Digitalisierung, Geopolitik und Klimawandel werden prägend sein
19.03.2020
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2. Erneuerbare Energien werden geopolitischer Faktor
Als Saudi-Arabien im Jahr 1932 gegründet wurde, hieß es, König Abd al-Aziz könne das gesamte Staatsvermögen in die Satteltaschen eines Kamels stecken, so arm war das Land damals. Schlagartig änderte sich die Situation, als im Jahr 1938 in dem Wüstenstaat Öl gefunden wurde. Wie für Saudi-Arabien ist auch für viele andere Staaten der Region wie Kuwait, Katar oder Bahrain Öl die wesentliche Quelle des Staatsreichtums und hat diesen damit auch eine starke geopolitische Macht verliehen. In den nächsten Jahren könnten die Erneuerbaren Energien ein wichtiger geopolitischer Faktor werden. „In Zukunft werden die Länder, die frühzeitig in Erneuerbare investiert haben, an politischem Einfluss gewinnen. Für die weltweite Energieversorgung wird dann weniger relevant sein, wer über Ressourcen verfügt, sondern über die nötige Infrastruktur und Technologie“, prognostiziert Thomas Seibel. Dies bedeute konkret, dass die Energieversorgung in Zukunft nicht mehr von wenigen Staaten kontrolliert werde, sondern immer mehr Länder ihre Energie-Unabhängigkeit gewinnen würden. Somit könnte die Zahl der geostrategischen Konflikte um konvetionelle Energien zurückgehen.
Jedoch würde der Wandel der globalen Energieversorgung auch zu ganz anderen Konfliktrisiken führen: Weil die Volkswirtschaften vieler Staaten sehr stark von Öl abhängig sind, könnte es durch den Wegfall ganzer Absatzmärkte zu ernsthaften Verwerfungen in diesen Regionen kommen. „Es ist deshalb wichtig, dass diese Länder beim weltweiten Ausbau der regenerativen Energien einbezogen werden. Sowohl von den nationalen Regierungen als auch der gesamten Branche und ihren Akteuren“, erläutert Thomas Seibel. Ein aktiver Wissenstransfer und Forschung in „Power-to-X“-Technologien, beispielsweise durch Energieumwandlung aus Erneuerbaren Energien in Wasserstoff, um die bestehende konventionelle Energieinfrastruktur nutzen zu können und damit eine Win-Win-Situation in den betroffenen Regionen zu erreichen, sei deshalb notwendig. „Unterm Strich bietet der weltweite Ausbau mehr Chancen als Risiken, denn er erhöht den Wettbewerbsdruck und fördert damit die Innovationskraft der Branche“, so das Fazit des Energie-Experten.
3. Klimawandel wirkt sich auf Energieerzeugung aus
Ein wesentlicher Grund für die Förderung der Erneuerbaren Energien ist, dass damit die globale Erwärmung zumindest abgeschwächt werden sollt. Zugleich hat der Klimawandel aber auch Auswirkungen auf die Erzeugung der Erneuerbaren Energien. So häufen sich auch in Europa extreme Wetterlagen, was bei der Asset Allokation von Erneuerbare-Energien-Portfolien berücksichtigt werden muss. Bspw. muss bei der Auswahl von Windportfolien bedacht werden, dass sich durch die zunehmende Erwärmung der Pole und die sich dadurch verringernde Geschwindigkeit in den obersten Luftschichten zu einer Stabilisierung der Windsituationen – also Windfluaten oder Starkwindereignisse – kommen wird. „Deshalb ist Diversifikation wichtiger denn je. Nicht nur über unterschiedliche Standorte, sondern auch über verschiedene Technologiearten hinweg“, so Seibel. Durch Streuung werde das Risikoprofil des Portfolios geglättet, denn Investoren könnten damit von den unterschiedlichen und teilweise negativ korrelierenden Standorten sowie verschiedenen Erzeugungsarten profitieren.
So zeigen exemplarische Berechnungen, dass die mittlere Sonneneinstrahlung in Deutschland und die mittleren Windgeschwindigkeiten in Dänemark negativ korrelieren. „Wir haben auf diese Erkenntnis reagiert, indem wir einen dritten Erneuerbaren-Energie-Fonds aufgelegt haben, der gezielt in unterschiedliche Technologien investiert“, so Seibel. „Der RE Infrastructure Opportunities investiert in Wind-, Solar- und Wasserkraftprojekte in ausgewählten OECD-Ländern und wurde speziell für institutionelle Investoren konzipiert. Damit sind wir für die nächsten zehn Jahre bestens aufgestellt.“ (ahu)