Darum sind Investitionen in Kryptowährungen keine reine Spekulation

05.03.2021

Foto: © Eisenhans - stock.adobe.com

Wer sich mit dem Markt für Kryptowährungen beschäftigt, merkt schnell, dass dieser zum aktuellen Zeitpunkt auf einem Rekordniveau notiert. Folglich sehen einige Anleger auch gewisse Parallelen zu den Jahren 2013 und 2014 sowie den Jahren 2017 und 2018. 

Allerdings zeigt sich, dass wir uns diesmal deutlich länger in einer Phase hoher Kurse befinden. Einer der wesentlichen Treiber für diese Entwicklung dürfte die bessere Entwicklung des gesamten Krypto-Ökosystems sein. Allerdings wollen wir unsere These auch unterlegen und zeigen, dass sich Kryptowährungen inzwischen auf dem Weg zu einem soliden Vermögenswert entwickeln.

Corona und wirtschaftliche Entwicklung fördern Investitionsgeschehen

Ein grundsätzlicher Trend, der sich insbesondere seit März 2020 verstärkt hat, ist das vermehrte Investieren von Kapital in den Markt. Aufgrund der Corona-Pandemie sowie den damit einhergehenden geldpolitischen Maßnahmen der Notenbanken befindet sich ein Rekordwert an Kapital an den Finanzmärkten. Nachfolgend wollen wir etwas auf die Makrotrends der Weltwirtschaft eingehen.

Inflationsängste wegen Corona-Hilfen

Aufgrund der Corona-Pandemie mussten zahlreiche Regierungen harte Maßnahmen ergreifen. Ganze Nationen, auch Deutschland, musste vorübergehend in den Lockdown gehen. Allerdings sollte die Wirtschaft nicht unter den getroffenen Maßnahmen leiden – die Politik versprach Hilfspakete.

Im Grunde sind solche Hilfen ein guter Ansatz, immerhin müssen gesunde Unternehmen unverschuldet Ihr Geschäft stillstehen lassen. Allerdings steigt durch die staatlichen Hilfen das Geld am Markt extrem an. Mitarbeiter bekommen mit Kurzarbeitergeld staatliche Entgeltersatzleistungen, Unternehmen teilweise Förderungen von bis zu 90 %.

Eine Marktkorrektur, wie sie regelmäßig notwendig ist, um schlecht wirtschaftende Unternehmen vom Markt zu nehmen, kann schlicht und ergreifend nicht stattfinden. Zudem kaufen die Notenbanken immer mehr Anleihen und Unternehmensbeteiligungen auf, um den Markt mit Kapital zu versorgen. Die Geldmenge wächst rasant an, sodass steigende Preise nur eine Frage der Zeit sind.

Negativzinsen sorgen für Investitionslust

Zeitgleich haben die Notenbanken im internationalen Umfeld die Leitzinsen auf Rekordtiefstwerte heruntergefahren. Im Ergebnis müssen Geschäftsbanken für Einlagen bei der EZB nun Zinsen zahlen. Immer mehr Banken geben eben jene Zinsen an die Kunden mit hohen Vermögenswerten weiter. Inzwischen müssen bereits Sparer mit einem Vermögen von 100.000 Euro Negativzinsen abführen.

Um eben diese Negativzinsen zu vermeiden, allokieren zunehmend mehr Anleger ihr Kapital in andere Vermögenswerte wie Aktien, Immobilien oder auch Kryptowährungen. Die stark ansteigende Nachfrage trägt auch dazu bei, dass die Preise dieser Vermögenswerte aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Situation kontinuierlich ansteigen.

Kryptowährungen als Gegenentwurf zum klassischen Finanzsystem

Zusätzlich bedingen die zuvor genannten Makrotrends, dass sich Kryptowährungen für ihren angedachten Einsatzzweck – Satoshi Nakamoto entwickelte Bitcoin als Gegenentwurf zum inflationären Finanzsystem – immer besser eignen. Firmen wie beispielsweise Square oder Tesla kaufen Bitcoin inzwischen, um sich selbst vor einer starken Inflation zu schützen.

