Deshalb ist die Börse nicht immer effizient

04.09.2020

Leo Willert, Geschäftsführer ARTS Asset Management GmbH / Foto: © ARTS

Trotz der gravierenden Auswirkungen der Corona-Pandemie haben Viele während der Krise den Einstieg in den Aktienmarkt gewagt. Insbesondere während des Corona-Lockdowns haben Menschen weltweit, vor allem aus der jüngeren Generation Y, die Zeit gefunden, sich mit der Aktienanlage zu beschäftigen und Depots bei Onlinebanken und -brokern eröffnet. Ein mutigerer Umgang mit dem Geldanlegen in Form von Aktien ist ein Schritt in die richtige Richtung, um eine Aktienkultur zu etablieren und damit den Wertverlust des Vermögens durch Inflation und den Niedrigzins bewusst zu umgehen.

Die Anlage in wenige Einzelaktien ist jedoch angesichts der mangelnden Diversifizierung risikoreicher und kann im Worst Case zum massiven Verlustbringer im Depot werden. ETFs sind zwar günstig und breiter diversifiziert, aber dennoch mit gewissen Risiken behaftet. Denn ein ETF kann sich nur so gut oder schlecht entwickeln wie der Markt. Wer sein Geld in ETFs investiert hat, muss womöglich nach einem Börsencrash lange Durststrecken verkraften. So liegt beispielsweise der Nikkei225-Index auch rund 30 Jahre nach dem Börsensturz im Juni 1989 noch über 40 Prozent im Minus.

Die Markteffizienzhypothese

Das Investieren in den Markt durch ETFs fußt auf der Prämisse, dass niemand schlauer sein kann als der Markt. Gemäß der Markteffizienzhypothese des amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlers Eugene F. Fama, die 1970 veröffentlicht wurde, kommt die Börse einem effizienten Markt sehr nahe, da der Handel transparent ist und Informationen in Sekundenschnelle verarbeitet werden. Dementsprechend sind in ihr bereits alle öffentlich zugänglichen Informationen eingepreist. Sogar Insiderinformationen können laut der starken Version dieser Theorie schon in den Marktpreisen inbegriffen sein. Kein Anleger kann demnach eine Überrendite durch Stockpicking erzielen.

Der vor Jahrzehnten aufgekommene Wirtschaftswissenschaftszweig der Behavioral Finance hat die Markteffizienzhypothese und die Grundannahme vom vollständig rationalen Menschen – vom Homo Oeconomicus – ins Wanken gebracht. Vielmehr hat die Verhaltensökonomik aufgezeigt, dass Menschen vielseitigen kognitiven Verzerrungen unterliegen. Informationen werden demnach nicht vollständig rational aufgefasst und verarbeitet.

Welche Einflusskräfte auf den Markt wirken, lesen Sie auf Seite 2