Steigende Kosten, aber kein Drama

27.05.2020

Naumburg an der Saale, Verwaltungssitz des Burgenlandkreises: In keinem deutschen Landkreis ist der Unterschied zwischen Kauf- und Mietpreisen so groß / Foto: © tilialucida - stock.adobe.com

Steigende Kosten

Laut HWWI-Modellrechnung sind im vergangenen Jahr die finanziellen Belastungen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. So zahlten über alle Landkreise und kreisfreien Städte die Bürger im vergangenen Jahr 13,4 % des regional verfügbaren Haushaltseinkommens für die Miete, ein Steigerung um 0,4  Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Stärker gestiegen ist die ohnehin schon höhere finanzielle Belastung für Käufer: Nachdem diese im Jahr 2018 noch durchschnittlich 15,7 % ihres Haushaltseinkommens für die Finanzierung ihrer Eigentumswohnung ausgeben mussten, waren es 2019 17 %. Zudem lebten im vergangenen Jahr 14 % aller Haushalte in einer Region, in der im Schnitt mehr als 20 % des Einkommens für die Miete aufgebracht werden musste, eine Steigerung um zwei Prozentpunkte gegenüber dem Vorjahr. Ähnliches gilt für Wohnungskäufer: So lebten im vergangenen Jahr 15 % von diesen in einer Region, in der die durchschnittlichen Finanzierungskosten mehr als 30 % des Einkommens ausmachten, im Jahr 2018 betraf dies nur 12 %. Zudem leben nur noch 16 % aller Wohnungskäufer in einer Region, in der die Finanzierung einer 70 m²-Wohnung weniger als 12 % des Einkommens verschlingt, im Vorjahr traf dies noch für 25 % zu.

„Der Postbank Wohnatlas zeigt, dass die Zahl der Haushalte, deren Einkommen besonders stark von hohen Kaufpreisen oder Mieten belastet werden, gestiegen ist. Die Vollbremsung der Wirtschaft durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie könnte den Trend allerdings zeitweilig unterbrechen“, erläutert Eva Grunwald. „Nach ersten Prognosen könnten die Kaufpreise in den kommenden Monaten nachgeben. Die Nachfrage wird besonders dort kurz- oder mittelfristig zurückgehen, wo überdurchschnittlich viele Arbeitnehmer aufgrund der Branchenstruktur von Kurzarbeit oder gar Jobverlust betroffen sind.“ Ein Ende des Immobilienbooms erwartet Grunwald allerdings nicht: „Wir rechnen mit einer Delle, aber nicht mit einem Ende des Preiszyklus. Schließlich wirken alle strukturellen Faktoren, die den Zyklus am Immobilienmarkt vom Jahr 2009 bis zum Jahresanfang 2020 prägten, weiter. Wenn die Corona-Pandemie beherrschbar bleibt und im zweiten Halbjahr 2020 eine wirtschaftliche Erholung einsetzt, dürfte auch der Immobilienmarkt dynamisch wachsen.“

Vorteil Vermögensaufbau

Postbank-Immobilienexpertin Grunwald betont, dass der regionale Vergleich von Miet- und Kaufpreisen zwar wertvolle Hinweise geben, jedoch nicht das einzige ausschlaggebende Kriterium bei der Entscheidung für oder gegen die eigenen vier Wände darstellt. Neben dem Vergleich mit der Mietbelastung sollten Kaufinteressierte unbedingt noch einen anderen Aspekt des Immobilienbesitzes im Kopf behalten. „Wer seine Immobilie abbezahlt, bildet gleichzeitig Vermögen“, sagt Grundwald. „Wohneigentum ist ein wichtiger Baustein der Altersvorsorge. Wohnungsbesitzer sind unabhängig von Preisschwankungen des Marktes und wohnen – wenn die Immobilie abbezahlt ist – im Alter mietfrei.“ (ahu)