Laserkommunikation: „Wir erleben den iPhone Moment“

24.06.2021

Bulent Altan, CEO Mynaric / Foto: © Mynaric

finanzwelt: Kann Laser-Technologie die Kommunikation sicherer machen? Altan: Definitiv! Nehmen wir an, ich bin in Los Angeles und rede mit Ihnen in Berlin. Heutzutage gehen die Informationen von mir zum ISP (Internet Service Provider), von Provider zu Provider – durch vielleicht 15 verschiedene Hände. In einer Satelliten-Konstellation geht meine Information hoch zum Satelliten, via Laser von Satellit zu Satellit – die alle zu einem einzigen Unternehmen gehören – und dann wieder herunter zu Ihnen. Das ist viel sicherer.

finanzwelt: Könnte diese Technologie auch genutzt werden, um die Sicherheit von Geld-Transfers zu erhöhen? Altan: Auf jeden Fall! Laserkommunikation ist sehr gut geschützt gegen Überwachung oder Abfang-Versuche.

finanzwelt: Noch dieses Jahr wollen Sie mit Mynaric in den USA mit einem IPO an die Börse gehen. Steht schon das Datum? Altan: Ich kann Ihnen nicht mehr verraten, als in der Öffentlichkeit bekannt ist. Mynaric ist ein börsennotiertes Unternehmen und ich möchte nicht im Gefängnis landen (Altan lacht). Laut unserer letzten Meldung könnte es im zweiten Halbjahr soweit sein.

finanzwelt: Ist Amerika auch Ihr wichtigster Markt für Kunden? Altan: Mit großem Abstand – ja! Der US-Markt ist ein paar Jahre voraus und der größte unserer Märkte. Alle weiteren Märkte reihen sich dahinter ein.

finanzwelt: Sie können nicht nach China verkaufen. Gibt es weitere Restriktionen? Altan: Ein Laser-Terminal hat einen defensiven und strategischen Nutzen. Daher müssen wir uns an die Export-Gesetze halten. Außerdem sind die Informationen von einigen unserer US-Kunden reguliert durch ein Gesetz namens ITAR („International Traffic in Arms Regulations“). Diese Informationen dürfen die USA nicht verlassen. Dazu zählt z.B. Raketentechnologie. Mit diesen Regulierungen haben wir zu tun, aber wir setzen sie zu unserem Vorteil ein. Wir haben eine US-Abteilung mit Teams nicht nur in Business Development, sondern auch Kundebetreuung und Engineering. Dadurch sind wir unserer europäischen Konkurrenz weit voraus. Wir können nämlich unsere Kunden dort betreuen, wo sie sind. Wir können mit Informationen arbeiten und umgehen, die die USA nicht verlassen dürfen. So nutzen wir die Regulierungen zu unserem Vorteil. Außerdem ist mein amerikanischer Pass noch ganz hilfreich.

finanzwelt: Spielen ESG-Kriterien für Sie eine Rolle? Altan: Definitiv! Natürlich stellen wir ein Produkt her, dass auch in der Rüstung/Verteidigung einen Nutzen bietet. Aber in erster Linie ist es ein kommerziell ausgerichtetes Kommunikationsprodukt.

finanzwelt: Wie sieht es mit Ihrer CO2-Bilanz aus? Altan: Weniger als die Hälfe aller Menschen hat Zugang zu Breitband. Jobs, Business – Menschen ohne Breitband-Internet-Zugang sind diesbezüglich stark benachteiligt. Was wir erschaffen, wird jedem Konnektivität ermöglichen, auch Menschen in abgelegenen Dörfern. Du kannst mehr Homeoffice machen, musst nicht mehr in die großen Städte ziehen oder pendeln. Dadurch wird CO2 eingespart. Was wir produzieren, wird die Welt fairer für alle machen. Außerdem: Wir bieten den gleichen Umfang an Kommunikation für viel weniger Energie – und Stromproduktion ist einer der größten CO2-Verursacher. Wir bieten 10.000 Mal mehr Bandbreite bei gleichem Energieverbrauch!

Warum Altan sich für Mynaric entscheiden hat, lesen Sie auf Seite 4