Was bedeutet die Krise für die Immobilienfinanzierung?

23.11.2020

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Kein Crash in Sicht

Optimistisch für die Zukunft zeigte sich Sascha Klaus. „Die Situation auf dem Immobilienmarkt stellt sich aber deutlich positiver dar, als anfänglich befürchtet. Es wird keinen plötzlichen Crash geben, wie in der Finanzkrise 2008, da deutlich mehr Kapital, Liquidität und Reserven vorhanden sind“, so der Vorstandsvorsitzende von Berlin Hyp, dem jedoch die Rating-Migration bei einzelnen Nutzungsarten Sorgen bereitet, die durchaus Auswirkungen auf das Kapital haben könnte. Deshalb seien die klassischen Kriterien Lage und Zukunftsfähigkeit einer Immobilie heute wichtiger denn je. Der Unsicherheit in manchen Sub-Assetklassen würden sich bei der Finanzierungsbereitschaft und der Konditionen von Banken bemerkbar machen. „Höheren Risiken z. B bei Projektentwicklungen kann aber mit mehr Eigenkapital und anderen Sicherheitspuffern, etwa in Form von Bürgschaften oder höheren Vorvermietungsquoten, begegnet werden“, so Klaus abschließend.

Keine Schnäppchen erwartbar

Jochen Ackermann zufolge führt die aktuelle Unsicherheit zu einem Paradigmenwechsel und einer Instabilität am Markt, die so zuletzt nach der Finanzkrise zu verzeichnen war. „Wohnen gewinnt als risikoresistente Nutzungsart als Investmentform an Attraktivität – im Gegensatz zu Hotel und Retail“, so der Vorstand von Magna Asset Management, der zugleich Hoffnungen zerstreute, dass die Krise dazu führen wird, dass Kapitalanleger jetzt sehr preiswert an interessante Investments kommen. „Natürlich gibt es ein paar Optionen am Markt, die unter großem Druck stehen, aber das sind nicht die Opportunitäten, die sich Investoren vorstellen.“

Digitalisierung gewinnt an Bedeutung

Michael Seebergerg geht davon aus, dass in Zukunft PropTechs und FinTechs, die viele Innovationen für einzelne Teile der Wertschöpfungskette bieten, auf dem Markt deutlich stärker an Bedeutung gewinnen werden. „Digitalisierung gelingt, wenn mit etwas Mut und Neugier auch in der Krise weiter investiert und mehr Kooperationen in der Immobilienbranche eingegangen werden“, meint der Geschäftsführer von hypcloud.

Banken dürften an Bedeutung verlieren

Dr. Michael Munsch warnt vor allem einen Anstieg der Insolvenzen. So prognostiziert der Vorstand von creditreform Rating, dass im ersten Quartal 2021 ca. 24.000 Unternehmen zahlungsunfähig werden könnten, ein Anstieg um 25 %. „Besonders Hotels, Gastronomie und Kultur sowie mittelständische und kleinere Unternehmen werden davon betroffen sein. Das Risiko steigt.“ Das damit verbundene Ausschlagen der Risikoquoten würden sich gerade bei Sub-Asset-Klassen auf den laufenden Cashflow auswirken und im Speziellen im Gastgewerbe würden Folgen für die Immobilienwerte zu beobachten sein. Die Finanzierungen würden anspruchsvoller werden und der Trend immer mehr von der Bankenfinanzierungen zum Kapitalmarkt gehen. „Risikoprämien werden dort anders gesehen und der Druck auf die Immobilienbewertung steigt. Das war bereits vor Corona so, es hat die Entwicklung bloß verstärkt. Pauschal lässt sich aber sicherlich sagen, dass es Unterschiede in den einzelnen Bereichen gibt. Am Ende entscheidet sich das im Einzelfall“, so Munsch. (ahu)