Deutsche haben Angst um ihr Geld

09.09.2021

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Wie so häufig haben hier aber aktuelle Ereignisse für eine Veränderung der Wahrnehmung geführt, in diesem Fall die Hochwasserkatastrophe Mitte Juli. „Da die Ängste-Umfrage zu dieser Zeit bereits abgeschlossen war, haben wir Ende Juli in einer Online-Umfrage weitere 1.000 Bürger nach ihren Umweltängsten befragt“, erklärt Römstedt. „Die dramatischen Bilder von zerstörten Häusern und die Nachrichten über zahlreiche Tote und Vermisste haben die Umweltängste auf Rekordwerte getrieben.“ So fürchten 69 % der Befragten Naturkatastrophen und Extremwetter, 61 % sind besorgt, dass der Klimawandel dramatische Folgen für die Menschheit mit sich bringt. „Diese Ergebnisse dokumentieren den Schock, den die entsetzliche Flut bei den Menschen ausgelöst hat. Ob die Katastrophe längerfristige Auswirkungen auf die Umweltängste hat, wird sich allerdings erst im kommenden Jahr zeigen“, erläutert Professor Schmidt. Bislang hat in der R+V-Ängstestudie nur einmal die Furcht vor Naturkatastrophen die 60 %-Marke überschritten, nämlich im Jahr 2010. Damals gab es im Frühjahr gleich zwei prominente Umweltkatastrophen: Zum einen eine gigantische Ölpest durch den Untergang der Ölbohrplattform Deepwater Horizon, zum anderen der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull, der zu einer massiven Beeinträchtigung des Flugverkehrs führte.

Zuwanderung spaltet das Land

Mit dem 1955 geschlossenen Anwerbeabkommen mit Italien begann in Deutschland die Geschichte einer großen Zuwanderungsbewegung, die dafür sorgte, dass in den alten Bundesländern die Menschen das Zusammenleben mit Zugewanderten längst schon seit Jahrzehnten gewohnt sind. In den neuen Bundesländern ist der Anteil an Ausländern hingegen deutlich geringer – was ein Grund sein könnte, dass dort das Thema Zuwanderung für deutlich mehr Ängste sorgte: So fürchten in der R+V-Umfrage 58 % der ostdeutschen Befragten, dass der Staat mit Geflüchteten überfordert sein könnte. Damit ist dies die am weitesten verbreitete Angst in Ostdeutschland. In den alten Bundesländern liegt diese Befürchtung hingegen mit 42 % lediglich auf Rang fünf. Insgesamt fürchten 45 % aller Umfrageteilnehmer, dass die große Zahl an Flüchtlingen die Deutschen und ihre Behörden überfordern könnten, ein Anstieg um zwei Prozentpunkte gegenüber der Vorjahresuntersuchung. Diese Angst nimmt somit bundesweit den vierten Rang ein, drei Ränge mehr als im Vorjahr. Dass es durch weitere Zuwanderung zu Konflikten kommen könnte, fürchten 43 % der Umfrageteilnehmer, ein Prozentpunkt mehr als bei der Vorjahresstudie. Auch diese Angst ist in Ostdeutschland (52 %) deutlich weiter verbreitet als im Westen (40 %). Ohnehin scheinen die Menschen in den neuen Bundesländern ängstlicher zu sein als in den alten: So machen sich über alle Ängste hinweg ostdeutsche Befragte mehr Sorgen als westdeutsche. Deshalb ist die durchschnittliche Angst in den neuen Bundesländern mit 40 % auch um fünf Prozentpunkte höher als im Westen. In allen Teilen Deutschlands liegt die durchschnittliche Angst bei 36 %, ein Prozentpunkt geringer als im Vorjahr. Gerade ein Ereignis, das sich bald zum 20. Mal jährt, scheint für die Angstwahrnehmung immer weiter in den Hintergrund zu rücken: Die Terroranschläge des 11. September. So haben gerade einmal 32 % der Deutschen Angst vor Terrorangriffen, womit diese Befürchtung gerade einmal den 16. Rang erreicht.

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