Finanz-Wissenslücken auch bei Finanzentscheidern
29.11.2022
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Nur wenige kennen sich gut mit der Rente aus – insbesondere ältere Personen irren häufig
Versicherung und Vorsorge fallen insbesondere häufige Irrtümer im Zusammenhang mit der Rente auf. So denkt rund die Hälfte fälschlicherweise, dass mit einer größeren Kinderzahl automatisch eine höhere Rente einhergeht. Diese Fehlannahme ist in höheren Altersgruppen – wenn das Thema Rente zunehmend an Bedeutung gewinnt – verbreiteter als in jüngeren. Zudem glauben 33 % der Bevölkerung, die gesetzliche Rente decke 70 % des letzten Einkommens ab. Hierzu passt auch, dass nur 40 % aller Berufstätigen die voraussichtliche Höhe ihrer Rente bzw. Pension kennen.
Im Gegensatz zum Thema Rente ist in der Bevölkerung Grundwissen zur privaten Absicherung von Risiken verbreiteter: Dass eine private Haftpflichtversicherung zwar empfohlen wird, aber nicht verpflichtend ist, wissen rund 9 von 10 Bürgern. Dass es für Berufstätige vermeintlich eine staatliche Pflicht gibt, eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen oder dass man in Deutschland nur einen Anwalt nehmen kann, wenn man eine Rechtsschutzversicherung hat, glaubt jeweils nicht einmal jeder Zehnte.
Trotz des verbreiteten Grundwissens springt im Bereich der privaten Risikoabsicherung ein Manko ins Auge: So nennen auf eine offene Frage nach Versicherungen, die man unbedingt haben sollte, zwar gut drei Viertel der Bevölkerung die Haftpflichtversicherung. Aber eine Berufsunfähigkeitsversicherung – bei der unter Experten ein breiter Konsens darüber besteht, dass sie für die gute private Risikoabsicherung unverzichtbar ist – kommt nur 18 % der Bevölkerung in den Sinn.
Steuerklasse top, Immobilienfinanzierung und Erbe flop
Steuern, Sozialversicherung und Erbe fällt der sehr verbreitete Irrtum auf, man müsse mindestens 30 % Eigenkapital nachweisen, um eine Immobilie zu kaufen; 46 % glauben dies, quer durch alle Einkommensschichten. Weniger verbreitet, für die privaten Finanzen aber ebenfalls von großer Bedeutung ist die falsche Annahme mit 18 % Zustimmung, dass sich eine Steuererklärung nur bei einem überdurchschnittlich hohen Jahreseinkommen lohnt. Brisant ist, dass Menschen aus unteren Einkommensschichten überdurchschnittlich oft davon ausgehen: Personen aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von unter 2.000 Euro halten die Aussage zu 28 % für zutreffend.
Auch im Erbrecht gibt es Wissenslücken: So hält fast jeder fünfte Bürger Immobilien für grundsätzlich erbschaftssteuerbefreit, wenn sie von den Eltern an die Kinder vererbt werden. Daneben glauben 16 %, dass der letzte Wille auch mündlich festgehalten werden kann. Ab 60-Jährige – für die Erbschaftsfragen größere Relevanz haben dürften – unterliegen diesen Irrtümern tendenziell überdurchschnittlich häufig. Besser kennt sich die Bevölkerung hingegen mit den Steuerklassen aus: Fast jeder Berufstätige weiß, welche Steuerklasse er hat bzw. wo er das nachschauen könnte.
Geschlecht und Schulbildung: kein großer Einfluss auf tatsächliches Finanzwissen
Der auf finanzielles Grundwissen ausgelegte Test umfasst 24 Aussagen und deckt in etlichen Bereichen deutliche Defizite auf. Insgesamt beurteilt die Bevölkerung 72 % der vorgelegten Aussagen korrekt, gibt dabei allerdings häufig an, sich in ihrer Bewertung nicht sicher zu sein. Männer kennen sich mit 74 % vs. 70 % nur geringfügig besser aus als Frauen, jedoch schätzen sie ihre Kenntnisse selbst auch deutlich besser ein: 59 % im Vergleich zu 40 %.
Auch die Schulbildung hat nur einen begrenzten Effekt auf das Finanzwissen. Personen mit hoher und mittlerer Bildung bewerten annähernd gleich viele Aussagen korrekt, also 74 % bzw. 73 %. Personen mit einfacher Schulbildung liegen mit 67 % etwas darunter. Allerdings bewerten sie ihr Finanzwissen auch deutlich konservativer: Während 61 % der Personen mit hoher Schulbildung und gut die Hälfte der Personen mit mittlerer Schulbildung überzeugt sind, dass ihr Finanzwissen sehr gut ist, geben das lediglich 28 % der Personen mit einfacher Schulbildung an.
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