Weniger Pot, weniger Kokain und keine Bordelle mehr
21.09.2017
Ein Mann, zwei Gesichter. Florian Homm, jetzt und wie er früher war. / Foto: © Homm
finanzwelt: Womit haben Sie am meisten gewonnen? Homm: Short Bremer Vulkan, WCM, MLP und etliche andere sehr zyklische Schrottwerte, also Wertzerstörer. Das ist immer dasselbe Bild: verschuldet, liberale Bilanzierung, ein instabiles Geschäftsmodell und schlecht informierte, euphorische Investoren. Auf der Long-Seite habe ich etliche Male mein Geld verzehnfacht oder mehr. Der Kracher war eine Aktie die hieß Ballmaier und Schulz AG und mutierte dann zur Baader Bank AG. Davon hielten wir circa zehn Prozent. Kaum vorstellbar, aber diese Aktie stieg 400-mal im Wert. Aktuell haben wir leider nur zwei sogenannte „Tenbagger“ auf dem Radarschirm. Tenbagger bedeutet 1000 Prozent Wertgewinn-Chance, bei einem Wertverlust-Risiko von circa 30-40 Prozent. Der Begriff stammt übrigens von meinem Ex-Chef bei Fidelity Investments, Peter Lynch.
finanzwelt: Und womit haben Sie am meisten verloren? Homm: Bevor ich aus meiner alten Firma ausschied, habe ich ganz bewusst kein Cash oder Profit durch den Verkauf meiner eigenen Aktien gemacht. Das wäre eine Leichtigkeit gewesen. Somit hat mich mein Abschied aus der Firma circa 300 Millionen Euro gekostet, weil die Aktien nach meinem Ausscheiden um circa 90 Prozent eingebrochen sind. Ironie des Schicksals, dass mir schwere Kursmanipulation und konspirativer Betrug vorgeworfen wird. Das grenzt an kollektiver Massenidiotie seitens der Ermittler und ist bisher keinem einzigen Journalisten aufgefallen. Zudem habe ich circa 40 Millionen an Werten vor meinem Kündigungsschreiben in die Fonds übertragen. Das steht nirgendwo und das hören Sie heute definitiv zum ersten Mal, wird aber durch die Ermittlungsprotokolle eindeutig bestätigt.
finanzwelt: Apropos, wurden Sie nicht unter anderem deswegen gesucht? Homm: Ich habe mich vier Jahre lang diversen Verhören in der Schweiz und in den USA gestellt. Das nennt man dann in den Medien „Flucht“ oder „abtauchen“. Flüchtige gehen nicht zu Verhören und halten sich nicht an ihrem gemeldeten Wohnsitz auf. Wenn man das mal sachlich und humorvoll betrachtet, wäre ich somit der dümmste Betrüger aller Zeiten. Selbst die Staatsanwaltschaft in der Schweiz hat mich offiziell als Flüchtigen beschrieben. Dann hat die NZZ etwas tiefer recherchiert und entdeckt, dass ich zwischen 2009 und 2013 tatsächlich regelmäßig zu Verhören bei der Schweizer Staatsanwaltschaft erschienen bin. Die Staatsanwältin hat einfach frech die Presse und die Öffentlichkeit belogen. Die Journalisten haben das erst einmal völlig naiv so abgedruckt. Gott sei Dank haben die Redakteure gründlicher recherchiert als andere und nannten mich dann voller Ironie das „Gespenst von Lausanne“.
finanzwelt: Wenn man bei Wikipedia Ihren Namen eingibt, hat man das Gefühl, Sie spielten in einer Liga mit Madoff oder Mehmet Göker. Was ist denn nun dran an diesen Gerüchten? Homm: Kein Vergleich. Keiner dieser Herren hat jemals legitim etliche nationale oder internationale Investment-Auszeichnungen gewonnen, die nicht auf Betrug basierten. Ich war bereits im Jahr 1988, mit 29 Jahren, bester USA Spezialfonds-Manager. Von diesen Awards habe ich mehr als ein Dutzend. Zudem lässt kein Betrüger über 300 Millionen auf dem Tisch liegen. Bei meiner angeblichen Flucht habe ich der ACMH Gruppe angeboten bei der Verwertung von Beteiligungen tatkräftig zur Seite zu stehen. Die haben aber die Geschichte vom bösen, schwarzen Mann propagiert: eine absurde Lüge und die Presse hat denen auch noch geglaubt. Dabei war ich der am meisten Geschädigte des angeblichen Betrugs.
