Die Transformation der Ernährungsindustrie hat begonnen

09.10.2020

Rahul Bhushan, Mitgründer von Rize ETF / Foto: © Rize ETF

Die Corona-Pandemie war nicht nur ein Schock für Gesellschaft und Wirtschaft, sondern hat auch einen Wandel im Konsumverhalten der Menschen bewirkt. Gesunde und nachhaltige Ernährung rückt mehr und mehr in den Vordergrund. Das ist auch dringend nötig angesichts schwindender globaler Ressourcen und einer weiter zunehmenden Weltbevölkerung. Die Lebensmittelindustrie steuert auf verschiedensten Ebenen um, langfristig orientierte Anleger sollten den Sektor in den Blick nehmen.

Im Jahr 2050 werden die globalen Nahrungsmittelsysteme voraussichtlich den Bedarf von mehr als zehn Milliarden Menschen vorwiegend in urbanen Lebensräumen decken müssen, über zwei Milliarden mehr als heute. Herstellung und Konsum von Lebensmitteln belasten die Umwelt, so beispielsweise aufgrund der damit verbundenen Emission von Treibhausgasen, der Nutzung von Land- und Wasserressourcen, dem Einsatz von Phosphaten, Herbiziden und Pestiziden. Die Globalisierung der Nahrungsmittelproduktion könnte daneben zum Verlust traditioneller Ernährungssysteme in weniger entwickelten Ländern führen, mit gravierenden Folgen für die dortige Gesundheit, das Ökosystem und die Kultur. Nachhaltige Ernährungsziele sind für viele, wenn nicht sogar für alle der 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen von zentraler Bedeutung. Ein zukunftssicheres Ernährungssystem mit einer Infrastruktur, die gesunde Lebensmittel liefert und gleichzeitig geringe Auswirkungen auf die Umwelt-, Wirtschafts- und Sozialsysteme gewährleistet, ist daher eine globale Herausforderung. Die Lebensmittelindustrie hat damit begonnen, gegenzusteuern. Ihre Transformation vollzieht sich innerhalb von neuen Subsektoren.

  • Pflanzliche und biologische Lebensmittel

Hier konzentrieren sich Unternehmen vorwiegend auf die Herstellung und Lieferung von pflanzlichen Lebensmitteln und Alternativen zu Fleisch und Milchprodukten in Form neuartiger Lebensmittel- und Getränkerezepturen. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass pflanzliche Nahrungsmittel für Menschen gesünder sind. So wird erwartet, dass die Nachfrage in diesem Subsektor in den kommenden Jahren exponentiell ansteigt.

  • Inhaltsstoffe, Aromen und Riechstoffe

Natürliche und organische Inhaltsstoffe zur Herstellung von Aromen und Duftstoffen verzeichnen eine steigende Nachfrage. Die Reproduktion gängiger Farben, Geschmacks- und Duftstoffen und zunehmend auch von Emulgatoren wird in der Lebensmittelindustrie seit langem praktiziert. Die synthetische Nachbildung von Stoffen (wie z.B. Palmöl) hilft nicht nur dabei, Umweltschäden beim Anbau dieser Grundstoffe zu mildern, sondern auch Kinderarbeit zu vermeiden. Besondere Priorität dürfte zukünftig organisch hergestellten Farben, Aromen, Düften und anderen Zutaten zukommen. Sie enthalten weniger Natrium, sind glutenfrei und keine genetisch veränderten Organismen.

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