„Das ist dann Anlegerschutz, der dem Anleger wirklich nutzt“

22.12.2016

Dr. Hartmut Knüppel

  1. Neben vielen regulatorischen Aspekten ist die mögliche Einführung einer Finanztransaktionssteuer ein Dauerthema. Nun wurde diese weiter auf die lange Bank geschoben. Eine unendliche Geschichte. Wie bewerten Sie das?

Dass die Finanztransaktionssteuer in diesem Jahr entgegen vielen Ankündigungen nicht eingeführt wurde, ist für alle Privatanleger und Unternehmen eine gute Nachricht. Anders als von vielen Befürwortern behauptet, müssten nämlich Anleger und Unternehmen als letzte Glieder in der Transaktionskette die Zeche allein zahlen und nicht etwa die „bösen“ Banken, die mit dieser „sin tax“ bestraft werden sollten. Für die europäische Kapitalmarktunion wäre die FTT ein Rückschritt. Da sie nur in wenigen Ländern eingeführt werden kann, würde sie den Wettbewerb verzerren, anstatt ihn zu fördern. Sie wäre im Übrigen ein weiterer Sargnagel für die Wertpapierkultur in Deutschland. Deshalb sollten die politischen Entscheider nicht versuchen, diesem steuerpolitischen Zombie neues Leben einzuhauchen, sondern ihn endgültig zu Grabe tragen.

  1. Laut der jüngsten Emittentenumfrage des DDV räumt die Mehrheit den Expresszertifikaten das größte Absatzpotential in 2017 ein. Warum sind Expresszertifikate so attraktiv?

Expresszertifikate, die im Übrigen auch zu meinen Lieblingszertifikaten zählen, eignen sich für Anleger, die seitwärts tendierende oder moderat steigende Kurse des Basiswertes erwarten. Sie haben ein sehr attraktives Chance-Risiko-Profil. Gerade auch im Vergleich mit vielen Anleihen, die derzeit nur sehr niedrige Gewinne abwerfen, weisen Expresszertifikate hohe Renditechancen aus. Außerdem bieten sie dem Anleger Flexibilität. Sie sind zwar in der Regel auf mehrere Jahre angelegt, aber wenn der Kurs des Basiswerts entsprechend steigt, kann die Rückzahlung schon vor Laufzeitende erfolgen. Der Anleger verfügt dann vorzeitig über den Gewinn und kann diesen erneut investieren.

  1. Was treibt Sie aktuell in der Verbandsarbeit um?

Die Regulierung wird allmählich zum Problem, für deren Lösung sie sich ausgibt. Die verschiedenen Regulierungsinitiativen wurden vielfach unkoordiniert auf den Weg gebracht, ihre Wirksamkeit wird nicht überprüft, und sie verteuern aufgrund ihrer enormen Kosten für die Banken letztlich auch die Finanzprodukte, auf die insbesondere die Privatanleger angewiesen sind. Im jetzigen Nullzinsumfeld sind Wertpapiere für alle Deutschen aber unerlässlich, wenn sie Vermögen aufbauen und für ihr Alter vorsorgen wollen.

Hier versuchen wir als Verband, sachlich völlig unsinnige Vorschriften zu verhindern und gemeinsam mit den Experten unserer 15 Mitglieder und bald 16 Fördermitglieder die Umsetzung der Regulierung möglichst effizient und kostengünstig zu gestalten. Gleichzeitig setzen wir mit unserem Verband Standards und betreiben konsequent Selbstregulierung, mit der wir die Verständlichkeit und Transparenz unserer Produkte erhöhen. Das ist dann Anlegerschutz, der dem Anleger wirklich nutzt.