Kann Geld das Gesundheitssystem heilen?

09.10.2019

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Das deutsche Gesundheitssystem ist längst selbst krank: Es gibt immer weniger Ärzte, die auch noch immer weniger Zeit für ihre Patienten haben. Doch auch die Patienten sind nicht ganz unschuldig an aktuellen Problemen. Diese können nur zum Teil mit Geld gelöst werden. Das und noch viel mehr zeigt der aktuelle MLP Gesundheitsreport.

387 Mrd. Euro – so hoch lagen im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt die Gesundheitsausgaben in Deutschland – ein neuer Höchstwert. Im Jahr 2017 wurde erstmals die Marke von 1 Mrd. Euro pro Tag überschritten. Angesichts dieser enormen Summen ist es wenig verwunderlich, dass sowohl Ärzte als auch Bevölkerung die Gesundheitsversorgung in Deutschland als immer noch sehr leistungsfähig wahr nehmen und viele Bürger in den vergangenen Jahren nochmals bessere Erfahrungen gemacht haben. So beurteilen im MLP Gesundheitsreport 77 % der befragten Ärzte die Gesundheitsversorgung in Deutschland als „sehr gut“ oder „gut“, bei den befragten Bürgern sind sogar 89 % dieser Meinung. Jeder fünfte befragte Bürger hat in den vergangenen Jahren nochmals bessere Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem hierzulande gemacht. Doch es gibt auch einige Missstände im deutschen Gesundheitswesen, wie der MLP Gesundheitsreport zeigt.

Ärztemangel macht sich bemerkbar

Gerade in ländlichen Regionen sind immer weniger Ärzte tätig – zum Nachteil der Patienten: So klagen 62 % der Bürger über lange Wartzeiten, ein Anstieg um 10 Prozentpunkte innerhalb von sieben Jahren, bzw. um 7 Prozentpunkte innerhalb von vier Jahren. Am stärksten betroffen sind vor allem gesetzliche Krankenversicherte, von den 65 % diesen Missstand nannten. Zudem hat ein Drittel der befragten Bürger das Gefühl, dass ihnen medizinische Leistungen aus Kostengründen vorenthalten werden – ein Gefühl, das nicht aus der Luft gegriffen ist: 45 % der befragten Ärzte bestätigen, dass dies bei ihnen bereits vorgekommen sei. 64 % der Ärzte sahen sich sogar dazu gezwungen, Behandlungen aus Kostengründen zu verschieben, ein Anstieg um 7 Prozentpunkte gegenüber dem Jahr 2016. Entsprechend sorgen sich inzwischen 62 % der Ärzte um ihre Therapiefreiheit. Am weitesten verbreitet ist diese Sorge bei Hausärzten, von denen 66 % so antworteten.

Dass sich die Situation in den nächsten Jahren ändert, ist kaum zu erwarten: So nehmen 64 % der Ostdeutschen und 40 % der Westdeutschen einen Ärztemangel wahr oder rechnen damit. Vor drei Jahren war das Thema kaum präsent. Nicht nur die Patienten, auch die Ärzte nehmen das Problem verstärkt wahr: Während vor drei Jahren noch 60 % ein solches Problem für ihre eigene Region erkannten, waren es bei der diesjährigen Umfrage 71 %.

Was der Ärztemangel für die Ärzte bedeutet und wie dem Problem begegnet werden kann, lesen Sie auf Seite 2