Investieren zwischen Windkraft und Ferrari

30.08.2019

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Bei den Europawahlen dominiert kein Thema so wie der Klima- und Umweltschutz. Doch offensichtlich endet die ökologische Motivation der Deutschen beim Investment, denn „Grüne Fonds“ erreichen aktuell lediglich einen Marktanteil von 4,5 %. Woran liegt diese Zurückhaltung? Vielleicht braucht der Anleger mehr Orientierung im stetig wachsenden Dschungel von grünen, nachhaltigen oder sozialen Investments. Außerdem sollte ein hartnäckiges Gerücht aus der Welt geräumt werden.

Manch ein Anleger fühlt sich auf dem Öko-Fondsmarkt in Deutschland wie auf einem türkischen Basar: riesige Auswahl, unübersichtliches Treiben und keine Ahnung, welche Waren echt sind und welche eine Fälschung. Überall steht „grün“ oder ähnliches drauf, aber was ist tatsächlich drin? Die Fondsgesellschaften dürfen Labels wie „nachhaltig“ und „grün“ seit Jahren weitgehend frei verwenden. Wie werden also bei angeblich ökologischen Fonds die Zutaten ausgewählt und auf welche Fonds kann der umweltbewusste Anleger ruhigen Gewissens setzen? Leider gehören manche Green Investments auf die FAIL-Webseiten, auf denen sich die Internet-Community über peinliche Patzer und Aussetzer lustig macht.

Aus welcher Perspektive Ferrari grün wird

So blieb der Ölriese BP z. B. auch noch nach dem „Deepwater Horizon“-Unfall im Jahr 2010 in einem Nachhaltigkeitsindex gelistet. Zur Erinnerung, es handelt sich dabei um eine der schwersten Umweltkatastrophen dieser Art in der Geschichte. Lange Zeit waren weite Teile des Golfs von Mexiko mit Erdöl verpestet. Übrigens galt auch Volkswagen als Branchenvorreiter bei der Nachhaltigkeit – bis zum Dieselskandal. Im Falle eines anderen Autoherstellers werden die Überlegungen schon fast philosophisch. Ein sehr erfolgreicher und anerkannter Fondsmanager bringt tatsächlich das Beispiel Ferrari. Wie, um Himmels Willen, kann ein luxuriöser Sportwagen mit hohem Spritverbrauch ökologisch vertretbar sein? Ganz einfach, argumentiert der Fondsmanager: die Autos blieben meist in der Garage und stießen durch das wenige Fahren in Summe auch weniger CO2 aus als ein Kleinwagen. Wenn ein Raser sie nicht zu Schrott fährt, werde die italienische Kultmarke gehegt, gepflegt und sei daher sehr langlebig – ein weiterer Öko-Pluspunkt. Zugegebenermaßen eine unerwartete Argumentation, aber sie regt zum Nachdenken an: was muss an einem Produkt eigentlich ökologisch sein, damit der Hersteller in einen Ökofonds aufgenommen wird? Der Herstellungsprozess des Produktes, das Produkt selbst mit seinen Materialien oder auch die wahrscheinliche Benutzung des Produktes? Es tun sich sogar noch mehr Fragen auf, wenn wir auf den Deutschen Aktienindex DAX blicken – eigentlich nicht für Grüne Fonds prädestiniert mit seinen Automobilherstellern und Industrieunternehmen. Das Schweizer Research-Unternehmen Carbon Delta hat aber untersucht, welche Kosten auf Firmen zukommen, wenn sie gewisse Klimaziele einhalten und bestimmte CO2-Mengen einsparen müssten. Ein Vorteil, den Carbon Delta hier für DAX-Unternehmen sieht: Sie haben Patente oder vielversprechende Technologien, die beim Umweltschutz nützlich werden könnten. Gerade in Anbetracht der aktuellen Diskussionen um CO2-Steuern keine so dumme Überlegung.

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