Hat Italien den Rubikon überschritten?

05.12.2016

Jon Jonsson

Wie geht es weiter?

Nach Renzis Rücktritt gibt es wohl vorgezogene Neuwahlen, obwohl diese nicht vor 2018 stattfinden müssen. Wahrscheinlicher ist, dass der italienische Präsident Sergio Mattarella eine „technokratische“ Übergangsregierung ernennt, oder die Regierungsgeschäfte zwischenzeitlich von einem anderen Vertreter aus der Mehrheitspartei PD geführt werden.

Mit Blick auf den Markt glauben wir, dass das “Nein“ das Vertrauen in die Erholung der italienischen Wirtschaft verringert. Es wird wahrscheinlich auch die Unsicherheit infolge der steigenden Euroskepsis im Euroraum steigern. Italienische Staatsanleihen und riskantere Anlagen in Europa werden eher negativ beeinflusst.

Wie wir nach den US-Wahlen und der Brexit-Abstimmung gesehen haben, konnten die Märkte diese Entwicklung jedoch früher als erwartet einpreisen. Wir sind überzeugt, dass Geduld hier der Schlüssel ist, um die Gelegenheiten für den Ankauf attraktiv bewerteter Vermögenswerte zu nutzen.

Grundsätzlich hat Europa zwar mit stagnierendem Wirtschaftswachstum, mit Fragen der Außenpolitik und mit der Flüchtlingskrise zu kämpfen, aber wir glauben weiterhin, dass es sich rechtzeitig damit befassen wird. Tatsächlich sieht unser Basis- Szenario so aus, dass Europa sich weiter erholen wird, wenn auch sehr langsam.

Als Julius Caesar 49 vor Christus mit seiner Armee über den Rubikon marschierte, erklärte er bekanntlich "Alea iacta est" – die Würfel sind gefallen. Das ist im heutigen Italien nicht ganz richtig. Es kann immer noch seine Zukunft selbst gestalten, doch es muss schnell und entschlossen handeln.

Kolumne von Jon Jonsson, Senior Portfolio Manager - Global Fixed Income bei Neuberger Berger