Noch eine Dekade expansive Geldpolitik

13.04.2017

Robert Michele / Foto: © J.P. Morgan Asset Management

Risiko der Divergenz geht zurück

In der Vergangenheit war zu befürchten, dass eine geldpolitische Divergenz – also steigende Zinsen in den USA gegenüber einer anhaltend lockeren Geldpolitik im Rest der Welt –  zu einer Stärkung des US-Dollar führen und damit das globale Wachstum bremsen würde. Bei einer weltweit koordinierten Geldpolitik ist ein starker US-Dollar jedoch weniger wahrscheinlich. Allerdings könnten von Washington ausgehende protektionistische Tendenzen oder die ausbleibende oder sich verzögernde Umsetzung von angekündigten Maßnahmen immer noch dazu führen, dass die Märkte wieder ein Wachstum unter dem Trendniveau einpreisen. Dies sieht Michele aber als weniger wahrscheinlich als noch im Vorquartal an (20 % vs. 25 %). Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession oder einer Krise sei mit einer Wahrscheinlichkeit von je 5 % nach wie vor äußerst gering. Zu den anhaltenden Risiken zählen laut Michele allerdings die bevorstehenden Wahlen in Europa und das Risiko eines politischen Fehltritts, der die globale Stabilität gefährden würde.

Hochzinsanleihen und Schwellenländer-Bonds in Lokalwährungen weiterhin bevorzugt

In diesem Umfeld sieht der Experte Chancen in den Bereichen, die von der Reflationierung profitieren, was vor allem auf Unternehmensanleihen zutreffe. Insbesondere die Marktsegmente, die vom Ausblick auf ein höheres Wachstum profitieren, seien interessant. So ist die „beste Anlageidee“ von Bob Michele nach wie vor US-High Yield. „Der Sektor bietet eine relativ attraktive Rendite und historisch betrachtet können die Risikoaufschläge von Hochzinsanleihen einen Teil des ZinsanstiUeges abfedern. Die Ausfallraten nehmen weiterhin ab, da viele der schwachen Emittenten nicht mehr im Index vertreten sind.“ Die Spreads von Hochzinsanleihen betragen gegen Ende eines Zyklus typischerweise rund 300 Basispunkte – diese Schwelle sei aktuell noch nicht erreicht.

Außerhalb der USA gefallen ihm selektiv immer mehr Schwellenmarktanleihen in Lokalwährung. „Sowohl die Anleihen als auch die Währungen machen derzeit einen günstigen Eindruck. In der Regel unterstützt ein stärkeres Wachstum in den USA durch eine höhere Importnachfrage auch das Wachstum in den Schwellenländern. Die Inflation ist rückläufig und viele Währungen haben deutliche Korrekturen erfahren. Darüber hinaus bieten Schwellenländeranleihen etwas, das Anleger bei vielen Staatsanleihen der Industrieländer vergeblich suchen: positive Realrenditen.“ Er bevorzugt einen Korb aus Schwellenländertiteln, die durch Untergewichtungen in niedrig rentierlichen Industrieländerwährungen finanziert werden.

Alle Segmente des Anleihenmarktes ausnutzen

Anleger sollten zu einem Zeitpunkt, in dem die Wachstums- und Inflationsprogosen steigen, die gesamte Vielfalt der zur Verfügung stehenden Instrumente für Anleiheninvestitionen einsetzen, um weiterhin attraktive Erträge bei einer gleichzeitigen Steuerung der Risiken zu erzielen. Das kann durchaus bedeuten, dass sie die Inflexibilität von Anleihenbenchmarks aufgeben und dafür einen benchmarkunabhängigen Ansatz verfolgen, damit sie von möglichst vielen Chancen aus dem gesamten Anlageuniversum profitieren. Eine solche Strategie nutzt der JPMorgan Funds – Global Bond Opportunities Fund, den Robert Michele seit mehr als vier Jahren gemeinsam mit Nicholas Gartside und Iain Stealey managt. Das breit diversifizierte Portfolio kombiniert dynamisch alle Anleihenmarktsegmente ohne durch eine Benchmark eingeschränkt zu sein und nutzt dabei aktives Durationsmanagement, um die Sensibilität des Portfolios gegenüber Zinsänderungen anzupassen. Mit diesem Ansatz ist es möglich, sich jederzeit auf Veränderungen im Wirtschaftsumfeld und in den Marktbedingungen einzustellen. Hinzu kommt ein mehrdimensionaler Ansatz für das Risikomanagement, der diversifizierte Portfolios bei gleichzeitiger Sensitivität für die Korrelation im Hinblick auf verschiedene Faktoren wie Veränderung der Marktzinsen, Wechselkurse und Kreditspreads ermöglicht. Der Global Bond Opportunities Fund hat mit dieser Strategie in den letzten zwölf Monaten 5,78 Prozent erwirtschaftet (per 31. März 2017, Anteilklasse A acc EUR (hedged)).

Marktausblick von Robert Michele, Chief Investment Officer und Leiter der Global Fixed Income, Currency & Commodities Group bei J.P. Morgan Asset Management