Krisen schaden Wertpapieren

03.06.2020

Foto: © gustavofrazao - stock.adobe.com

Die zahlreichen Krisen der vergangenen beiden Jahrzehnte haben das Sparverhalten der Deutschen deutlich verändert – aber nicht unbedingt zum Positiven. Das Geldvermögen kennt dennoch nur eine Richtung – nach oben. Das zeigt eine aktuelle Studie der ING.

Es ist eine erstaunliche Parallele: Vor über 20 Jahren wurde voll freudiger Erwartung dem Jahr 2000 entgegen gefiebert – und bereits nach wenigen Wochen kam die erste große Ernüchterung des neuen Jahrtausends: Im März platze die Dotcom-Blase. Ziemlich genau 20 Jahre später wurden voller Erwartung und Hoffnung die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts begrüßt und durchaus als „goldene Zwanziger“ bezeichnet. Doch das Unheil klopfte da schon an die Tür: Das Corona-Virus, das, wieder im März, zu einer massiven Einschränkung des öffentlichen Lebens und damit zu einer beispiellosen Wirtschaftskrise führte. Wie sich das Sparverhalten zwischen Dotcom-Krise und Corona-Krise entwickelt hat, wurde nun von Barkow Consulting im Auftrag der ING Deutschland unter die Lupe genommen. Hierzu wurden die Daten der Deutschen Bundesbank und der EZB zur Vermögensentwicklung und Sparverhalten ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass sich das Sparverhalten in Deutschland in den vergangenen beiden Jahrzehnten komplett gewandelt hat – wenig verwunderlich, sorgten doch die Subprime-Krise in den Jahren 2008/2009 und die Eurokrise der Jahre 2012/2013 zu einem massiven Zinsverfall, der vielen Anlagemöglichkeiten, die einst Sicherheit und Rendite gut verbanden, jegliche Attraktivität geraubt hat. So liegt der Anteil der Spareinlagen am Gesamtsparvolumen um 61 Prozentpunkte unter dem Wert vor dem Jahrtausendwechsel, der Anteil des Investments in Versicherungen ist um 16 Prozentpunkte zurückgegangen.

Immer weniger Wertpapiere

Auch Wertpapiere gehören zu den Verlierern der Krise: So ist deren Anteil in den vergangenen 20 Jahren um 30 Prozentpunkte zurückgegangen. Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass die Deutschen schon während der Subprime-Krise und der Eurokrise in erheblichem Umfang Fonds, Anleihen und Aktien verkauft haben. Dabei scheint vor allem das Platzen der Dotcom-Blase das Vertrauen der Deutschen in Aktien nachhaltig erschüttert zu haben. So erlebte die ohnehin schwache Aktienkultur in Deutschland vor 20 Jahren einen deutlichen Rückschlag und der deutsche Sparer hat in der Konsequenz fünf Jahre gebraucht, um wieder mehr in Aktien zu investieren. Auch die Eurokrise sorgte für zahlreiche Abflüsse aus Aktieninvestments und erst seit 2014 investieren deutsche Sparer wieder kontinuierlich in Aktien, wenn auch in geringerem Umfang als zuvor. Im vergangenen Jahr lagen die Aktieninvestments mit 14 Mrd. Euro immerhin auf dem höchsten Stand der vergangenen drei Jahre.

Wie sich das Verhältnis der Deutschen zu anderen Wertpapieren verändert hat und auf welche Anlageformen sie vermehrt setzen, lesen Sie auf Seite 2