Mietendeckel – Enteignung – Was kommt danach?

11.10.2019

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Der Berliner Senat, eine Koalition aus SPD-Linke-Grüne, hat am 18.06.2019 ein Eckpunktepapier für einen Mietendeckel beschlossen. Zuvor waren schon mehrfach die Stimmen nach einer Enteignung der großen privaten (!) Wohnungsgesellschaften laut geworden.

Bundesweit gibt es eine Wohnungsnot in den Ballungszentren, besonders aber in den so genannten TOP 7 Städten. Die Mieten sind trotz einer starken Neubautätigkeit auch für die Bestandswohnungen immer stärker gestiegen. Für Familien von Normalverdienern wird es hier immer schwieriger, bezahlbaren Wohnraum zu finden. Der Unmut der Bewohner wächst und die Politik greift diesen Unmut auf, denn das sind die potenziellen Wähler bei der nächsten Wahl.

Wie konnte es dazu kommen?

War die Bevölkerungsentwicklung in den 70er und 80er Jahren noch von einer Stadtflucht begleitet, hat sich dieser Trend umgekehrt. In den alten Bundesländern versuchten viele, der Stadt den Rücken zu kehren und siedelten sich in schönen Einfamilienhäusern in der Region an. In den örtlichen Rathäusern wurde dies sehr gegrüßt; es wurden Neubaugebiete für Ein- und Zweifamilienhäuser ausgewiesen. Neue Orts- bzw. Stadtteile wurden geschaffen. Die Menschen nahmen es in Kauf, morgens und abends zurück in die Stadt zu fahren, um dort zu arbeiten. Der Ausbau der Infrastruktur fand allerdings nicht in dem notwendigen Umfang statt. Es wurden zu wenige Straßen gebaut, der Ausbau der Bahnstrecken fand vielfach gar nicht statt. Nur in der direkten Umgebung der Städte wurde das S-Bahn-Netz erweitert.

In den 90ern kam es zu einer Umkehr der Wohn- und Lebensgewohnheiten. Die Menschen wollten wieder zurück in die Städte. Waren die Städte in den 60er bis 70er Jahren noch sehr laut und dreckig, hatte sich dies Ende des letzten Jahrhunderts stark gewandelt. Es wurde plötzlich „schick“, wieder in der Stadt zu wohnen. Nicht nur das Wohnen an sich war angenehmer, auch die Urbanität wurde gesucht. Kneipenviertel, Restaurants und Geschäfte waren plötzlich wichtiger als der Garten. Die Städte hatten großflächige Fußgängerzonen und beruhigte Viertel, in denen man leben wollte. Auch die Nahversorgung hatte sich entwickelt und entsprach dem Trend. Diese Landflucht wird uns auch in den nächsten Jahrzehnten beschäftigen.

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