Finanz-Wissenslücken auch bei Finanzentscheidern
29.11.2022
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Hohe Inflationsraten, wachsender Druck auf das Rentensystem, steigende Krankenkassenbeiträge und schwankende Kurse an den Börsen – seit einigen Monaten bestimmen Finanzthemen mehr denn je die Nachrichten und bringen viele Fragen für Privatpersonen mit sich.
Dementsprechend bewerten 88 % der Bevölkerung Finanzwissen auch als sehr wichtig – wobei das eigene Interesse daran eher gering ausgeprägt ist. Dennoch ist rund die Hälfte der Befragten überzeugt, sich gut damit auszukennen. Ein Wissenstest bestätigt diese Einschätzung jedoch nicht: Weit verbreitet sind Irrtümer zu Themen wie Inflation, Rente, Erbschaft und Immobilienfinanzierung. Besser kennt sich die Bevölkerung dagegen mit der Lohnsteuer und Sachversicherungen aus. Auch Führungskräfte, die Finanzentscheidungen für ihre Unternehmen treffen, schneiden nur bedingt besser ab.
Zwar liegen sie insgesamt öfter richtig als der Durchschnitt, dennoch weisen auch sie bei wichtigen Themen wie Inflation, Rente oder Geldanlage ebenfalls große Wissenslücken auf. Zu diesen Kernergebnissen kommt der MLP Finanzkompetenzreport. Die repräsentative Befragung von Bevölkerung und Finanzentscheidern hat das Institut für Demoskopie Allensbach im Auftrag der MLP School of Financial Education erstellt.
„Der MLP Finanzkompetenzreport zeigt deutlich, dass mangelhaftes Finanzwissen weit verbreitet ist – über alle Geschlechter, Altersgruppen und Bildungsschichten hinweg. Gerade bei so wichtigen Themen wie der Rente oder der passenden Absicherung kann dies gravierende Folgen haben“, stellt Jan Berg fest, Sprecher des Vorstands der MLP Finanzberatung SE und verantwortlich für die MLP School of Financial Education. „Es ist wichtig, mehr Interesse an Finanzthemen zu wecken und die finanzielle Bildung zu stärken.“
Finanzwissen: Große Bedeutung beigemessen, wenig eigenes Interesse
Die Bevölkerung misst Finanzwissen große Bedeutung bei. Insgesamt 88 % halten gute Kenntnisse in diesem Bereich für sehr wichtig, nur 2 % für kaum bzw. gar nicht wichtig. Gleichzeitig ist das Interesse am Thema Finanzen begrenzt: Nur 37 % bekunden großes Interesse. Bei 46 % ist es weniger groß, bei 14 % allerdings kaum bzw. nicht vorhanden. Gefragt nach ihren Kenntnissen ist rund die Hälfte der Bevölkerung davon überzeugt, sich mit Finanzen sehr gut auszukennen. Insgesamt 59 % der Männer geben mehrheitlich an, sich sehr gut auszukennen. Unter Frauen schätzen 58 % die eigenen Kenntnisse dagegen weniger oder gar nicht gut ein. Der eigenen Einschätzung nach besonders gering sind die Finanzkenntnisse bei 64 % der unter 30-Jährigen. Weniger gut oder kaum bzw. gar nicht gut hingegen sind die Kenntnisse nach eigenen Angaben bei 67 % Personen mit einfacher Schulbildung sowie bei 61 % der Personen mit niedrigem Haushaltseinkommen.
Große Wissenslücken bei Inflation, Kontoführung und Geldanlage
Um die Selbsteinschätzung einem Realitätstest zu unterziehen, wurde in der Studie das tatsächliche Wissen der Befragten untersucht. Im Themenfeld Geld herrschen in der Bevölkerung besonders verbreitete Fehlannahmen beim Thema Inflation – ein Befund, der angesichts der aktuellen Entwicklung besondere Tragweite hat. So halten 37 % der Bevölkerung die falsche Aussage „Die Erhöhung der Zinsen führt automatisch zu einer Erhöhung der Inflation" irrtümlich für richtig, und 36 % gehen fälschlicherweise davon aus, dass man als Schuldner nicht von der Inflation profitiert.
Genauso verbreitet ist die Annahme, dass Verheiratete im Notfall über das Konto des Ehepartners bzw. der Ehepartnerin verfügen können – 36 % halten dies irrtümlich für korrekt. Außerdem glaubt rund jeder Vierte fälschlicherweise, dass man mit einer sicheren Geldanlage auf dem Tagesgeldkonto in der Regel mehr Rendite erzielen kann als an der Börse. Dieser Irrtum zum Zusammenhang von Rendite und Risiko zieht sich durch alle Einkommensschichten.
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