Gute Führung heißt Reflexion des eigenen Handelns

16.12.2020

Uta Rohrschneider, geschäftsführende Gesellschafterin der grow.up. Managementberatung / Foto: © grow.up

Reflektierte Führung in drei Schritten

Der erste Schritt der Selbstreflektion besteht darin, die eigenen Motive in ihren Ausprägungen (sprich: in ihren Bedeutungen) kennenzulernen und ihre Wirkung auf die (Führungs-) Persönlichkeit zu verstehen. Dies gilt im gleichen Maß für die Wahrnehmung von sich selbst wie auch für die Wahrnehmung anderer. Mit diesen Erkenntnissen kann der zweite Schritt der Selbstreflektion beginnen. Dieser wird begleitet unter anderem durch folgende Fragen:

  • Was bedeuten meine Motivausprägungen für mein Führungshandeln?
  • Was sind meine emotional bevorzugten Führungsstrategien?
  • Wie prägen meine Motivausprägungen meine Erwartungen an meine Mannschaft?
  • Warum reagiere ich auf etwas positiv, kritisch oder ablehnend?
  • Wie wirke ich mit meinem Führungshandeln auf meine Mitarbeiter, welche Fremdwahrnehmung haben sie von mir?
  • Wie nutze ich die Erkenntnisse, um mein Führungshandeln weiterzuentwickeln?

Wenn diese Fragen mithilfe des LUXXprofiles beantwortet sind, können Führungskräfte reflektiert agieren. Statt aus einem emotionalen Bauchimpuls zu handeln, sind sie jetzt in der Lage zu reflektieren:

  • Welche Werte und Motive beeinflussen meine Wahrnehmung und Bewertung einer Situation oder Leistung?
  • Was ist das Ziel in einer gegebenen Situation?
  • Was ist situativ und mitarbeiterbezogen das wirksamste Führungshandeln?
  • Wie motivierend oder demotivierend wirkt sich welches Führungsverhalten auf die unterschiedlichen Mitarbeiter aus?
  • Wie kann ich, auch wenn dies nicht meiner eigenen Emotion und Komfortzone entspricht, die Situation erfolgreich für alle gestalten?

Dieses Vorgehen erfordert zu Beginn vielleicht etwas mehr Aufwand, aber die Mühe lohnt sich. Der Erfolg bestärkt darin, an diesem Weg festzuhalten, um dann mit weniger Führungsaufwand mehr Leistung zu erzielen.

Beispiel: Führungskraft mit einer blauen Ausprägung im Motiv „Soziale Anerkennung“

Ein Beispiel für die Praxis gibt folgendes LUXXprofile einer Führungskraft. Schauen wir uns das für die tägliche Führung sehr bedeutsame Motiv „Soziale Anerkennung“ an:

Diese Führungskraft hat eine starke blaue Ausprägung im Motiv „Soziale Anerkennung“. Für das eigene emotionale Erleben heißt das:

  • Sie verfügt über ein stabiles, aus sich selbst generiertes Selbstbild.
  • Sie fühlt sich selbstbewusst und wird durch ihr Handeln auch von außen so wahrgenommen.
  • Sie lernt aus Fehlern und mag Aufgaben, bei denen es um „try and error“ geht. Scheitert sie bei solchen Aufgaben, ist das nicht selbstwertrelevant, sondern eine Chance zu lernen.
  • Kritik zeigt Fehler auf, aus denen man nach ihrer Überzeugung lernen kann. Damit ist Kritik für sie etwas Wertvolles und sie kritisiert andere, um ihnen zu helfen, Dinge besser zu machen.
  • Lob und Anerkennung sind für sie angenehm, aber nicht wichtig oder motivierend. Sie weiß aus sich selbst heraus, was sie kann und was nicht. Vor diesem Hintergrund weiß und fühlt sie nicht, wie wichtig Lob und Anerkennung für andere sein können.

All diese Aspekte kann die Führungskraft mit Blick auf ihr Profil reflektieren. Entscheidend ist dabei die Erkenntnis, wie sehr sie sich in dieser Motivausprägung von anderen Menschen unterscheidet. So teilt sie die Stärke ihrer Ausprägung in diesem Motiv nur mit ca. 4 Prozent aller anderen Menschen. Logischerweise gilt das auch für die Mitarbeiter. Somit brauchen viele Teammitglieder ein ganz anderes Führungshandeln im Thema „Soziale Anerkennung“, als es diese Führungskraft „aus dem Bauch heraus“ leistet.

Warum gegen die eigene Emotion geführt werden sollte, lesen Sie auf Seite 3