„Aufbruch und gute Stimmung bei einer positiven Lebenseinstellung“
14.08.2020
finanzwelt: Können Sie uns Ihre Investmentstrategie etwas erläutern? Kaplan: Der Fonds investiert in Wertpapiere unterschiedlicher Asset-Klassen wie Aktien und Unternehmensanleihen mit einer dynamischen und dennoch ausgewogenen Anlagepolitik. Die ökologischen, sozialen oder ethischen Ziele der Investments müssen geeignet sein, sich nachhaltig positiv auf Umwelt und Gesellschaft auszuwirken. Dazu gehören vor allem zukunftsfähige Beteiligungen, die z. B. in Gesundheit, Studentenwohnheime, Universtäten oder sogar in deutsche Kindertagesstätten investieren.
finanzwelt: Leitgedanke Ihres Fonds ist das Merkmal der Nachhaltigkeit. Für wie wichtig halten Sie in diesem Zusammenhang die Nachhaltigkeits-Taxonomie? Kaplan: Was bringt die Nachhaltigkeits-Taxonomie der EU-Kommission? Am 18. Juni 2019 wurde von der Europäischen Kommission der Bericht zur Nachhaltigkeits-Taxonomie veröffentlicht. Seit Juli 2018 arbeitete eine Expertengruppe, bestehend aus 35 Mitgliedern aus Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Wirtschaft und dem Finanzsektor, an diesem Bericht. Ziel des Klassifizierungssystems ist es, „weitere Anreize zu schaffen und Investitionen des privaten Sektors in eine nachhaltige Entwicklung zu lenken, indem sie die Anleger dafür sensibilisieren, in was sie investieren, und indem sie ihnen wichtige Instrumente an die Hand geben, um nachhaltig zu investieren“. Was bringen die Vorschläge? Der Bericht der EU-Kommission umfasst rund 400 Seiten. Die Experten fragen sich darin, wie Unternehmen über ihren ökologischen Fußabdruck berichten sollen. Das Projekt ist Teil des EU-Aktionsplans zur nachhaltigen Finanzwirtschaft. Die Idee ist, dass die Nachhaltigkeits-Taxonomie für rund 6.000 in der EU gelisteten Unternehmen und Banken Vorgabe sein soll. Die Experten untersuchten Branchen wie Energie, Transport, Agrarwirtschaft, Industrie, Kommunikation und Immobilien. So wollen sie zu einer branchenübergreifenden Definition von Nachhaltigkeit gelangen. Nach meiner Einschätzung wird hier, um dieses Ziel zu erreichen, versucht, eine Art ‚Interims-Alibi‘ zu schaffen. Die Frage ist doch, ob wir hier ‚regulatorische Nachhaltigkeitskosmetik‘ in der Finanzwelt betreiben wollen oder wirklich mutig und konsequent und nachprüfbar etwas dauerhaft verändern. Die aktuellen gesellschaftlichen Klimadiskussionen, auch Fridays for Future, werden wahrscheinlich dazu führen, dass vielleicht 30 – 50 % der Privatanleger sich für eine Berücksichtigung von ESG-Kriterien bei ihrer Geldanlage interessieren. Das wiederum würde dazu führen, dass die Fondsanbieter im Grunde alle ihre Produkte mit einem mehr oder weniger starken Schuss Nachhaltigkeit versehen müssten. Und genau das riecht nach Windowdressing und Unglaubwürdigkeit, weil dem Ganzen die Seele und die Überzeugung fehlt. Natürlich reihen wir uns hier nicht ein, warum auch.
finanzwelt: Sind Sie der Meinung, dass auch die aktuelle Krise dem nachhaltigen Investieren verstärkt Rückenwind verleiht? Kaplan: Die aktuelle Gesundheitskrise hat uns im Portfolio Management vor allem vorgeführt, welche Branchen, Produkte und Dienstleistungen zu den aktuellen Lösungsanbietern dieser Krise zählen und andererseits auf welche Produkte und Dienstleistungen Konsumenten und Staat teilweise sogar gänzlich verzichten können bzw. mussten. Mit unseren positiv besetzten Investmentthemen in den Bereichen Gesundheitstechnik, Biopharmazie, Information & Kommunikation, Bildung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien haben wir vor der Krise bereits überproportional viele Lösungsanbieter mit nachhaltigen Geschäftsmodellen in den Portfolien gehabt, wenn ich einen Vergleich mit konventionellen Asset-Managern an dieser Stelle machen darf. Problematische Geschäftsmodelle hingegen, die ohnehin nicht auf unserer Themenliste, wohl aber auf den Themenlisten konventioneller Asset-Manager stehen, wie beispielsweise die Luftfahrtindustrie, Massentourismus, Öl- und Gasexplorationsgesellschaften oder nicht nachhaltiger Konsum, haben im Zuge des Lockdowns massive Verluste hinnehmen müssen, weil diese besonders hart von den staatlichen Eingriffen zur Eindämmung der Pandemie betroffen waren. Unser Fokus und das damit einhergehende Stock Picking haben sich infolge der Krise vielmehr auf solche Lösungsanbieter verstärkt, da wir mit diesen Unternehmen wie etwa in der Medizintechnik einen substanziellen Beitrag zur Beilegung bzw. Linderung dieser Krise leisten können. Mit unserer Investment-Philosophie, sich nur auf das zu fokussieren. das einen positiven Effekt auf Umwelt und Gesellschaft hat, lagen wir auch in dieser Krise wieder mal goldrichtig. In diesem Kontext sollte man aber nicht vergessen, dass wir aktuell auch einen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise leisten müssen, denn diese hat sich wegen der aktuellen Gesundheitskrise nicht in Luft aufgelöst. Nachhaltiges investieren bedeutet für uns im Umkehrschluss, bewusstes und vorausschauendes Risikomanagement, um Teil der Lösung in derartigen Krisen und nicht Teil des Problems zu werden.
Weiter auf Seite 3