Wall Street: Wenn die Millennials zur Finanzmacht werden

04.11.2020

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Wer die Kapelle bezahlt, bestimmt die Musik – deswegen wird in der Investment-Welt aktuell Rock ‘n‘ Roll gespielt. Die Musik der Baby Boomer. Denn die Generation der zwischen 1946 und 1964 Geborenen ist in den USA noch die mit Abstand reichste und prägt daher die Finanzmärkte. Doch mit jedem Jahr wächst die Finanzstärke der Millennials. Wann findet der Machtwechsel statt und was – außer die Musik – ändert sich dadurch an der Wall Street?

Die Millennials, zwischen 1981 und 1996 geboren, besitzen in den USA momentan Vermögenswerte in Höhe von 9,1 Billionen Dollar. Das ist ein Anteil von gerade einmal sieben Prozent am Gesamtvermögen der Vereinigten Staaten. Zum Vergleich: Die Baby Boomer verfügen über mehr als 60 Billionen Dollar – fast so viel wie ihre Vorgänger („Silent Generation“), Nachfolger („Generation X“) und Millennials („Generation Y“) zusammen! Doch Erbfälle und eigener Vermögensaufbau verschieben die Kraftverhältnisse zugunsten der letztgenannten. Die Asset Manager werden sich anpassen müssen, denn die Generation Y investiert anders als ihre Eltern und Großeltern.

Disruption aus Sherwood Forest

Der Machtwechsel hat bereits begonnen. Seit 2016 stellt Generation Y die größte Geburtenkohorte des US-Arbeitsmarktes dar. Bis 2030 wird die Erwerbskraft der Millennials um 75 Prozent steigen im Vergleich zu 2015, da immer mehr von ihnen entweder erstmals erwerbstätig werden oder die Karriereleiter aufsteigen. Das ergeben Prognosen von Bank of America Merrill Lynch. Begleitet wird diese Entwicklung von Vermögenstransfers durch Erbschaften: bis 2042 gehen laut Forschungsunternehmen Cerulli Associates 22 Billionen Dollar in den Besitz der Generation Y über. Die Investment-Gewohnheiten der Älteren erben die Millennials allerdings nicht mit.

Vor allem sind sie um Lichtjahre digitalisierter und werden immer mehr direkte Kontrolle über ihre Vermögenswerte einfordern. Denn die Smartphone-Generation ist es gewohnt, ihr Leben über Apps zu verwalten. Fintech-Unternehmen arbeiten fieberhaft daran, die Gunst der Stunde für sich zu nutzen. Als Pionier gilt der amerikanische Startup-Gigant Robinhood. 2013 gegründet, hat das Unternehmen mittlerweile 13 Millionen Kunden, Tendenz stark steigend. Marktwert laut Nachrichtensender n-tv im Juli 2020: 8,3 Milliarden Dollar. Das Produkt: Eine App, die es ermöglicht, mit nur einem Klick Wertpapiere zu kaufen oder zu verkaufen. Einfach, schnell und kostenlos - ganz nach dem Geschmack der Millennials.

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