Kunstkauf: In diese Werke sollten Sie jetzt investieren

12.05.2022

Kunstmarktexpertin Ruth Polleit Riechert / Foto: © Anne Simon

Die Inflation treibt Anleger zu Sachwert-Investments, um ihr Geld vor Wertverlust zu schützen. Auch der Kunstmarkt profitiert von diesen Entwicklungen. Doch welche Kunst eignet sich überhaupt für ein Investment? Und nach welchen Kriterien wird sie bewertet? Kunstmarktexpertin Ruth Polleit Riechert weiß die Antworten.

finanzwelt: Sie kennen die aktuellen Zahlen aus Auktionsverkäufen sowie von Galerien, Händlern und Sammlern. Wie entwickelt sich der Kunstmarkt? Ruth Polleit Riechert: Dort zeichnet sich eine interessante Entwicklung ab: Der Umsatz ist 2021 gegenüber den beiden Vorjahren gewachsen – allerdings verzeichnen nur die Auktionshäuser ein starkes Plus von 47 %. Die drei größten, Christie’s, Sotheby’s und Phillips, konnten mit Alten Meistern, Impressionisten, Modernen, Nachkriegs- und Zeitgenössischen Kunstwerken sogar einen Umsatzanstieg von 74 % erzielen. Die Galerien haben dahingegen einen schweren Stand. Ihr Umsatz 2021 stieg zwar ebenfalls im Vergleich zu 2020, aber nur um 18 %. Und gegenüber 2019 sank er sogar. Das liegt u.a. daran, dass durch die Pandemie weniger Messen stattfanden oder schlechter besucht wurden. Hier litten besonders die Häuser, die ihr Angebot nicht digitalisiert hatten. Zudem bieten Auktionshäuser mittlerweile vermehrt Privatverkäufe an und machen den Händlern und Galerien damit Konkurrenz.

finanzwelt: Neue digitale Möglichkeiten haben sogenannten NFTs die Türen geöffnet. Wie sieht der Markt für digitale Kunst aus? Polleit Riechert: Der Verkauf von digitaler Kunst ist 2021 auf 11 % angestiegen und liegt bei jungen Sammlern in Asien und UK sogar am höchsten (Art Basel & UBS Report 2022). Die fälschungssichere Absicherung von digitaler Kunst mit Hilfe der Blockchain zeigt positive Auswirkungen: Vorher war digitale Kunst für den Handel unattraktiv, da nicht handelbar. Heute steht mit Beeple ein NFT-Künstler an der Spitze aller Auktionsverkäufe im Jahr 2021 mit einem Rekordpreis von 69 Mio. US-Dollar für sein NFT „Everydays - The First 5000 Days“ bei Christie‘s. Das Geschäft mit NFTs (Kunst-NFTs und Sammlerstücken) außerhalb des Kunstmarkts auf NFT-Plattformen ist von 4,6 Mio. US-Dollar im Jahr 2019 auf 11,1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021 gestiegen. Der Umsatz von kunstbezogenen NFTs hat sich im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorjahr mehr als verhundertfacht und erreichte 2,6 Mrd. Dollar (NonFungible.com).

finanzwelt: Welche Kunst/welche Künstler sind am begehrtesten? Polleit Riechert: Zu den Best Selling Artists, gemessen nach verkauften Werken auf Auktionen im Jahr 2021, gehören mit Pablo Picasso, Salvador Dali und Andy Warhol hauptsächlich bekannte Meister. Mit rund 3.400 verkauften Losen im Jahr 2021 ist Picasso der meistverkaufte Künstler der Welt in allen Preisklassen, von 1.000 Dollar für seine am wenigsten seltenen Drucke bis zu über 100 Mio. US-Dollar für sein bestes Ergebnis in diesem Jahr. Der weltweit führende Künstler erzielte 671 Mio. US-Dollar, verglichen mit 245 Mio. US-Dollar im Jahr 2020. Die Künstler Kaws, Shepard Fairey, Banksy und Murakami, die häufig unter den Top 10 der weltweit meistverkauften Künstler rangieren, erfreuen sich ebenfalls zunehmender Nachfrage. Das stärkste Umsatzwachstum wurde auf dem Markt für junge zeitgenössische Künstler (unter 45 Jahren) verzeichnet, der einen Rekordumsatz von 395 Mio. US-Dollar erzielte, gegenüber 131 Mio. US-Dollar im Jahr 2020 und 195 Mio. US-Dollar im Jahr 2019 (ArtTactic).

finanzwelt: Wieso ist es momentan so interessant in Kunst zu investieren? Polleit Riechert: Das liegt zuallererst an der Inflation: Viele Menschen schauen sich vermehrt nach Sachwerten als Investments um. Hinzu kommen die niedrigen Zinsen. Zudem haben Auktionsrekorde mit NFTs für Aufsehen gesorgt. Viele Menschen sind mit dem Handel von Kryptowährung und Kryptokunst sehr reich geworden. Einige können aber auch wieder sehr viel Geld verlieren. Die Frage, ob sich Kunst als Geldanlage eignet, wird öffentlich diskutiert.

Ob es also wirklich eine gute Idee ist, in Kunst zu investieren, um sein Vermögen vor der Inflation zu schützen und welche Tipps die Expertin für den Kunstkauf hat, lesen Sie auf Seite 2.