Wie nachhaltig ist die Value-Rallye?

29.04.2022

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Doch Value ist nicht gleich Value. „Bei NN IP sind wir der Meinung, dass die diesjährige Value-Rotation wahrscheinlich einen anderen Verlauf nehmen wird.“ Experte Davis fügt hinzu: „Es gab zwei Phasen der Rallye. Die erste fand nach den erfolgreichen Impfprogrammen statt, als die Volkswirtschaften wieder in Gang kamen. Nutznießer waren vor allem die Unternehmen. Sie litten unter einen Nachfragestopp oder schwerwiegenden Beeinträchtigungen der Lieferketten. Wir glauben, dass die diesjährige Rotation sich anders darstellt – als Folge der Inflation sind die Gewinner und Verlierer in diesem Umfeld in anderen Aktienkategorien zu finden.“

Value-Idee hat Tradition

Die Idee vom Value-Investing ist nicht neu; die Wurzeln reichen bis in die Anfänge des letzten Jahrhunderts zurück. Damals entwickelte Benjamin Graham die sogenannte Dividendenstrategie. Noch heute sind viele Investoren davon überzeugt, dass die Dividendenrendite als Auswahlkriterium zur Umsetzung der Value-Strategie ausreicht. Eine hohe Dividendenrendite dieser Titel bietet zudem einen gewissen Schutz vor Korrekturen im Markt. Doch ist die Bewertung, sprich sind günstige Aktien immer einen Kauf wert? Nein, zumal es Value Traps gibt. An erster Stelle muss die Unternehmensqualität stehen, dann der Blick auf die Bewertung. Ob ein Titel unterbewertet ist oder nicht, dies ergibt sich dabei erst aus der detaillierten Auseinandersetzung mit verschiedenen Kennzahlen, Geschäftsberichten und der genauen Kenntnis des jeweiligen Marktes. Darüber hinaus ist es wichtig herauszufinden, ob das Geschäftsfeld, in dem die Firma tätig ist, eine echte Chance hat, in zehn Jahren noch so erfolgreich zu sein wie heute. Auch die teilweise gebeutelten Finanzwerte dürften bei einer Renaissance dieser Werte unter Umständen gut abschneiden. Finanzwerte werden in Maßen von der steileren Zinskurve profitieren.

Alles Value oder was? Nein, so einfach ist die Rechnung sicherlich nicht. Denn einige Tech-Werte sind so stark abgestraft worden und damit vergleichsweise „günstig“ geworden, dass Investoren wieder zugreifen werden. Auch ist momentan schwierig, die Wirtschaftsleistung der kommenden Monate vorherzusehen. Tobt der Krieg in der Ukraine weiter, lastet das auch auf den Value-Aktien. Insofern haben Substanztitel Rückenwind bekommen, doch wie nachhaltig diese Aufwärtsbewegung sein wird, ist aktuell schwer vorhersehbar. (ah)