieser Art in der deutschen Arbeits- und Sozialpolitik werden. Sollte sich Bundesministerin Andrea Nahles mit der betriebliche Zwangsrente („Nahles-Rente“) zusätzlich in 2016 durchsetzen, droht nicht nur die Minimierung von Betriebsrenten, sondern auch ein weiterer Abbau von Arbeitsplätzen bei den auf Vorsorge spezialisierten Versicherungsvermittlern.

Dietmar Braun