Laserkommunikation: „Wir erleben den iPhone Moment“

24.06.2021

Bulent Altan, CEO Mynaric / Foto: © Mynaric

finanzwelt: Was gilt heute als unmöglich, dass Sie mit Mynaric erreichen wollen? Altan: Wir wissen schon, dass es möglich ist: In unserer neuen Serienproduktion wollen wir 2.000 Einheiten pro Jahr bauen. Wir wissen schon wie, aber niemand hat es bisher jemals geschafft.

finanzwelt: Was sind die Herausforderungen beim Einsatz von Laserkommunikation? Altan: Laserkommunikation wird in verschiedenen Bereichen benutzt. Der Bereich, in dem wir es aktuell am meisten einsetzen, ist in der Kommunikation zwischen Satelliten. Hier liegt die Herausforderung in der unfassbar großen Distanz. Du musst einen Satelliten finden, der 8.000 Kilometer entfernt ist, und zwar mit etwas, das wie ein Laser-Pointer aussieht, und du musst ein Zentimeter-großes Ziel treffen. Dabei fliegen die Satelliten 28.000 km/h schnell und sie vibrieren. Eine weitere Herausforderung: Bestimmte Dinge kannst du nur testen, wenn du im All bist. Du kannst auf der Erde nicht einen Test durchführen mit zwei Laser-Terminals, die 8.000 Kilometer voneinander entfernt sind. Manchmal musst du also ein Risiko eingehen und Dinge einfach im All ausprobieren.

Der andere Einsatz-Bereich von Laserkommunikation ist zwischen Flugzeugen. Laser benötigt eine Sichtlinie. Wenn Wolken dazwischen sind, funktioniert die Kommunikation nicht. Das ist völlig normal und unsere Kunden wissen das. Laser ist oftmals nicht die einzige Kommunikationsart, die sie nutzen. Wenn es wolkig ist, kommunizieren sie in Low Bandwidth via Radio. Wenn es keine Wolken gibt, wechseln sie zu Laser.

finanzwelt: Wird Laser eines Tages alle anderen Kommunikationsmittel ersetzen können?Altan: Ich denke nicht. Es ist eine ergänzende Technologie. Es ist genau wie in der Mobilität. Ich fahre mit dem Fahrrad zur Busstation, von dort mit dem Bus zum Bahnhof und von dort mit der Bahn weiter. Auch in der Kommunikation: Nach der Verbreitung der E-Mail wurde die Post nicht abgeschafft. Genauso werden Radio-Frequenz und Laser koexistieren. Es gibt dem Nutzer einfach mehr Möglichkeiten. Wenn er point-to-point kommunizieren möchte, mit hoher Bandbreite, dann nimmt er Laser. Aber wenn der Nutzer zu hunderten von Menschen sprechen möchte, benutzt er Radio Frequenz.

finanzwelt: In welchem Umfang wird Laserkommunikation jetzt schon eingesetzt? Altan: Die Technologie selbst ist nicht neu. Es wird schon seit ungefähr 30 Jahren daran gearbeitet. Aber jetzt sind wir an einem Wendepunkt angekommen, wo Laserkommunikation täglich benutzt wird. Es wurden in den vergangenen drei Jahrzehnten insgesamt vielleicht 20 oder 30 Laser-Terminals gebaut. Mit der geplanten Produktionskapazität unserer neuen Serienproduktion wollen wir zukünftig 2.000 Einheiten pro Jahr produzieren. Schon jetzt wird Laserkommunikation im All eingesetzt, allerdings sehr institutionell, z.B. von Regierungen. Die Art der Terminals, die wir in Zukunft einsetzen wollen, sind noch nicht in Benutzung, aber wir stehen kurz davor. Wir sind an einem Punkt vergleichbar mit dem berühmten Moment, in dem Steve Jobs das erste iPhone präsentiert hat. Da war klar: ein halbes Jahr später würde es eine Revolution geben.

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