Es kommt was auf uns zu

07.12.2020

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH / Foto: © I.C.M.

Wie alle Jahre an Weihnachten, spätestens an Silvester wird man sich alles Gute für das Jahr 2021 wünschen. Das „vor allem Gesundheit“ dürfte dieses Jahr etwas ernster genommen werden. Parallel dazu gibt es eine Inflation von Prognosen für die Kursentwicklung der Finanzmärkte im neuen Jahr. Ich möchte hier keine weitere Meinung mit Kurszielen hinzufügen, sondern auf prekäre Entwicklungen hinweisen, die bei der Einteilung von Vermögen zu berücksichtigen sind.

Tatsache ist, dass durch die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie die Staatsschulden weltweit überdurchschnittlich kräftig steigen. Und zwar prozentual mehr wie das geschätzte Wachstum in 2021. Und dies von einem schon heute viel zu hohem Niveau. Selbst der Rechnungshof warnt vor einer Schuldenexplosion. In Deutschland wird aus der schwarzen Null ein Minus von ca. 160 Mrd.

Seit der Finanzkrise 2008/09 haben die Notenbanken die Zinsen kontinuierlich gegen oder unter „Null“ geschleust. Dass sie die Strategie auch im Wirtschaftsboom (2012 bis 2019) beibehalten haben, war ein grober Verstoß gegen die Regeln der Volkswirtschaftslehre. Dem Anleger muss daher klar sein, Habenzinsen sind passé, eher steigen die Minuszinsen. Die Schulden werden ordnungsgemäß nicht mehr getilgt werden können.

In 2020 konnten die Regierungen richtig „klotzen“, um Corona zu bekämpfen. Es wurde zwar der Schuldenberg höher, aber der Zinsaufwand in den Staatshaushalten schrumpfte mitunter sogar. Für 2021 geben die Regierungen noch einmal richtig „Gas“. Es kostet ja nichts. Die Maastricht-Kriterien sind schon lange gebrochen, die EU-Kommission nimmt erste Schulden auf, die Eurobonds sind da, heißen nur anders. Deutschland gibt den Widerstand auf. Corona hat die Politik von lästigen Fesseln befreit. Ausnahmeregeln werden zur Normalität. So wie zum Beispiel schon bei der Soli oder der verbotenen Staatsfinanzierung durch die EZB durch die Hintertür und aktuell bei der Kurzarbeiterregelung auch für das gesamte Jahr 2021und nach meiner Meinung bald die Verlängerung der Aussetzung der Insolvenzmeldepflicht. Alles bis nach den Wahlen.

Wenn sich die Prognosen vieler Volkswirte und Ökonomen bewahrheiten, dass die ausufernde Geldmenge irgendwann zu einer gravierenden Inflation führt, könnte dann die Konsumenten die „Angst ums Geld“ erfassen und sie ihr Geld ausgeben wollen. Dies ist zwar wirtschaftlich positiv, aber die kräftig steigende Nachfrage trifft auf reduzierte Kapazitäten (s. aktueller Abbau von Arbeitsplätzen). Erfahrungsgemäß steigen dann die Preise kräftig. Die Lebenshaltungskosten liegen heute schon deutlich über den offiziellen Inflationszahlen.

Anleger, die die hier aufgeführten Tatsachen ebenfalls kritisch sehen, müssen sich die Frage stellen, inwieweit sie den Politikern und Notenbänkern eine Umkehr zur Vernunft (gem. Volkwirtschaftslehre) zutrauen. Aber wie sagte schon Voltaire: In einer irrsinnigen Zeit vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn in sich. Oder auf heute übersetzt: Werden die Verantwortlichen auf der Schussfahrt wenden? Fragen Sie Skifahrer nach den Folgen.

Solange keine Änderung der politischen Vorgehensweise auszumachen ist, dürfte für den Kapitalanleger die sinnvollsten Anlageschwerpunkte in den Bereichen Liquidität und Sachwerte liegen. Dies bedeutet, dass er neben einer Portion Kasse Investitionen in den Segmenten Immobilien (vor allem selbstgenutzt), Qualitätsaktien sowie Edelmetalle und Rohstoffe eingehen sollte. Eine in Deutschland nicht einfach vermittelbare Strategie. Für renditesuchende Anleger gibt es allerdings kaum eine Alternative. Sie können Einkünfte aus Kapitalvermögen derzeit nur über eine Risikoerhöhung, der daraus verbundenen größeren Schwankungsbreite der Kurse und damit des Vermögens erzielen.

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Kolumne von Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter, I.C.M. Independent Capital Management Vermögensberatung Mannheim GmbH