Bestraft die Briten nicht zu hart!

12.04.2017

Axel D. Angermann, Chefvolkswirt von FERI / Foto: © FERI

Handel mit Dienstleistungen

  • Im Jahr 2015 exportierte Großbritannien Dienstleistungen im Wert von  fast 109 Mrd. Euro in die EU.  Gut die Hälfte davon entfielen auf unternehmensbezogene Dienstleistungen wie Steuer- und Rechtsberatung (28 Mrd. EUR) und Finanzdienstleistungen (27 Mrd. EUR), gefolgt vom Tourismus (17 Mrd. EUR) und dem Transportwesen (13,5 Mrd. EUR).
  • Die EU-Länder ihrerseits exportierten im gleichen Jahr Dienstleistungen in der Größenordnung von 83 Mrd. EUR nach Großbritannien. Hier entfiel der größte Teil auf den Tourismus (31 Mrd. EUR), gefolgt den unternehmensbezogenen Dienstleistungen (20 Mrd. EUR) und vom Transportwesen (15 Mrd. EUR).
  • Auch hier zeigt die Differenzierung nach Branchen, dass der Dienstleistungsaustauch für etliche EU-Länder von großer Bedeutung ist: Deutschland führt die Rangliste der größten Exporteure nach Großbritannien bei unternehmensbezogenen Dienstleistungen und in der Telekommunikation an, bei Finanzdienstleistungen und im Transportwesen steht Frankreich an erster Stelle und im Tourismus ist es Italien.

Direktinvestitionen

  • Der Gesamtbestand an Direktinvestitionen britischer Unternehmen in der EU lag im Jahr 2015 bei 548,5 Mrd. EUR.
  • Umgekehrt betrug der Wert von Direktinvestitionen aus den EU-Ländern in Großbritannien etwas mehr als 560 Mrd. EUR.

Auch kleinere EU-Länder spielen mit

Die Auswertung der Kennzahlen für verschiedene Branchen zeigt, dass so gut wie jedes EU-Land in irgendeinem Bereich wichtige Handelsbeziehungen zum Vereinigten Königreich unterhält. Bei Nahrungsmitteln und im Maschinenbau hat der britische Markt für die irischen Produzenten relativ die größte Bedeutung. Bei Computern und Elektronik sowie in der Pharmabranche sind es die niederländischen Produzenten. Auch kleinere EU-Länder können hier ein veritables Interesse geltend machen: So entfallen etwa 14% der Exporte griechischer Pharmaunternehmen, 13% der Exporte portugiesischer Hersteller und immerhin noch 10% der Exporte aus Rumänien auf den britischen Markt, während dieser Wert für deutsche Hersteller nur 9% beträgt. Insgesamt gibt es nur sehr wenige Länder, für deren Wirtschaft Großbritannien als Absatzmarkt branchenübergreifend kaum Bedeutung hat.

Marktkommentar von Axel D. Angermann, Chefvolkswirt der FERI Gruppe