Überholer und Bremser

23.08.2021

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Daneben ist es auch immer sinn- und ertragreich, einen regionalen Blick auf die Märkte zu werfen. Viel wird derzeit über die „Rückkehr Europas“ gesprochen. Lange Zeit stand der Kontinent im Schatten der großen USA, die insbesondere durch die Technologieführerschaft einsam ihre Kreise an der Spitze zogen. Aktien der russischen Föderation haben durch ihre Energieschwergewichte in den zurückliegenden Monaten gut performt. Auch kleinere Werte aus Zentral- und Osteuropa konnten sich über überdurchschnittliche Wertzuwächse freuen. Entsprechende Fonds kommen seit Jahresbeginn auf ein Plus von 25 %. Der Aktienfonds-Durchschnittswert liegt bei beschriebenen 14 %. Auch die nordischen Länder (Norwegen, Schweden und mit Abstrichen Finnland) haben den Markt rückblickend geschlagen. Das reiche skandinavische Land Norwegen fußt seinen generellen Wohlstand in erster Linie auf seine umfangreichen Erdöl- und Gasvorkommen. Die zwei wichtigsten Exportprodukte Öl und Gas hatten allein im Jahr 2019 einen Anteil an den Gesamtexporten in Höhe von insgesamt rund 55 %. Der europäische Raum als Ganzes hat bis dato mittelmäßig abgeliefert. Französische Aktien wie auch italienische Werte liegen etwas über dem Durchschnitt, der Rest in etwa auf Augenhöhe oder eher niedriger. So auch deutsche Aktienfonds, deren Performance rund 11,9 % zum Stichtag beträgt.

Welche Branchen oder regionalen Schwerpunkten hatten das Nachsehen? Interessanterweise, aber das passt zur Argumentation der HQ-Trust-Analyse, standen Biotechnologie- und Gesundheitswerte im 1. Halbjahr 2021 eher im Schatten. Defensive Sektoren haben folglich Nachholbedarf – ihre Wertentwicklung bei steigender Wirtschaftsleistung ist eher mittelmäßig. Aber als Basis in einem breit diversifizierten Portfolio machen auch diese Aktien mittel- bis langfristig durchaus Sinn. Mit Blick auf die unteren Tabellenplätze fällt auf, dass viele Schwellenländer-Aktienfonds keinen rosigen Start in 2021 erlebten. Ob Hongkong, Japan, Thailand, Südafrika oder kleinere asiatische Märkte, vielen weisen (teils überraschenderweise) negative Vorzeichen in der Analyse auf. Indonesische Aktien stehen ebenfalls deutlich im roten Bereich. Die „rote Laterne“ haben türkische Aktienfonds. Nach belastenden Äußerungen von Präsident Erdogan stand die türkische Lira an einem kritischen Punkt und erlitt einen Wertverfall. Vor allem Titel aus Schwellenländern sind in vielen Depots unterrepräsentiert. Fairerweise muss erwähnt werden, dass sich diese Märkte im kurzen Betrachtungszeitraum von sechs Monaten negativ entwickelten. Auf 1-Jahresssicht sieht das schon anders aus. Mit Blick auf das 2. Halbjahr gibt es denn auch mehrere Gründe, die den Schwellenländern sozusagen in die Hände spielen könnten. Da sind zunächst die ökonomischen Rahmenbedingungen, denn die Emerging Markets erweisen sich als Lokomotive für die Weltkonjunktur. Viele der aufstrebenden Länder, allen voran China, sind jetzt wieder auf der Überholspur. Aus vermeintlichen Verlierern werden Gewinner. Und möglicherweise umgekehrt. (ah)