Nicht nur der Online-Handel prägt den Einzelhandel

01.10.2019

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„Der Handel ist eine sehr wettbewerbsorientierte Branche, die innovativ bleiben muss. Unsere Konsumgewohnheiten und Erwartungen an den Einzelhandel unterliegen einem rasanten Wandel. Insbesondere stationäre Konzepte müssen flexibel reagieren, wenn sie eine echte Zukunftsperspektive haben wollen“, erläutert Gabriele Volz, Geschäftsführerin von Wealthcap. „Unsere Studie zielt dabei weniger auf abstrakte Investmentzahlen ab, sondern vielmehr auf eine standortbezogene Bestimmung der Zukunftschancen von Handelslagen. Hier gilt es je Betriebsform klar zu differenzieren. Denn nicht jedes Handelskonzept funktioniert an jedem Standort. Das hat unsere Untersuchung klar herausgearbeitet.“

„Die Anforderungen der Kunden und der Händler selbst variieren je nach Standort, Betriebstyp, Sortiment und sozio-ökonomischer Struktur erheblich. Dieser Vielfalt haben wir mit unserem Forschungsdesign Rechnung getragen“, ergänzt Joachim Stumpf, Geschäftsführer der BBE Handelsberatung.

Die Kundenanforderungen sind vielfältig und sind häufig von Mikrolage und Nutzungsart abhängig. Dennoch können aus der Studie mehrere übergreifende Erkenntnisse abgeleitet werden.

Grenzen zwischen online und offline verschwimmen

In Zukunft wird es wohl immer schwieriger werden, genau zu definieren, was unter „Online-Handel“ und „Offline-Handel“ zu verstehen ist – eine Entwicklung, die von beiden Seiten ausgeht: So experimentiert der stationäre Handel immer mehr mit Online-Angebote (bspw. bietet Rewe einen Lieferservice an). Aber auch der Online-Handel streckt seine Fühler vermehr in den stationären Einzelhandel aus. Bspw. hat mit Amazon der Inbegriff des Online-Handels in den vergangenen Jahren einige Ladengeschäfte eröffnet, darunter auch in Deutschland. Gerade bei Modellen wie „Click and Collect“ ist eine klare Trennung zwischen Online-Handel und stationärem Handel kaum noch möglich.

Nähe ist gefragt

Da nach dem Zweiten Weltkrieg das Auto von einem Luxusgut zu einem Massenprodukt wurde, haben sich die Supermärkte immer häufiger an den Stadträndern angesiedelt. Schließlich sind dort die Grundstückspreise deutlich günstiger und dank des Autos spielt die Entfernung für die Kunden keine allzu große Rolle. Dieser Trend dürfte sich in Zukunft deutlich verändern. So spielt die schnelle Erreichbarkeit der Handelsimmobilien heute eine immer wichtigere Rolle. In Zeiten, in denen die Nutzung des Autos zunehmend kritisch gesehen wird, geht es für die Einzelhändler immer mehr darum, eine gute Erreichbarkeit zu Fuß, per Fahrrad oder anderen Fortbewegungsmitteln zu ermöglichen. Auch wird es für stationäre Einzelhändler wichtig sein, den Kunden ein erfüllendes Einkaufserlebnis zu bieten. So könnten Händler, die Individualität und Individualisierbarkeit in ihr Konzept integrieren und den Konsumenten auf einer persönlichen Ebene erreichen, auf einen stärkeren Zulauf und höhere Margen hoffen.

Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung

Der zunehmende Wunsch, zum Einkaufen nicht mehr mit dem Auto fahren zu müssen, hängt eng mit einem anderen großen Thema der aktuellen Zeit zusammen: Nachhaltigkeit. Diese gewinnt auch im Bereich des Einzelhandels eine immer größere Bedeutung. So spielen nachhaltige Konzepte entlang der gesamten Wertschöpfungskette eine immer wichtigere Rolle und immer mehr Menschen sind bereit, für ethischen Konsum und nachhaltige Produkte sogar mehr Geld auszugeben. Doch nicht nur bei den Produkten spielt das Thema Nachhaltigkeit eine immer wichtigere Rolle: Ökologische und soziale Aspekte sind auch beim Einzelhändler und der Handelsimmobilie selbst zunehmend gefragt. Hierzu zählen nachhaltige Bauweisen und ein geringer Ressourcenverbrauch im Objekt.

Ebenfalls lohnenswert kann sich für Einzelhändler der Mut zur Nische sein. Hierzu muss allerdings die Qualität des Produkts stimmen und es muss eine echte Abgrenzung zum Wettbewerb gelingen. Andernfalls droht die Gefahr, dass mit der Spezialisierung eine immer größere Ausdehnung der Produktpalette einhergeht, die die Kunden zunehmend verwirrt.

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