Wie denken die Deutschen wirklich über ihren Arbeitsplatz?

24.08.2023

Holger Matheis, CEO von Swiss Lif Asset Managers - Foto: © Swiss Life Asset Managers

Spätestens seit der Corona-Pandemie steht das Büro im Mittelpunkt hitziger Debatten innerhalb der Immobilienbranche. Während die einen es als angeblich antiquierte Arbeitsstätte bereits der Vergangenheit zurechnen, sehen es die anderen vor allem als Ort zum Netzwerken und gemeinsamen Kreativsein. Aber was denken diejenigen, die es direkt betrifft: die Büroarbeiterinnen und Büroarbeiter, die immerhin fast 37 Prozent der Erwerbstätigen ausmachen?

Gemeinsam mit der TU Darmstadt haben wir eine Studie durchgeführt, die genau dieser Frage auf den Grund geht. Insgesamt haben wir 1.000 Büronutzerinnen und Büronutzer in ganz Deutschland nach ihren Ansichten zur Büroimmobilie gefragt – als Arbeitsort, aber auch als Investmentprodukt und Umweltfaktor.

Erstens: Büros prägen die Arbeitswelt, doch ein Wandel ist nötig

Mit 75 % gab die überwiegende Mehrheit der Befragten an, dass Büroimmobilien einen großen Einfluss auf ihr Arbeitsleben haben. Rund drei Viertel äußern sich zudem grundsätzlich positiv über ihren Arbeitsplatz im Unternehmen. Gleichzeitig steigen aber auch die Ansprüche, denn für mehr als die Hälfte (54 %) ist das Büro nur ein Arbeitsplatz unter vielen und steht beispielsweise in Konkurrenz zum Home-Office.
Kurzum: Büros müssen den Bedürfnissen ihrer Nutzer gerecht werden – und im Idealfall das Beste aus beiden Welten vereinen. Hier besteht bei vielen Flächen noch Handlungsbedarf. Ein erheblicher Teil der Büroflächenbestände in Deutschland ist veraltet und bedarf zum Teil umfangreicher Revitalisierungsmaßnahmen. Für Projektentwickler ergeben sich daraus aber auch deutliche Chancen – insbesondere, wenn auf qualitativ hochwertige Flächen gesetzt wird.

Zweitens: Büros sind für Kapitalanleger wichtiger als gedacht

Das zweite Kernresultat der Studie zeigt, dass Büros als Investmentprodukt in ihrer Relevanz selbst von der Fonds- und Finanzbranche unterschätzt werden. Denn die Befragten gaben unter anderem an, dass Investments in Büroimmobilien für sie attraktiver als Sparanlagen, Bitcoins und andere Kryptowährungen sowie Einzelaktien sind. Unterm Strich werden Büroimmobilien als ähnlich aussichtsreich wie Wohnimmobilien gesehen. Jedoch fällt das Angebot deutlich geringer aus als die potenzielle Nachfrage. Entsprechend wichtig ist es, dass es auch zukünftig Fonds- und andere Investmentprodukte gibt, die sich nicht allein auf das Segment der Wohnimmobilien beschränken.

Drittens: Büroimmobilien werden als Nachhaltigkeitshebel unterschätzt

Mit einem Anteil von 42 % sorgt sich weniger als die Hälfte der Befragten um die Umweltbelastung, die aus dem Bau und dem Betrieb von Büroimmobilien entsteht. Andere Sektoren wie das produzierende Gewerbe werden kritischer gesehen. Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass die Immobilienbranche Aufklärungsarbeit leisten muss. Denn die Nachhaltigkeitshebel von umweltschonenden Bau- und Betriebsweisen scheinen in der Öffentlichkeit noch nicht voll bekannt zu sein.

Die Ergebnisse der Studie machen deutlich: Büroimmobilien müssen unterschiedliche Interessen vereinen. Sie dienen als attraktiver Arbeitsplatz und sind gleichzeitig ein wichtiger Schlüssel zur Vermögensbildung. Nicht zuletzt können und sollten nachhaltige Büroimmobilien einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaschutzziele leisten.
Dies ist umso wichtiger, da der Expertenrat für Klimafragen kürzlich in seinem Prüfbericht festgestellt hat, dass die von der Bundesregierung ausgewiesene Minderungswirkung des aktuellen Klimaschutzprogramms im Gebäudesektor nicht ausreicht.

Fazit: Büroimmobilien sind kein Selbstzweck. Sie dienenden vielfältigen Bedürfnissen der Menschen, die in ihnen arbeiten. Die Immobilienwirtschaft steht jedoch vor großen Herausforderungen. In den nächsten Jahrzehnten stehen massive Modernisierungen an, um die Flächen fit für die Zukunft zu machen.

Kolumne von Holger Matheis, CEO, Swiss Life Asset Managers Deutschland