Zinsen - Wie lange hält der Negativtrend noch an?

22.09.2016

Guido vom Schemm, Geschäftsführer GVS Financial Solutions GmbH / Foto: © GVS

Obwohl die Wirtschaftsdaten in Europa und in den USA in den letzten Monaten etwas besser wurden, konnte die Inflation nicht anziehen. In einer stark vernetzten und globalisierten Welt muss die weltweite Nachfrage anziehen, um Preise nennenswert zu bewegen. Das ist auf absehbare Zeit so gut wie ausgeschlossen. Ein wohl noch wichtigerer Grund für weiterhin sehr tiefe Zinsen ist die Tatsache, dass sich die immens verschuldeten Staaten deutlich höhere Zinsen gar nicht leisten können. Wenn die Zinsen auch nur um 1 Prozentpunkt steigen würden, würde die erhöhte Zinslast vielen Staaten das Genick brechen. Die Auswirkungen dieser Niedrigzinsphase sind enorm. Vor allem die Altersvorsorge wird hart getroffen. Zahlreiche Lebensversicherer senkten bereits die Garantiezinsen. Somit muss die Altersvorsorge völlig neu gedacht und an das aktuelle Marktumfeld angepasst werden. Wer nur auf festverzinsliche Wertpapiere setzt, dürfte es schwer haben, seine Ziele zu erreichen. Auch Bausparkassen stehen aufgrund der niedrigen Zinsen vor einer unlösbaren Aufgabe, da das Geschäftsmodell akut gefährdet ist. Zahlreiche Bausparkassen sind dazu übergegangen, ältere Bausparverträge, bei denen bestimmte Bedingungen erfüllt waren, von sich aus zu kündigen, da sie die hohen Zinsen einfach nicht mehr erwirtschaften konnten. Für die Bausparkassen kommt aber noch ein weiteres Problem hinzu. Früher lagen die Zinsen für das Darlehen der Bausparverträge deutlich unter denen der Darlehensangebote der Banken. Somit hatte der Bauherr einen echten Mehrwert beim Abschluss eines Bausparvertrages. Aufgrund der niedrigen Zinsen ist dieser Vorteil kaum noch spürbar.

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