Gold hui, Kupfer pfui

25.02.2014

Der Rohstoffmarkt hat vielen Anlegern in 2013 wenig Freude bereitet. Sowohl Edel- als auch Industriemetalle mussten im letzten Jahr kräftige Preisabschläge hinnehmen. War dieser Rücksetzer eine gesunde Korrektur oder eher ein Vorbote weiteren Unheils? Anleger sollten derzeit besonders auf der Hut sein.

Als besonders verlässliches Barometer für die Konjunktur gilt Kupfer. In der englischsprachigen Finanzwelt ist daher oft von "Dr. Copper" die Rede. Die Idee dahinter: Schwächelt die globale Ökonomie, fällt der Kupferpreis, erholt sie sich, gehen die Notierungen nach oben. Derzeit umgibt „Dr.Copper" eine eher negative Aura, da das Kupferangebot schneller wächst als die Nachfrage. Die weltweite Minenproduktion soll zudem 2014 um 8% steigen. Außerdem steigt die Recyclingquote bei Kupfer kontinuierlich, in Europa liegt der Wert bei knapp 45%. Negative Impulse können aufgrund möglicher Bremsspuren der chinesischen Baubranche hinzukommen. Positive Zeichen für den Kupferpreis kommen allerdings vom US-Immobilienmarkt. Solange die Häuserpreise in Amerika anziehen, kann dies Rückenwind für Kupfer bedeuten. Hierzu müssten allerdings die US-Konjunktur sowie der Immobilienmarkt positiv überraschen.

Anders sieht die Lage beim gelben Edelmetall aus. Laut einer Bloomberg-Umfrage unter Analysten geht die Mehrheit von einem steigenden Goldpreis in 2014 aus. Primärer Grund könnte die immer größere Gefahr eines Short-Squeeze beim Goldpreis sein. Im vierten Quartal 2013 vervierfachten sich die Shortvolumina von Hedgefonds und Großspekulanten. Ein kleiner Preisanstieg beim Gold kann viele Spekulanten veranlassen, ihre Short-Position zu schließen und damit eine kleine Goldhausse zu entfachen. Außerdem vollzog Gold vor kurzem einen „goldenen Schnitt", in dem die 200-Tage-Linie nach oben durchstoßen wurde.

Ein zweiter Grund spricht für steigende Notierungen des Edelmetalls. Die Nachfrageseite überragt derzeit die Goldminenproduktion deutlich. In 2013 konnte dieser Nachfrageüberhang von knapp 1.700 Tonnen nur durch Recycling und deutlichen Abflüsse aus ETFs kompensiert werden. Allein die starke chinesische Nachfrage nach Gold erreichte 2013 fast das Niveau der gesamten, weltweiten Produktion. Last but not least, die Welt und viele Investoren sind im Augenblick eher sorgenarm. Gold könnte beim kleinsten Aufflammen der Eurokrise oder bei einer deutlichen weltweiten Konjunkturabkühlung wieder als Krisenwährung interessant werden. Bei allem Optimismus für ein Goldinvestment dürfen die Argumente aus dem Gold-Bärenlager nicht einfach ignoriert werden. Solange die Notenbanken die Staaten mit einer expansiven Geldpolitik stützen und die Inflation auf erstaunlich niedrigem Niveau verharrt, ist die Attraktivität der Krisenwährung stark beschnitten. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass dem Bullenlager ein mächtiges Konsortium aus Banken, Notenbanken und Politik gegenüber steht, das kein Interesse an einem hohen Goldpreis hat.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass die Großwetterlage bei Rohstoffen auch in 2014 bescheiden bleiben sollte, solange die Schwellenländer nicht wider Erwarten einen deutlichen Rebound hinlegen. Einzig Gold könnte sein Image dieses Jahr wieder aufpolieren und den alten Glanz des Edelmetalls als sicherer Hafen wiederherstellen.

(Autor: Guido vom Schemm, geschäftsführender Gesellschafter MERITO Asset Management GmbH)