Naturaldividenden – Wenn Ausschüttungen durch den Magen gehen

27.11.2014

Wer Aktien an einem Unternehmen hält, erwartet dafür jährlich auch eine entsprechende Dividende. Meist wird diese auf der Hauptversammlung beschlossen und dann an alle Aktionäre ausgezahlt. So weit, so bekannt.

Doch dazu gibt es neben einer Geldzahlung bei manchen Aktiengesellschaften mittlerweile auch die etwas andere Art der Dividendenzahlung. Neben der Verköstigung und teilweise künstlerischen Highlights während der Hauptversammlung gehen manche Unternehmen noch weiter, um ihre Investoren bei der Stange zu halten.

Das Highlight eines jeden Jahres für alle Aktionäre der Lindt& Sprüngli ist wohl der „Tag der blauen Koffer" – die Hauptversammlung. Denn wer beispielsweise Lindt & Sprüngli-Aktien im Portfolio hält, darf sich am Ende der Hauptversammlung über einen blauen Koffer voller Leckereien freuen. Dieser enthält verschiedene Schokoladensorten der Firma. Der Wert des Koffers beträgt rund 120 Euro.

Besonders bei kleineren, teilweise nicht börsennotierten Unternehmen ist die Naturaldividende sehr beliebt und besteht dort meist, neben der Verpflegung während der Hauptversammlung, aus Artikeln des Hauses. Aktionäre der Schwalben-Bräu erhalten beispielsweise Bier im Wert von 200 Euro. Häufig erfolgt dies auch in Form von Gutscheinen für Leistungen des Unternehmens oder Vergünstigungen beim Einkauf.

Vergleichsweise selten findet man Naturaldividenden bei größeren Unternehmen, wie Lindt & Sprüngli oder bei Henkel, die ihren Aktionären Waschmittel und andere Artikel des Unternehmens ausschütten. Der Vorteil für die Unternehmen liegt auf der Hand: durch Auszahlung in Form von Sachwerten werden die Barreserven der Firma geschont. Zudem wird nicht jeder Gutschein eingelöst oder jedes Angebot auch wirklich vom Aktionär in Anspruch genommen. Dennoch wird die Naturaldividende meist mit der klassischen Auszahlung kombiniert.

Diese etwas andere Form der Erfolgsausschüttung hat aber gerade bei kleineren Unternehmen auch ihre Berechtigung aus Investorensicht. Einzelne Aktien kommen dadurch auf eine Rendite von über 100 % - für Barausschüttungen undenkbar. Mittlerweile werden die meisten Naturaldividenden mit Barausschüttungen kombiniert, um die Attraktivität des Unternehmens gegenüber potentiellen Investoren zu erhöhen.

Für die meisten Anleger rechnet sich diese Auszahlungsform in der breiten Masse allerdings nur bedingt. Zum einen ist es oftmals schwer, den Wert der Dividende zu beziffern und so die Rendite zu bestimmen. Wer einen Gutschein nicht nutzt oder nicht bei der Aktiengesellschaft einkauft, dem entsteht dadurch ein Verlust, da ihm ein Teil der Dividende entgeht. Anleger, die lediglich an hohen Ausschüttungen aus ihren Investments interessiert sind, sollten daher klassische Ausschüttungen der „Schokoladendividende" vorziehen. Interessiert man sich allerdings auch für die Erzeugnisse des Unternehmens oder möchte sich mehr damit identifizieren, so können Naturaldividenden eine gute Möglichkeit sein, am Erfolg des Unternehmens zu partizipieren. Ob Naturaldividenden sich auch in größeren Aktiengesellschaften durchsetzen, darf eher bezweifelt werden. Der gewöhnliche Aktionär freut sich doch eher mehr über die Gutschrift auf dem Konto.

(Autor: Stephan Witt, FiNUM.Private Finance AG)