Überholer und Bremser

23.08.2021

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Das laufende Jahr hält wieder einige Überraschungen für uns bereit. Die Inflation lässt grüßen. Investoren, die auf steigende Kurse an den internationalen Kapitalmärkten gesetzt haben, können beruhigt in die Hände klatschen. Der Rubel rollt sprichwörtlich. Doch wie so oft im Leben lohnt auch hier ein Blick auf einzelne Segmente. Wo geht die Post richtig ab, was hinkt hinterher? Rohstoffe boomen, ebenso wie einzelne europäische Aktienmärkte. Schlusslichter sind, bis auf wenige Ausnahmen, die sich entwickelnden Staaten.

Halbzeit an den Finanzmärkten. Zeit, um in die Rückspiegel zu schauen und zugleich einen Blick nach vorne zu werfen. Zweifellos ist das Thema der inflationären Entwicklung rund um den Globus überall präsent. Der zu fühlende Preisanstieg liegt wie Mehltau über dem Geschehen. Dessen ungeachtet ist die bisherige Entwicklung des laufenden Jahres mehr als zufriedenstellend. Der Motor läuft rund. Aktienfonds haben im Durchschnitt seit Jahresbeginn ein Plus von 14 % (Stand: 01.07.) erwirtschaftet. Der deutsche Aktienindex schwankt zum Start in das 2. Halbjahr um die 15.600 Zähler – ein nachhaltiger Ausbruch nach oben Richtung 16.000 Punkte ist indes noch nicht geglückt. Dennoch, auch mit deutschen Aktien ließ sich 2021 einiges erreichen.

Natürlich bleibt die Inflation auch über einen beliebigen Stichtag hinweg das große Rahmenthema. Und es hängt stark vom Wirtschaftszweig ab, ob ein Unternehmen in Erwartung steigender Inflation auch einen guten Schnitt macht. In diesem Zusammenhang ist eine Analyse aus dem Hause HQ-Trust sehr ausschlussreich. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass zyklische Sektoren sich bei steigenden Inflationserwartungen besser entwickeln als defensive Sektoren, die ihren jeweiligen Mehrwert eher in Phasen fallender Erwartungen ausspielen können. Besonders gut schnitten in den vergangenen 20 Jahren bei steigenden Inflationserwartungen Aktien aus den Bereichen Halbleiter, Hardware und Automobile ab. Dagegen blieben vier Sektoren in Zeiten steigender Inflationserwartungen im Schnitt deutlich hinter dem Markt zurück – Immobilien, Telekom, Einzelhandel und Energie, so die Experten von HQ Trust.

Zu den Gewinnern des laufenden Jahres zählen unzweifelhaft Industriemetalle und Agrarrohstoffe. Deren Notierungen haben sich in 2021 kräftig verteuert. Aluminium und Kupfer sind hier beispielhaft zu nennen. Das hat natürlich etwas mit der anziehenden Konjunktur in weiten Teilen der Welt zu tun. Der Rohstoffhunger ist, so etwa in China, groß und muss gestillt werden. Auch die Nachfrage nach sogenannten „soft commodities“ wie Weizen oder Baumwolle ist überdurchschnittlich vorhanden. Ein knappes Angebot führt dann zu höheren Preisen. Autofahrer merken es an der Tanksäule, aber das Energiesegment ist seit geraumer Zeit im Aufwind begriffen. Der Ölpreis, vor noch nicht allzu langer Zeit quasi abgeschrieben und auf niedrigem Niveau dümpelnd, kletterte nun unaufhörlich auf mehr als 75 US-Dollar je Barrel. Angebot und Nachfrage bestimmen eben den Preis und Corona, respektive die Lieferengpässe, haben ihren Teil dazu beigetragen.

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