Greta-Effekt in der Finanzberatung?

15.04.2020

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Spezialisierung sinnig?

Unter Umständen diesem Umstand geschuldet spezialisieren sich aktuell einzelne Vermittler auf das Thema. Weiter- und Fortbildungsangebote werden diesbezüglich von ausgewählten Maklerpools, Vertrieben als auch Akademien oder Schulungsdienstleistern angeboten. Diese Anzahl der Nachhaltigkeitsprofis unter den freien Vermittlern bildet jedoch im Verhältnis zum Gesamtmarkt eine sehr kleine Gruppe ab. Vielmehr sind es Banken, die bereits seit längerem die großen Potenziale des Schlagwortes Nachhaltigkeit mit passenden Produktwelten und Marketingpower bergen und nutzen möchten. „Nachhaltige Anlage- oder Versicherungsberatung ist sehr komplex und vielseitig. Für den spezialisierten unabhängigen Vermittler muss es daher das Ziel sein, sich mittels Beratungsqualität, Wissen und Produktangebot vom vorhandenen Bankenangebot positiv abzuheben“, erklärt Baer. Oliver Liebermann, Vertriebsvorstand der MLP Finanzberatung SE, erläutert den Vorteil am Beispiel der Geldanlage, da dort durch die Integration von ESG-Kriterien die Anlageentscheidungen noch vielschichtiger geworden sind. Hierdurch werde die Rolle des Finanzberaters noch wichtiger, „denn er hilft seinen Kunden dabei, ihre persönlichen Werte und Präferenzen in ein passendes Investment umzusetzen. Dabei kann er etwa auch mit dem immer noch weit verbreiteten Vorurteil aufräumen, dass Nachhaltigkeit Rendite kostet. Tatsächlich belegen zahlreiche Branchenstudien, darunter auch Meta-Studien, dass Unternehmen, die bei ESG-Kriterien positiv herausstechen, auch meist signifikant bessere Finanzzahlen erreichen.“ (mo)

Fazit

Zusammengefasst hat die Umfrage unter Pools, Dienstleistern und Vertrieben deutlich gemacht, dass das Thema Nachhaltigkeit das Kundenverhalten als auch das Produktangebot in der Finanzbranche und Assekuranz bereits verändert hat. Dieser Prozess hat jedoch gerade erst begonnen. Weiter sind Marktexperten der Ansicht, dass Berater ihrer Beratungs- und Geschäftsmodelle an den neuen Bedarf der Kunden anpassen müssen: „Hatte es in der Vergangenheit immer gereicht, nach rein monetären und objektiven Leistungsmerkmalen zu beraten, kann es heute und in Zukunft dazu kommen, dass ein Anbieter unattraktiv wird, falls dieser sich nach Ansicht des Kunden nicht nachhaltig in seiner Unternehmensstrategie ausrichtet. Für viele Berater ist das vielleicht schwer nachzuvollziehen, da diese Art des Denkens bei der Bevölkerung nicht weit verbreitet war. […] Wenn Nachhaltigkeit nicht einfach als Trend oder Modeerscheinung abgetan wird, kann auch die eigene Strategie angepasst werden.“, resümiert Koch.