Dieser Ansatz ist auch vollkommen nachvollziehbar, da viele Kryptowährungen basierend auf ihrem Code strickt limitiert in Ihrer Anzahl sind. Allerdings arbeiten die Zentralbanken auch an eigenen Digitalwährungen, welche als Alternative zum klassischen Fiatgeld fungieren sollen. Ob diese Allerdings einen Inflationsschutz besitzen, bleibt fraglich.

Kryptowährungen überzeugen mit Risiko-Rendite-Potenzial

Schlussendlich bedingt auch das aussichtsreiche Risiko-Rendite-Potenzial die Entwicklung des Krypto-Marktes. Kryptowährungen sind eine vergleichsweise junge Investmentklasse. Dementsprechend ist deren Einsatzmöglichkeit noch nicht vollkommen ausgeschöpft und die Bewertungen könnten sich historisch betrachtet noch an einem günstigen Punkt befinden.

Wer heute Kryptowährungen kaufen möchte, trifft auf eine gut entwickelte Infrastruktur. Immer mehr Plattformen unterstützen den Handel von Kryptowährungen – inzwischen gibt es auch etablierte Anbieter aus der Finanzbranche, die den Handel der wichtigsten Kryptos unterstützen. Diese Entwicklungen tragen maßgeblich dazu bei, dass eine zunehmende Menge an potentiellen Käufern sich mit Kryptowährungen wie Bitcoin auseinandersetzen.

Infrastrukturelle Fortschritte bei Kryptowährungen

Der zweite wichtige Makrotrend, der dafür spricht, dass die aktuelle Hausse am Krypto-Markt langanhaltender Natur sein könnte, ist die infrastrukturelle Entwicklung.

  • Verwahrlösungen für Kryptowährung entstehen: Ein passendes Beispiel, welches den Fortschritt verdeutlicht, ist die Akquisition von Curv durch PayPal. Der Verwahrdienstleister ist inzwischen eine feste Größe in der Krypto-Branche und dürfte in Zukunft das Produktangebot von PayPal, einem der wichtigsten Zahlungsdienstleister am Markt, perfekt abrunden.
  • Finanzdienstleister unterstützen Kryptowährungen: Doch auch bei den Krypto-Börsen zeigt sich, dass diese inzwischen bereit für den Mainstream sind. Hackerangriffe wie in den letzten bullishen Marktphasen, gehören heute nicht mehr zur Tagesordnung. Wer einen Blick auf einen Krypto-Börsen-Vergleich wirft, entdeckt inzwischen auch immer mehr bekannte Namen, etwa den des Neobrokers JustTrade.
  • Kryptowährungen als Finanzprodukte: Auch Finanzprodukte wie Exchange Traded Products (ETPs) sind bei zahlreichen klassischen Finanzmarktbörsen handelbar. Zudem gibt es Zertifikate, die den Kurs gewissen Kryptowährungen abbilden und somit einen Handel ermöglichen. Inzwischen sind auch Krypto-Fonds keine Seltenheit mehr. In Deutschland steht mit dem Fonds von der F5 Crypto Capital zudem ein Krypto-Fonds kurz vor dem Marktstart. Doch trotz dieser Entwicklung muss gesagt werden, dass klassische Publikumsfonds noch Mangelware sind. Bisherige Fonds fokussieren sich auf professionelle oder semiprofessionelle Anleger mit einem hohen Anlagevolumen.

Institutionelle Anleger entdecken den Krypto-Markt

In den vergangenen Hype-Phasen, welche gerne auch als Bitcoin Blasen bezeichnet wurden, zeichneten sich die Krypto-Märkte insbesondere durch spekulative Einzelanleger aus. Whales, also Anleger mit großen Beständen an einzelnen Kryptowährungen, konnten durch Futures die Märkte manipulieren und somit die Kurse beeinflussen.

