Mensch gegen Maschine

16.06.2017

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Alter Wein in neuen Schläuchen

Bevor wir weiter in die Zukunft schau­en, erst einmal ein Blick zurück. Was machen Fin- oder InsurTechs eigentlich anders als andere IT-Unternehmen mit Schwerpunkt auf Finanzen und Ver­sicherungen? Antwort: Nichts! Sie programmieren Softwarelösungen für den Markt der Finanzdienstleistung. Nur zwei Kleinigkeiten unterscheiden sie: Erstens wenden sie die Program­me oder Apps in der Regel selber an. Sprich, sie agieren selber als Makler oder Vermittler am Markt. „Wenn es nur danach geht, sind wir schon seit 20 Jahren FinTech“, erklärt uns Oliver Lang, Vorstand vom Maklerpool BCA AG. Denn die BCA baue schon seit jeher auf IT zur Prozessoptimie­rung. Aber ein zweiter Unterschied wird schnell deutlich. Denn es handelt sich bei vielen der Fin- oder InsurTech-Gesellschaften um mit viel Kapital ausgestattete Start-ups. Ausgestattet von institutionellen Investoren, Inkubatoren oder Venture Capital Firmen, sprich Pri­vate Equity. Und wenn diese Differen­zierung auch recht grob sein mag, denn sicherlich trifft sie nicht immer zu, dann zeigt sie doch ein Teil des Problems auf. Denn alle bewegen sich in einem Markt mit Regulierung, Stornos, Provi­sionskürzungen, verlängerten Storno­fristen oder anderen Haftungsrisiken. Sie starten also ihr Business in einem eh schon sehr bewegten Markt, wo der Kuchen längst verteilt ist und somit jeder Neuankömmling kritisch beäugt wird. Und wenn dieser es sich einfach leisten kann, einen Markt zwei bis drei Jahre lang ohne jegliche Annäherung an den Return of Investment oder an wirtschaftlich vernünftige Grenzen zu arbeiten, um immer mehr Marktanteile zu gewinnen, dann weckt das Neid und Ärger. Vor allem derjenigen, die eine Finanzierung aus dem Cashflow sicher­stellen müssen, wenn sie etwas Neues entwickeln und auf den Markt bringen wollen. Was dabei selten bedacht wird: Start-up Business ist ein Glücksspiel. Die Mehrheit vieler Start-ups wird es in fünf Jahren nicht mehr geben. Die Investo­ren setzen aber nie auf ein Pferd und können mit den Startups, welche eine Marktdominanz oder zumindest die Gewinnzone erreichen, ihre Verluste mehr als wettmachen.

Also alles schon gehabt

Denken wir nur an die Internet- und Di­rektversicherer. Da war auch viel Lärm um nichts. Ja, sie haben ihren Markt­anteil. Und ja, er wird sogar ausgebaut. Und das macht im Falle von Kfz-Ver­sicherung oder einfacher Risiko-LV auch Sinn. Aber sobald es kompliziert wird, kommt doch der Berater ins Spiel. Sei es bei der BU, die bei dem einen oder anderen Kunden schwierig wird, sei es bei der Schadensregulierung, wo der eine oder andere Versicherer eigentlich nicht zahlen will. Nur ganz einfach: Wer persönliche Beratung und Betreuung will, darf sie nicht mit Leistungen aus dem Internet vergleichen.

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