finanzwelt: Wie lange geht das schon so? Homm: Seit 10 Jahren gibt es diese absurden Vorwürfe, jedoch keine Anklage. Ich bin medial verurteilt und habe leider wenig Vertrauen in die Justiz, die erst einmal verhaftet, dann alle Gelder blockiert und zu guter Letzt Lügen verbreitet. Lügen, die von den Medien übernommen werden, ohne dass man sich noch verteidigen kann.
finanzwelt: Das ist natürlich oft so. Viele Medien schreiben nur ab und machen sich nicht mehr die Arbeit eigener Recherche. Aber stimmt denn das Gerücht, dass die SEC nach Ihnen fahndet? Homm: Die SEC kümmert sich nur um zivilrechtliche Themen. Die USA und die Schweiz fahnden seit 10 Jahren und haben seitdem nicht einmal eine Anklageschrift verfasst.
finanzwelt: Wenn Sie die Uhr zurückdrehen könnten: Was würden Sie heute anders machen? Homm: Weniger Pot, definitiv weniger Kokain und keine Wellness-Bordelle mehr. Ich würde viel mehr für gute Zwecke spenden, mehr Zeit und Urlaub mit meiner Familie und Freunden verbringen, viel mehr von mir geben, mich nicht so ernst nehmen und viel mehr lachen, vor allem über mich selbst.
finanzwelt: Was sind Ihrer Meinung nach die großen Finanz- und Immobilienthemen in den nächsten Jahren? Wo geht die Reise hin? Homm: Die Megatrends des nächsten Jahrzehnts für Short sind: Der Tod des traditionellen Einzelhandels und der Oldschool-Medien. Vertrauensdebakel in die Machenschaften der Zentralbanker weltweit. Steigende Zinsen und ein Desaster. Japanische Sklerose oder Crash in den Anleihe- und Aktienmärkten. Staatsbankrotte, Währungsreformen. Finanzrepressionen gegen Privatinvestoren. Disruptive Faktoren und massive Risiken im Automobilbereich, oder auch Carmageddon genannt. Vergreisung der Bevölkerung mit extrem negativen finanziellen Konsequenzen. Das Platzen der China-Blase und der Carry-Trades. Junk-Bond-Krisen in Europa, Student-Loans in den USA, Pleiten der Einzelhandel und den damit verwandten gewerblichen Immobilien.
finanzwelt: Ok, also nix wie raus da. Und wohin rein? Homm: Wasser, Nahrungsmittel, Gesundheit, produktives Land, nicht zyklische und vorzugsweise antizyklische Wertschöpfer zu sehr attraktiven Preisen. Dann Gold, wahrscheinlich Silber, einige Kryptowährungen, obwohl hier die Luft bereits etwas dünn wird. Attraktive und wertbasierte Zahlungsmittel wie Crypto-Gold, oder Gold basierte Master- beziehungsweise Visa Debit-Karten.
finanzwelt: In was investieren Sie zur Zeit und warum? Homm: Primär in Wasser, Edelmetalle, Kobalt, aber hier wurden bereits Gewinne mitgenommen. Ansonsten in Gesundheit und Talk. In den oben beschrieben Short- und Long-Kategorien gibt es eine große Auswahl an Investitionen. Ich empfehle Ihnen „Erfolg im Crash“ zu lesen sowie „Die Kunst des Leerverkaufes“ um die notwendigen Werkzeuge zu verstehen und bedienen zu können. Die besten Ideen präsentieren wir in unserem Börsenbrief, der am 1. November erscheint: www.florianhommlongshort.de und auf meinem youtube Kanal: https://www.youtube.com/channel/UC9Iq-yi4q3lsnSEXltzpqcQ?&ab_channel=FlorianHomm
finanzwelt: Kostenlose Weiterbildung, modern und schnell… Homm: Ja und diejenigen, die sich ein solides Wissensfundament zum Thema „intelligent investieren“ aneignen wollen bieten wir die Investment Master Society an: www.investmentmastersociety.de . Etwas Vergleichbares gibt es nicht in unserer Muttersprache. Prinzipiell fokussieren wir uns auf Bereiche wie Fachliteratur, Börsenbrief, Ausbildung, in denen wir für Privatinvestoren und Wissbegierige einen hohen Nutzen und Mehrwert liefern können.
finanzwelt: Kommen wir zur Politik: Wie stehen Sie Herrn Draghi und seiner aktuellen Zinspolitik gegenüber? Homm: Ein von Interessenkonflikten belasteter Ex-Banker von Goldman Sachs zockt Steuerzahler und Sparer ab und führt die Finanzwelt in den Ruin. In den nächsten fünf Jahren gehen Yellen, Draghi, Kuroda und ihre Zentralbanken in die Annalen der Weltwirtschaftsgeschichte ein als das größte gescheiterte Wirtschaftsexperiment seit dem Zusammenbruch des Kommunismus.
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