Auch heute gibt es noch zahlreiche Whales. Allerdings nimmt deren Marktmacht kontinuierlich ab, denn immer mehr institutionelle Anleger finden den Weg in den Krypto-Markt. Das beste Beispiel hierfür sind MicroStrategy, Tesla, Square Inc. und MassMutual. Diese Unternehmen haben mehr als 3 Milliarden US-Dollar allein in Bitcoin investiert. Im Vergleich zur aktuellen Marktkapitalisierung von mehr als 760 Mrd. US-Dollar ist diese Zahl zwar geradezu verschwindend gering, doch wir befinden uns noch immer in einem frühen Stadium.

Unternehmen, wie PayPal, ermöglichen den Kauf, Verkauf und das Ausgeben von Bitcoin und Co. und tragen somit auch zu einer steigenden Nachfrage bei. Langfristig dürfte also die Konzentration der Marktmacht abnehmen und die Nutzung der einzelnen Währungen steigen.

Aussichtsreiche Szenarien zur Preisentwicklung des Bitcoins, etwa wie von der Citibank oder JP Morgan zeigen, dass sich Institutionen inzwischen nicht mehr vor Kryptowährungen als Anlageklasse verschließen.

Rechtliche Rahmenbedingungen gewinnt an Klarheit

In den vergangenen Jahren gab es aufseiten unbeteiligter Marktteilnehmer oftmals Rufe nach Regulierung. Es könne immerhin nicht sein, dass Kryptowährungen kontinuierlich an Wert gewinnen und die Märkte ohne wirkliche Marktaufsicht agieren.

Inzwischen hat sich der Markt hier weiterentwickelt. Um ehrlich zu sein, ist in kaum einem anderen Land die Rechtsprechung so klar wie in Deutschland. Für den privaten und geschäftlichen Bereich gibt es klare Regelungen, die das Investieren in Kryptowährungen ermöglichen.

Mit der Blockchain-Strategie hat die Bundesregierung zudem eine gesetzliche Grundlage geschaffen, welche dazu beitragen soll, die Adaption von Blockchain-Lösungen zu erhöhen und Deutschland als eines der wichtigsten Blockchain-Länder zu etablieren. Zwar sind noch immer Länder wie China oder die USA führend, doch auch in Deutschland gewinnt die technologische Entwicklung an Fahrt.

Doch eine klare Rechtsgrundlage in Deutschland allein würde den Markt nicht ausreichend stabilisieren – immerhin kommen die meisten Investoren aus dem Ausland. In Deutschland sind bereits Aktieninvestitionen ein „riskantes“ Geschäft. Nichtsdestotrotz gibt es auch in den USA eine entsprechende Rechtsprechung. Die SEC hat beispielsweise Coins wie Ether oder Bitcoin legitimiert.

Insgesamt zeigt sich also auch im rechtlichen Sektor, dass der Markt sich im Vergleich zu den vorherigen Marktphasen weiterentwickelt hat.

Fazit: Normalisierung des Marktes auf hohem Niveau zu erwarten

Im Vergleich zu den vorherigen Marktphasen hat sich der Krypto-Markt in seinen Grundsätzen verändert. Zwar fangen institutionelle Investoren erst an, Kapital in den Markt zu investieren, doch ein mit jedem Investment steigt die Sicherheit im Markt. Unter anderem sind institutionelle Anleger dafür bekannt, langfristig hinter einem Investment zu stehen. Dies dürfte auch die Volatilität im Markt limitieren.

Zudem haben sich auch die rechtlichen Gegebenheiten in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Gab es vor wenigen Jahren noch Unklarheiten in Sachen Steuern, so gibt es heute zahlreiche Rechtsanwälte und Steuerberater mit einer Fokussierung auf Krypto-Themen. Auch die allgemeine Infrastruktur im Markt hat sich verändert. Geschäftsmodelle, die einen wirklichen Nutzen stiften, dürften die weitere Adaption vorantreiben und dem Markt weiteren Aufwind geben.

Gastautor: Sebastian Rau