Und sie bewegen sich doch

17.10.2017

Walter Feil / Foto: © Walter Feil

  1. Von Verträgen, deren Kosten höher sind als der Renditevorteil aus der Steuerbegünstigung. Der wesentliche, eigentlich der einzige Vorteil einer Lebens- oder Rentenversicherung ist die Steuerbegünstigung. Solange das Sparkapital im Vertrag verbleibt, fällt keine Steuer an, so dass das Kapital deutlich schneller anwächst als bei jährlich anfallender Kapitalertragsteuer. Dieser Vorteil wird jedoch durch die hohen Kosten bei den meisten marktüblichen fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherungen aufgefressen. In der Regel addieren sich die internen Kosten der zur Auswahl gestellten Fonds, die Vertriebs- und Betreuungskosten sowie die Kosten für die Führung des Versicherungsvertrages zu Gesamtkosten von eineinhalb bis über zwei Prozent. Der Renditevorteil aus der Steuerbegünstigung liegt bei einer angenommenen Nettorendite von zwei Prozent nur bei 0,53 Prozent. Damit ist die Kostenbelastung einer Versicherung mit 1,5 % Kostensatz höher als der maximale Vorteil aus der Steuerbegünstigung. In diesem Fall ist der Kunde mit einem Sparplan, z.B. dem regelmäßigen Kauf von Fonds oder ETFs auf einem kostengünstigen Depot, besser bedient.

Interessenten für eine steuerbegünstigte Altersversorgung sollten deswegen auf folgende Vertragsmerkmale achten:

  1. Auswahl von kostengünstigen ETFs, um in Qualitätsaktien investieren zu können.
  2. Transparenz über alle Kosten und Begrenzung der Mehrkosten des Versicherungsvertrags gegenüber einem reinen Sparplan über gleichartige Anlagemodule auf weniger als ein Prozent.
  3. Option auf eine sehr lange Laufzeit, bis Alter 100 oder länger. Damit bleibt die Steuerbegünstigung sehr lange erhalten – und die Möglichkeit, Teilvermögen endgültig einkommensteuerfrei weiterzureichen.
  4. Option auf jederzeitige Entnahmen. Damit bleibt die Entscheidungshoheit, wann und wieviel Entnahmen aus dem steuerbegünstigten Vorsorgevermögens erfolgen, beim Versicherungskunden.

Mittlerweile gibt es Tarife, die diese Bedingungen ganz oder teilweise erfüllen:

StandardLife, ein Versicherer aus dem angelsächsischen Raum, bietet mit seinem neuen Tarif „Weitblick“ eine lange Laufzeit bis zum Alter von 100 Jahren und jederzeitige Entnahmemöglichkeiten. Hier ist sogar ein Entnahmeplan mit regelmäßigen automatischen Auszahlungen möglich. Es fehlt allerdings noch etwas an Kostentransparenz. Die Fondsauswahl ist auf hauseigene Fonds begrenzt, aus denen interne Quersubventionierungen der internen Kosten des Vertrags erfolgen.

ERGO Life S.A., ein Versicherer aus Luxemburg, bietet mit dem Tarif „Private Insuring LVL70“ die Option auf eine Laufzeit bis zum Alter von 102 Jahren, jederzeitige Entnahmen und vollständige Kostentransparenz. Zur Auswahl steht ein Sortiment von über dreißig ETFs mit günstigen Kostenquoten (TER = Total Expense Ratio ab 0,07 Prozent), mit denen in Qualitätsaktien rund um den Globus investiert werden kann. Der auf Kostenoptimierung getrimmte Tarif liegt mit seinen Gesamtkosten unter den Kosten eines marktüblichen Aktienfonds.

MyLife als Beispiel eines deutschen Versicherers bietet mit dem Tarif „Invest“ eine Laufzeit bis zum Alter von 98 Jahren, jederzeitige Auszahlungen und Zugriff auf über 4.000 Fonds und ETFs. Die in den Fonds enthaltenen internen Vertriebskosten erstattet das Unternehmen direkt in das Versicherungsvermögen zurück. Der Vertrieb erfolgt über Honorarberater, die mit dem Kunden eine direkte Vereinbarung über die Höhe der Beratungs- und Betreuungskosten treffen.

Der Vermögensaufbau im steuerbegünstigten Rechtsrahmen einer Versicherung lohnt sich, wenn die Rendite der Anlagemodule hoch ist und die Kosten für Vertrieb, Betreuung und Vertragsführung des Versicherungstarifs niedrig sind. Bei sechs Prozent Rendite über eine langfristige Anlage in Qualitätsaktien und Kosten von maximal 0,75 Prozent liegt der Renditevorteil aus der Steuerbegünstigung bei 1,58 Prozent und damit deutlich über den Mehrkosten des Versicherungsrahmens. Wenn dann noch die Vermögensanlage in Qualitätsaktien über ein Portfolio von ETFs mit Kostenquoten von unter 0,25 Prozent erfolgt, erhält der Kunde eine langfristig steuerbegünstigte und gleichzeitig kostengünstige Möglichkeit zum Aufbau einer flexiblen Altersversorgung.

Kolumne von Walter Feil, Investmentexperte und Versicherungsmakler mit Spezialisierung auf Private Insuring sowie Lehrbeauftragter an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Heidenheim