Aufschwung erreicht Überschuldete nicht

21.11.2016

Trotz wirtschaftlichem Aufschwung ist die finanzielle Lage vieler Deutscher immer noch prekär ©Gina Sanders fotolia.com

Ursachen für Überschuldung bleiben weiterhin dieselben. Jedoch macht sich unter den Betroffenen offenbar zunehmend Resignation breit. Finanzbildung ist ein wichtiges Element, um ein Abrutschen in die Schuldenfalle zu verhindern.

Heuten stellen das Hamburger Institut für finanzdienstleistungen e.V. (iff) und die Stiftung "Deutschland im Plus" den iff-Überschuldungsreport 2016 vor. In diesem wird deutlich, dass finanziell gefährdete Haushalte nicht vom wirtschaftlichen Aufschwung profitieren. Außerdem scheinen viele Überschuldete zu resignieren und auf eine schuldenfreie Zukunft zu verzichten. So befindet sich die Zahl der Insolvenzeröffnungen bei den Verbraucherverfahren erneut auf einem historischen Tiefstand. Obwohl zwar von 6,7 Millionen Verbrauchern bei den Auskunfteien sogenannte "Negativmerkmale" gespeichert sind, wurden im letzten Jahr nur 85.000 Privatinsolvenzverfahren eröffnet. Dies hängt wohl auch mit der zunehmenden Möglichkeit des bargeldlosen Zahlungsverkehrs zusammen. So hat sich durch die Einführung eines Pfändungsschutzkontos die Notwendigkeit erübrigt, einen Insolvenzantrag zu stellen.

Geringes Einkommen und Arbeitslosigkeit als Hauptursachen

Die Ursachen für die Überschuldung sind nach wie vor die selben: So hat die Einführung des Mindestlohns nichts daran geändert, dass die Überschuldeten immer noch ein geringeres Einkommen als der Rest der Bevölkerung haben. So hat sich der Anteil derjenigen, die aufgrund von Einkommensarmut überschuldet sind, auf einem hohen Niveau von 10 Prozent stabilisiert. Bereits seit Jahren sinken die preisbereinigten Einkommen der Überschuldeten und liegen derzeit bei durchschnittlich 861 Euro und damit rund 13 Prozent unterhalb der Armutsgrenze. Auch der Mindestlohn kann nicht erreichen, dass die Anzahl der "Aufstocker" deutlich abnimmt. Das liegt vor allem daran, dass die Einkommen der Mindestlohnempfänger nicht ausreichen, um sich und ihre Familien aus der Armut herauszuführen." Die zunehmende Ungleichheit spiegelt sich immer stärker auch in den Einkommen Überschuldeter wider, immer mehr Menschen nehmen am wirtschaftlichen Aufschwung nicht teil", fasst iff-Überschuldungsexperte Dr. Dirk Ulbricht zusammen.

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