Wir haben eine Verantwortung für das, was mit unserem Geld geschieht

29.10.2021

Stefan Maiss, Geschäftsführer der ProVita Gesellschaft zur Vermittlung von umwelt- und sachwertorientierten Kapitalanlagen mbH / Foto: © ProVita

finanzwelt: Die Siegerermittlung erfolgt nach der Performance in sechs verschiedene Asset- und Risikoklassen. Welche sind das? Maiss» Die Kategorisierung umfasst Aktien-, Misch-, Dach-, ETF-, Renten- sowie Geldmarktfonds und wird unter Berücksichtigung des SRI (Summary Risk Indikator; 2 - 6) ausgewertet und verglichen. Leider konnten wir die Mindestanzahl von sieben Geldmarktfonds nicht ermitteln, die zur Bildung einer Kategorie erforderlich ist. Von daher sind es in 2021 nur fünf Asset-Klassen, die allerdings wiederum in unterschiedliche SRI-Klassen aufgeteilt sind.

finanzwelt: Wir sind mit der finanzwelt ja exklusiver Medienpartner und wissen daher schon, dass Sie über 800 Fonds ermitteln konnten, die Ihre Kriterien für ein Listing erfüllen. Sind das nicht tolle Nachrichten für die Vermittler, auf so eine breite Auswahl zu treffen? Maiss» Ursprünglich haben es 834 Fonds ins Listing geschafft, von denen dann aber nur 681 die vorgegebenen Kriterien erfüllt haben. Auf der einen Seite kann man bei solch einer Anzahl schnell den Überblick verlieren. Auf der anderen Seite tragen die Auswertungen, die Berichterstattung und unsere Arbeit dazu bei, dass die Kolleginnen und Kollegen einen besseren Überblick erhalten, was diesen wiederum hilft, sachdienlicher und kompetenter bei ihrer Mandantschaft vorzutragen.

finanzwelt: Inwieweit ist damit die Finanzbranche schon einen großen Schritt gegangen in Richtung Nachhaltigkeit und welche Hausaufgaben sehen Sie noch für unsere Branche? Maiss» Die Dynamik, die sich in den letzten zwei bis drei Jahren u. a. durch die beschlossenen Verordnungen auf EU-Ebene entwickelt hat, ist im Hinblick auf Neuzulassung, Umwidmung und Volumina bemerkenswert. Nach wie vor aber gilt es, die wirklich nachhaltigen Anlagen von den weniger nachhaltigen zu unterscheiden. Art. 8 oder 9 reichen als Erkennungsmerkmal nicht aus, um diese identifizieren zu können; das haben auch verschiedene Behörden schon richtig erkannt. Wenn man bedenkt, dass hierzulande bislang nur ca. 5 % des privaten Geldvermögens unter nachhaltigen Aspekten investiert sind und wenn man weiß, dass die Ernsthaftigkeit bei vielen Anbietern noch ganz ordentlich verbesserungsfähig ist, dann kann man erkennen, dass es noch viel Luft nach oben gibt.

finanzwelt: Es liegt also in unserer Verantwortung… Maiss» Ja, wir sollten uns dabei Folgendes überlegen: Wie wollen wir uns als Finanzdienstleister, als Institut heute positionieren, in Anbetracht dessen, dass uns in den kommenden Jahren noch ganz andere Fragen gestellt und uns noch ganz andere Herausforderungen begegnen werden? Und: Haben wir nicht auch eine gewisse Verantwortung für das, was mit unserem Geld geschieht? Auch die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt. Gehen Sie also auf Reisen und seien Sie kein/e Stubenhocker*in! (lvs)